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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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suchte nach ihrer Geldbörse.
    Nachdem die Frau gegangen war und sich ihre unruhigen Schritte in den Geräuschen, die permanent auf der Promenade herrschten, verloren hatten, schlenderte Ohn herüber. »Du bist so nett, Oree«, sagte er.
    Ich grinste. »Ja, nicht wahr? Ich hätte ihr zwar sagen können, dass sie nur in die Gasse gehen und ihre Röcke ein wenig anheben muss, damit sie einen Herzschlag später bei ihrer Familie ist, aber ich musste doch ihre Würde bewahren, oder nicht?«
    Ohn zuckte mit den Schultern. »Wenn sie nicht von selbst darauf kommen, ist es ihre Schuld, nicht deine.« Er seufzte hinter der Frau her. »Es ist doch zu schade, wenn man eine Pilgerreise hierher unternimmt und dann die halbe Zeit verloren umherirrt.«
    »Eines Tages wird sie in der Erinnerung daran schwelgen.« Ich stand auf und reckte mich. Mein Rücken schmerzte, da ich den ganzen Vormittag gesessen hatte. »Behalte meinen Tisch bitte mal für mich im Auge, ja? Ich mache einen kleinen Spaziergang.«
    »Lügnerin.« Ich grinste, als ich die heiser grummelnde Stimme von Vuroy, einem weiteren Verkäufer der Zeile, hörte, der nun ebenfalls hinzukam. Er blieb bei Ohn stehen. Ich stellte mir vor, wie er liebevoll den Arm um Ohns Schultern legte. Die beiden und Ru — auch sie Verkäuferin an der Zeile — waren ein Trio, und Vuroy war sehr besitzergreifend. »Du willst doch nur in der Gasse nachsehen, ob ihr Dämlich-wie-Dämonen-Mann und die Bälger etwas verloren haben, bevor die Magie sie erwischte.«
    »Warum sollte ich das wohl tun wollen?«, fragte ich in meinem zuckersüßesten Tonfall, obwohl ich mir das Lachen kaum verkneifen konnte. Sogar Ohn hatte Mühe, ein Kichern zu unterdrücken.
    »Wenn du etwas findest, dann teile es gefälligst«, forderte er.
    Ich warf ihm eine Kusshand zu. »Wer's findet, darf's behalten. Es sei denn, du möchtest Vuroy als Gegenleistung teilen?«
    »Wer's findet, darf's behalten«, konterte er. Dann hörte ich, wie Vuroy lachte und ihn in seine Arme zog. Ich ging los und konzentrierte mich auf das tapp-tapp meines Stocks, damit ich nicht hörte, wie sie sich küssten. Natürlich hatte ich das mit dem Teilen als Witz gemeint, aber es gab immer noch Dinge, denen ein alleinstehendes Mädchen lieber aus dem Weg ging, wenn sie selbst nicht auch ein wenig davon bekommen konnte.
    Die Gasse, die sich jenseits des breiten Gehsteigs der Künstlerzeile befand, war leicht zu finden, weil ihre Wände und der Boden sich von dem grünen Schein, den der Weltenbaum überall verbreitete, blass abhoben. Sie waren nicht sehr hell; für die Gottkinder war das nur unbedeutende Magie. Sogar ein Sterblicher hätte das fertiggebracht. Er brauchte nur ein paar ziselierte Siegel und musste ein Vermögen in die Auslösertinte investieren. Gewöhnlich sah ich höchstens ein Gitter aus Licht, das sich um den Mörtel zwischen den Ziegeln rankte, aber dieser Götterpunkt war vor Kurzem aktiviert worden und brauchte einige Zeit, bis er wieder zur Ruhe kam und verblasste.
    Ich blieb am Eingang der Gasse stehen und lauschte angestrengt. Die Promenade war ein großer Kreis im Herzen der Stadt, wo Fußgängerverkehr auf Kutschenstraßen traf. Zusammen bildeten sie einen Kreis um einen breiten Platz mit Blumenbeeten, schattigen Bäumen und Spazierwegen. Die Pilger versammelten sich gerne dort, weil der Platz die beste Aussicht der Stadt auf den Weltenbaum bot; aus demselben Grund liebten wir Künstler ihn auch. Die Pilger waren immer in der Stimmung, unsere Waren zu kaufen, nachdem sie Gelegenheit gehabt hatten, ihren merkwürdigen neuen Gott anzubeten. Dennoch waren wir uns immer der Weißen Halle bewusst, die nebenan stand. Ihre glänzenden Wände und die Statue von Bright Itempas schienen missbilligend über dem ketzerischen Treiben des Platzes aufzuragen. Die Ordensbewahrer waren heutzutage nicht mehr so streng wie früher, denn es gab jetzt zu viele Götter, die eine Verfolgung ihrer Anhänger übelnehmen konnten. Insgesamt gab es zu viel freie Magie in dieser Stadt, und sie waren nicht mehr in der Lage, alles zu überwachen. Dennoch schien es nicht besonders klug, gewisse Dinge direkt vor ihrer Nase zu tun.
    Also betrat ich die Gasse erst, nachdem ich sichergestellt hatte, dass sich keine Priester in der Nähe befanden. Es war immer noch ein Risiko, denn auf der Straße war so viel Lärm, dass ich nicht alles hören konnte. Doch für den Fall der Fälle würde ich einfach behaupten, dass ich mich verlaufen hatte.
    Ich betrat
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