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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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mit einem weiteren Krieg? Was waren schon ein paar zerstörte sterbliche Leben, solange die Mehrheit überlebte? Vielleicht ließe sich der Zorn des Lords der Finsternis in tausend oder gar zehntausend Jahren besänftigen, wie sie hoffte. So dachten die Götter eben, nicht wahr? Sogar Götter, die einmal ein Mensch gewesen waren.
    Wenigstens wird Sonnenschein mich his dahin vergessen haben.
    »Also gut«, sagte ich und konnte die Bitterkeit in meiner Stimme nicht verbergen. »Dann bringen wir es hinter uns. Oder wollt Ihr mich langsam töten? Sonnenscheins Messer noch ein paarmal umdrehen?«
    »Er wird genug unter dem Wissen zu leiden haben, warum du gestorben bist; wie du gestorben bist, macht kaum einen Unterschied.« Sie zögerte. »Es sei denn ...«
    Ich runzelte die Stirn. Ihr Tonfall hatte sich verändert. »Was?«
    Sie streckte die Hand über den Tisch hinweg aus und legte sie an meine Wange. Ihr Daumen strich über meine Lippen. Beinahe wäre ich zurückgezuckt, aber ich konnte den Reflex gerade noch unterdrücken. Das schien sie zu befriedigen; ich spürte, wie sie lächelte.
    »So ein reizendes Mädchen«, sagte sie erneut und seufzte. Es hörte sich beinahe bedauernd an. »Vielleicht kann ich Naha- doth überreden, dich am Leben zu lassen, vorausgesetzt, Itempas muss leiden.«
    »Was meint Ihr?«
    »Wenn du ihn vielleicht verlassen würdest ...« Sie brach ab und nahm ihre Finger von meinem Gesicht. Ich erstarrte. Mir wurde schlecht, als ich begriff.
    Als ich schließlich in der Lage war, zu sprechen, zitterte ich innerlich. Doch meine Stimme war gleichmäßig, denn ich war endlich wütend. »Ach, so ist das. Es reicht Euch nicht, ihm wehzutun, Ihr wollt, dass ich ihm noch zusätzlich wehtue.«
    »Schmerz ist Schmerz«, sagte der Lord der Finsternis. Mir standen die Haare zu Berge, weil ich nicht gehört hatte, dass er den Raum betreten hatte. Er befand sich irgendwo hinter der Lady. Das Zimmer kühlte bereits deutlich ab. »Trauer ist Trauer. Es ist mir egal, wo sie herkommt, solange das alles ist, was er fühlt.«
    Sein gleichgültiger, leerer Tonfall machte mich trotz meiner Angst rasend. Meine freie Hand ballte sich zur Faust. »Also habe ich die Wahl, dass Ihr mich tötet, oder ich ihm in den Rücken falle?«, fuhr ich sie an. »Fein. Dann tötet mich. Wenigstens weiß er dann, dass ich ihn nicht im Stich gelassen habe.«
    Yeine warf mir einen scharfen Blick zu. Ich vermutete, dass er als Warnung dienen sollte. Der Lord der Finsternis erstarrte. Ich fühlte mich besser, wenn ich ihm wehtat, also versuchte ich es noch einmal. »Er liebt Euch immer noch, wisst Ihr das?«, sagte ich. »Mehr als mich. Mehr als alles andere, um genau zu sein ...«
    Er zischte mich an - kein menschliches Geräusch. Darin hörte ich Schlangen, Eis und Staub, der in eine tiefe, dunkle Spalte fiel.
    Es war mir egal. Er hatte das Glück meines Volkes zerstört, und jetzt wollte er meins zerstören. »Eifersucht steht Euch nicht, Lord Nahadoth«, sagte ich.
    Er machte einen Satz nach vorne ...
    Yeine stand auf und sah ihn an. Nahadoth blieb stehen. Für eine Zeitspanne, die ich nicht ermessen konnte — vielleicht einen Atemzug lang, vielleicht eine Stunde —, starrten sie sich bewegungslos und schweigend an. Ich wusste, dass Götter ohne Worte miteinander kommunizieren konnten, aber ich war nicht sicher, was dort gerade geschah. Es fühlte sich mehr wie ein Kampf an.
    Dann verblasste dieses Gefühl, und Yeine seufzte. Sie ging zu ihm hin. »Gütig«, sagte sie. Ihre Stimme brachte mehr Mitleid zum Ausdruck, als ich für möglich gehalten hatte. »Sanft. Du bist jetzt frei. Sei, was du sein willst, und nicht das, zu dem sie dich gemacht haben.«
    Er stieß einen langen, gedehnten Seufzer aus. Ich spürte, wie der kalte Druck ein wenig von ihm abfiel. Dennoch, als er sprach, war seine Stimme noch genauso hart wie vorher. »Ich bin das, was ich gewählt habe. Aber das ist zornig, Yeine. Sie brennen in mir, die Erinnerungen ... Sie schmerzen. Die Dinge, die er mir angetan hat.«
    Im Raum hallten unausgesprochener Verrat, Entsetzen und Verlust nach. In dieser Stille zerbrach meine Wut. Ich hatte noch nie jemanden hassen können, der litt, egal, welche Untaten er aufgrund dessen verübte.
    »Er hat solches Glück nicht verdient, Yeine«, sagte der Lord der Finsternis. »Noch nicht.«
    Die Lady seufzte. »Ich weiß.«
    Ich hörte, wie er sie berührte. Vielleicht war es ein Kuss, oder er nahm einfach nur ihre Hand. Es erinnerte mich
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