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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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mit überkreuzten Beinen und ironischem Ausdruck darin saß.
    Sie war bestimmt immer noch barfuß, dessen war ich mir sicher.
    Den anderen wollte ich mir gar nicht vorstellen.
    »Komm mit mir«, sagte die Frau und erhob sich. Sie kam näher. Ich spürte eine kühle Hand, die meine ergriff. Obwohl ich bereits eine Kostprobe ihrer Macht vor langer Zeit in der Gasse bekommen hatte, spürte ich selbst auf diese kurze Entfernung nichts davon. Allein die kalte Wut des Lords der Finsternis erfüllte den Raum.
    »W-wa...«Ich drehte mich um und ging ohne nachzudenken aus reinem Selbsterhaltungstrieb mit ihr. Doch als sie an meiner Hand zerrte, blieben meine Füße einfach stehen. Sie blieb ebenfalls stehen und sah mich an. Ich versuchte, zu sprechen, war aber keines Wortes fähig. Stattdessen drehte ich mich um; nicht, weil ich es wollte, sondern, weil ich es musste. Ich sah den Lord der Finsternis an, der am Bett bedrohlich über Sonnenschein gebeugt stand.
    In der Stimme der Lady war ein Hauch von Güte. »Wir werden ihm nichts tun. Noch nicht einmal Naha.«
    Naha dachte ich verwirrt. Der Lord der Finsternis hat einen Kosenamen. Ich leckte mir die Lippen. »Ich weiß nicht ... Er ist.« Ich schluckte erneut. »Eigentlich ein leichter Schläfer.«
    Sie nickte. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich wusste es. Ich musste sie nicht sehen, um zu wissen, was sie tat.
    »Die Sonne ist gerade untergegangen, obwohl ihr Licht immer noch am Himmel zu sehen ist«, sagte sie und nahm erneut meine Hand. »Das ist meine Zeit. Er wird aufwachen, wenn ich ihn lasse - obwohl ich nicht die Absicht habe, ihn erwachen zu lassen, bis wir fort sind. Es ist besser so.«
    Sie führte mich die Treppe hinunter. In der Küche setzte sie sich mit mir an den Tisch. Hier, ohne Nahadoth, konnte ich etwas von ihr spüren. Doch es fühlte sich gehemmt an und nicht so, wie damals in der Gasse. Sie strahlte Ruhe und Ausgeglichenheit aus.
    Ich überlegte, ob ich ihr Tee anbieten sollte.
    »Warum ist es besser, dass Sonnenschein weiterschläft?«, fragte ich schließlich.
    Sie lachte leise. »Ich mag den Namen Sonnenschein. Ich mag dich, Oree Shoth. Deshalb wollte ich mit dir alleine sprechen.« Ich erschrak, weil ihre Finger sanft — und mit seltsamen Schwielen — mein Gesicht nach vorne kippten, damit sie mich besser sehen konnte. Mir fiel ein, dass sie wesentlich kleiner war als ich. »Naha hat recht. Du bist wirklich ein reizendes Mädchen. Deine Augen unterstreichen das, finde ich.«
    Ich sagte nichts und machte mir Sorgen, weil sie meine Frage nicht beantwortet hatte.
    Kurz darauf ließ sie mich los. »Weißt du, warum ich Gottkindern verbiete, Schatten zu verlassen?«
    Ich blinzelte überrascht. »Ah ... nein.«
    »Ich denke, du weißt es sehr wohl — vielleicht besser als mancher andere. Sieh dir an, was geschieht, wenn sich nur ein Sterblicher mit unseresgleichen einlässt. Zerstörung, Chaos, Mord ... Soll ich zulassen, dass die ganze Welt darunter leidet?«
    Ich runzelte die Stirn, öffnete meinen Mund, zögerte und be- schloss schließlich, das auszusprechen, was ich dachte.
    »Ich denke«, sagte ich langsam, »es ist egal, ob Ihr die Gottkinder einschränkt oder nicht.«
    »So?«
    Ich fragte mich, ob sie wirklich interessiert war, oder ob es sich um einen Test handelte.
    »Nun ... Ich wurde nicht in Schatten geboren. Ich ging dorthin, weil ich von der Magie gehört hatte. Weil ...« Ich dort etwas sehen konnte, wollte ich eigentlich sagen, aber das war nicht die Wahrheit. In Schatten hatte ich täglich Wunder erlebt, aber streng genommen hatte ich es dort nicht besser gehabt als hier in Stra'feh: Ich benötigte immer noch einen Gehstock. Ich war wegen des Baums und der Gottkinder hingegangen — und wegen der Gerüchte über noch seltsamere Dinge. Wegen der Vorstellung, an einem Ort zu wohnen, an dem mein Vater sich wohlgefühlt hätte. Und ich war nicht die Einzige. Die meisten meiner Freunde waren weder Dämonen noch Gottkinder, noch anderweitig magisch angehaucht. Dennoch waren auch sie aus demselben Grund nach Schatten gekommen: Es war ein einzigartiger Ort.
    »Weil die Magie mich rief«, sagte ich schließlich. »Das wird überall dort geschehen, wo Magie ist. Sie ist ein Teil von uns, und einige von uns werden sich zu ihr hingezogen fühlen, wo sie auch sein mag. Wenn Ihr sie uns also vollständig wegnehmen wollt, was nicht einmal durch die Untersagung gelungen ist...« Ich spreizte die Hände. »Es werden schlechte Dinge geschehen und
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