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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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sofort an Sonnenschein und die Art, wie er mich oft berührte — wortlos und um sich meiner Nähe zu versichern. Hatte er das einst auch mit Nahadoth so gemacht? Vielleicht vermisste Nahadoth unter all seinem Zorn diese Zeiten ebenfalls. Er hatte allerdings die Lady, die ihn tröstete. Sonnenschein hatte bald niemanden mehr.
    Schweigend verschwand der Lord der Finsternis. Yeine blieb einen Moment bewegungslos stehen und wandte sich dann wieder an mich.
    »Ich habe mich entschieden«, sagte ich sehr leise.
    Sie sah, was in meinem Herzen war — oder vielleicht war es auch einfach nur offensichtlich. »Wenn das, was du sagst, stimmt«, sagte sie, »wenn du dir wirklich etwas aus ihm machst, dann frage dich, was das Beste für ihn ist. Nicht für dich.«
    Das tat ich. In dem Moment stellte ich mir vor, was möglicherweise aus Sonnenschein wurde, lange nachdem ich gestorben und zu Staub zerfallen war. Ein Wanderer, ein Krieger, ein Hüter. Ein Mann der leisen Töne und schnellen Entscheidungen; so gut wie keine Güte, aber wenigstens ein bisschen. Ein wenig Wärme. Die Fähigkeit, zu berühren und von anderen berührt zu werden. So viel konnte ich ihm hinterlassen, wenn ich es richtig anfing.
    Doch wenn ich starb, wenn seine Liebe mich tötete, bliebe nichts in seinem Inneren. Er würde sich von den Sterblichen distanzieren, weil er die Folgen kannte, wenn er sich zu viel aus uns machte. Er würde den winzigen Funken Wärme in sich ersticken, aus Angst vor dem Schmerz, den er brachte. Er würde in der Menschheit leben, aber vollkommen einsam sein. Und er würde sich niemals wieder erholen.
    Ich sagte nichts.
    »Du hast einen Tag«, sagte Yeine und verschwand.
    Ich saß lange am Tisch.
    Was die Lady auch getan hatte, um die Zeit anzuhalten, es war mit ihr verschwunden. Ich spürte durch das Küchenfenster, wie die Nacht hereinbrach. Die Luft wurde kühl und trocken. Draußen hörte ich Menschen herumlaufen, Zikaden weit entfernt in den Feldern und eine Kutsche, die über eine Kopfsteinpflasterstraße ratterte. Der Wind trug den Geruch von Blumen mit sich, aber es waren nicht die Blumen des Weltenbaums.
    Endlich hörte ich, wie sich oben etwas bewegte. Sonnenschein. Die Rohre pfiffen, als er sich ein Bad einließ. Stra'feh war nicht Schatten, aber es hatte die besseren Rohrleitungen. Ich verschwendete schamlos Holz und Kohle, um für heißes Wasser zu sorgen, wenn wir es haben wollten. Nach einer Weile hörte ich, wie er das Wasser wieder abließ, noch etwas herumhantierte und dann die Treppe herunter kam. Wie zuvor blieb er in der Tür des Zimmers stehen und las in meinem Schweigen. Dann kam er zum Tisch und setzte sich dorthin, wo die Lady gesessen hatte. Das hatte aber nichts zu bedeuten, weil ich nicht viele Stühle hatte.
    Ich musste ganz still sitzenbleiben, als ich sprach. Sonst wäre ich zusammengebrochen, und alles wäre umsonst gewesen.
    »Du musst gehen«, sagte ich.
    Sonnenschein saß bewegungslos da.
    »Ich ... kann nicht mit dir zusammen sein. Es geht niemals gut zwischen Göttern und Sterblichen. Allein der Versuch ist töricht.«
    Während ich sprach, wurde mir erschreckend klar, dass ich an das glaubte, was ich da sagte. Ich hatte immer in einem Winkel meines Herzens gewusst, dass Sonnenschein nicht für immer bei mir bleiben konnte. Ich wurde alt und starb, während er jung blieb. Oder alterte auch er, starb an Altersschwäche und wurde dann jung und gutaussehend wiedergeboren? Beides nützte mir nichts. Ich würde ihn deshalb ohne es zu wollen ablehnen und mich schuldig fühlen, weil ich ihn belastete. Ich würde ihm unvorstellbaren Schmerz zufügen, wenn er zusehen musste, wie ich zerfiel, und am Ende waren wir dann doch für immer getrennt.
    Doch ich hatte es versuchen wollen. Götter ; wie sehr hatte ich das gewollt!
    Sonnenschein saß da und starrte mich an. Es gab keine Vorwürfe und keine Versuche, meine Meinung zu ändern. Das war nicht seine Art. Ich hatte von dem Moment an, als ich anfing, gewusst, dass es keiner großen Anstrengung bedurfte, oder zumindest nicht vieler Worte.
    Dann stand er auf, kam um den Tisch herum und hockte sich vor mich. Ich drehte mich langsam und äußerst kontrolliert herum, um ihn anzusehen. Kontrolle. Das war doch sonst seine Art, nicht wahr? Ich probierte es für mich aus und hielt ganz still. Ich kämpfte gegen das Verlangen, sein Gesicht zu berühren und herauszufinden, wie schlecht er nun von mir dachte.
    »Haben sie dich bedroht?«, fragte er.
    Ich
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