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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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Dann ist es still. Die aufgeweckten kleinen Augen suchen das Gesicht des Dämonen ab. Dieser kann nicht anders und lächelt.
    »Wenn sie dich doch nur ansehen und dasselbe fühlen würden wie ich«, sagt er. »Sie sehen nur die Gefahr. Jetzt sind wir beide wahrscheinlich die Letzten.« Er verbannt die Verzweiflung aus seinem Herzen, damit das Kind sie nicht spürt. »Nein. Es müssen auch andere überlebt haben. Eines Tages wirst du sie vielleicht finden.«
    Zur Antwort murmelt das Kind leise und ahmt ungeschickt Mundbewegungen und Sprache nach.
    Er streichelt die weiche Wange und hält dann inne. Die plötzliche Stille draußen alarmiert ihn. Nicht nur die schnellen, suchenden Windstöße, die den ganzen Nachmittag durch das Dorf gefegt sind, haben aufgehört, sondern es ist vollkommen windstill. Der Dämon kann auch keins der typischen Geräusche hören, die entstehen, wenn die Menschen ihrem flüchtigen Leben nachgehen: das Krachen der Dechsel des Steinmetzes, das Singen der Frauen und Handwerker, während sie arbeiten, das Kichern spielender Kinder. Es herrscht nur Stille.
    Der Dämon schleicht sich zum Fenster und öffnet erneut die Klappe. Im Mittelpunkt des Dorfes befindet sich ein runder Bereich glatter Erde. Dort versammeln die Menschen sich manchmal, um Geschichten zu erzählen, das Ergebnis ihrer Arbeit mit anderen zu teilen oder um einfach nur zu reden. Jetzt stehen die Menschen, die er sehen kann, regungslos mit weit offenen Mündern da und starren. Ihre gemeinsame Angst und Ehrfurcht ist so laut wie ein Schrei. Als der Dämon sieht, was sie zum Schweigen gebracht hat, hat er Mühe, seine Angst unter Kontrolle zu behalten. Sie darf nicht lauter sein als ihre, sonst wird sie bemerkt.
    Die beiden stehen Rücken an Rücken in dem Kreis und drehen sich langsam suchend in entgegengesetzte Richtungen. Beide sind auf eine wunderschöne und beängstigende Art perfekt; sie ergänzen sich mit außerordentlicher Präzision. Der eine ist schwarz und hat Haare in der Farbe von Schneekuppen. Seine Augen glitzern golden, während er mit ihnen die Umgebung absucht. Der andere ist perlweiß und sein Haar eine schwebende, dunkle Wolke. Sein Blick fällt auf die Hütte des Dämons.
    Der Dämon schließt schnell die Klappe und duckt sich. Er zieht den Korb an sich und konzentriert sich mit aller Macht darauf, die unterschwellige Ausstrahlung seiner Gegenwart zu dämpfen. Durch seine angestrengte Konzentration hindurch hört er Stimmen, die in der Sprache von Willen und Macht sprechen.
    »Gab es aus diesem Dorf irgendein Zeichen?« Es handelt sich um die tiefere, sanftere der beiden Stimmen. Der Dämon weiß allerdings, dass diese Sanftheit nur ein Trugbild ist.
    »Nur ein Hauch. Vielleicht eine alte Spur.« Der volltönende, klangvolle Tenor des Wesens mit den goldenen Augen; befehlsgewohnt und kalt.
    »Ich muss dir danken. Du hast mir den letzten überlassen.« Hunger schwingt in der sanften Stimme mit — Hunger und Grausamkeit. »Den schlauesten vielleicht? Ich hoffe, er wird mir eine gute Jagd bescheren.«
    Trockene Belustigung. »Du hast mehr Freude daran, als ich erwartet hatte. Ich dachte, der Zorn unserer Schwester hätte dir die Freude verdorben.«
    »Hat er auch. Nur nicht völlig. Sie zu besänftigen hebe ich mir für später auf Jetzt ist die Jagd mir wichtig.«
    »Es ist vielleicht unmöglich, sie zu besänftigen, das weißt du. Ich habe sie noch sie so zornig erlebt.«
    »Wer ist denn jetzt der Spielverderber? Und warum kümmert es dich? Denk daran, das ist dein Kreuzzug, Tempa, da du sie so fürchtest.« Ein sanftes Lachen.
    »Ich fürchte gar nichts.« Der Tonfall ist weich, aber der Dämon hört eine Warnung unter der Gleichmütigkeit. »Du warst sehr erbost, als Asni starb. Hast du deine Meinung geändert, mich zu unterstützen?«
    Ein kurzer Moment des Schweigens. Der Dämon spürt Schwingungen von Trauer. »Nein.«
    »Dann tu, was getan werden muss.«
    Wieder Schweigen, das schließlich von einem ungeduldigen Seufzer durchbrochen wird. »Das Tageslicht ist erloschen; die Jagd ist jetzt mein. Beeil dich und geh.«
    »Ganz wie du willst.« Zuneigung versteckt sich hinter der hämischen Antwort. Unter glücklicheren Umständen hätte der Dämon seine Freude daran. »Viel Vergnügen.«
    Aufregung packt den Dämon: eine Gelegenheit. Er umklammert den Korb noch fester und konzentriert seine Sinne weiter auf den Kreis draußen. In diesem Moment verschwindet eins der Wesen und kehrt in die unvorstellbare
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