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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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Kraft und absoluter Macht.
    Konnte ich damit mein Lager teilen und hoffen, unverletzt wieder aufzustehen?
    »Ich will für dich ich selbst sein, Oree«, flüsterte er an meiner Haut. »Nur einmal.« Keine Bitte — auf keinen Fall. Eine Erklärung.
    Ich schloss meine Augen und entspannte mich. Ich brachte es nicht fertig, zu sprechen, aber das musste ich auch nicht. Mein Vertrauen war genug.
    Also hob er uns hoch, drehte uns, damit ich unter ihm auf dem Bett lag und fesselte meine Arme über meinem Kopf. Ich lag passiv da und wusste, dass er die Kontrolle brauchte. Er hatte heutzutage so wenig Macht; das wenige, das er für sich beanspruchen konnte, war sehr wertvoll für ihn. Er schaute mich kurz an. Sein Blick war wie Federn auf meiner Haut — eine Qual. Als er mich dann berührte, war es wie ein Befehl. Ich wölbte meinen Rücken, erschauerte und öffnete mich für ihn. Ich konnte nichts dagegen tun. Er presste sich an mich, drang in mich ein, und ich spürte, wie die unglaubliche Hitze seines Körpers aufstieg. Zuerst bewegte er sich langsam, konzentriert und flüsterte etwas. Gotteswörter, wie ein Gebet, so leise, dass ich sie fast nicht hören konnte. Die Magie arbeitete nicht für ihn, oder doch?
    ... aber er ist jetzt anders, das hier ist anders ...
    ... und dann spürte ich seine Worte auf meiner Haut. Ich weiß nicht, woher ich wusste, dass es Wörter waren. Ich hätte das nicht wissen dürfen. Eigentlich waren nur meine Finger so empfindlich. Diesmal aber spürten meine Oberschenkel die Bögen, Kurven und abrupten Wendungen der Sprache der Götter. Jeder Buchstabe stand deutlich vor meinem geistigen Auge. Es waren mehr als nur Wörter; es gab auch merkwürdig gekippte Linien, Zahlen und andere Symbole, deren Sinn ich nicht entschlüsseln konnte. Sie waren zu kompliziert. Er hatte zu Anbeginn der Zeit eine Sprache erschaffen, die immer sein raffiniertestes Instrument geblieben war. Die Worte glitten über meine Haut, an meinen Beinen herunter, umkreisten meine Brüste - Götter! Es gibt keine Worte der Sterblichen dafür, wie sich das anfühlte, aber ich krümmte und wand mich. Er beobachtete mich, hörte mich wimmern und war zufrieden. Auch das spürte ich.
    »Oree«, sagte er. Nur das. Ich hörte Geflüster dahinter, ein Dutzend Stimmen — alles seine —, die sich überschnitten. Das Wort bekam ein Dutzend verschiedene Bedeutungsschichten: Lust, Angst, Dominanz, Zärtlichkeit, Ergebenheit.
    Dann küsste er mich wieder. Diesmal war der Kuss wild. Ich hätte aufgeschrien, wenn ich gekonnt hätte. Diesmal brannte der Kuss. Es fühlte sich so an, als ob ein Blitz durch meinen Hals hinunterfuhr und all meine Nerven in Brand setzte. Ich wand mich erneut, was er großzügig zuließ. Ich weinte, aber die Tränen trockneten sofort.
    Mein Schweiß verdampfte. Ich spürte, wie die Hitze der aufgehenden Sonne hereindrang, sich in mir sammelte und bis unter die Haut kochend aufstieg. Entweder, sie fand ein Ventil, oder sie verbrannte mich von innen heraus; ihr war es egal. Mir war es egal. Ich schrie wortlos, presste mich gegen ihn und bettelte um das Quäntchen mehr, um das I-Tüpfelchen, um eine Kostprobe des Gottes im Manne, denn er war beides. Ich liebte beide, und ich brauchte beide mit jeder Faser meines Herzens.
    Dann brach der Tag an, und mit ihm kam das Licht. Meine Wahrnehmung löste sich in dem Rausch, dem Brausen und der unfassbaren Schönheit von zehntausend weißglühenden Sonnen auf.
     

 
     

    21
    »Stilleben«
    (Öl auf Lein wand)

    D ieser Teil ist der schwierigste, schwieriger als alle anderen. Aber ich werde ihn erzählen, denn ihr müsst es wissen.)
    Ich erwachte am frühen Abend. Ich hatte den ganzen Tag verschlafen. Dennoch überlegte ich, nachdem ich mich aufgesetzt und die verdrehten Laken von mir geworfen hatte, ernsthaft, ob ich mich wieder hinlegen sollte. Ich hätte noch eine Woche schlafen können, so müde war ich. Allerdings war ich auch hungrig, durstig und benötigte eine Toilette. Also stand ich auf.
    Sonnenschein schlief neben mir und rührte sich nicht einmal dann, als ich über den achtlos weggeworfenen Morgenmantel stolperte und laut fluchte. Ich glaubte, dass die Magie ihn noch mehr erschöpft hatte als mich.
    Im Badezimmer machte ich eine Bestandsaufnahme und kam zu dem Ergebnis, dass ich lebte und nicht zu Holzkohle verbrannt war. Eigentlich fühlte ich mich prima; bis auf die Müdigkeit und ein wenig Zwicken hier und da. Besser als prima. Während ich dastand und mir
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