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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon
Autoren: Phil Rickman
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französischer Sprache verfasst. Mir wurde gestattet, am Gartentisch Platz zu nehmen, um es zu lesen. Zuerst wollte ich laut loslachen, bemerkte dann aber Cecils Gesicht und ließ es lieber.
    England erwartet das Kind des Satans
    Im Pamphlet stand, die Zauberer von England behaupteten, dass London, die am schnellsten wachsende Stadt der Welt, das neue Jerusalem sei.
    Tatsächlich sei London aber ein Hort des Bösen, auf seinen kalten und verrauchten Straßen herrschten Mord, Raub, Unzucht und die schlimmsten entstellenden Seuchen, die dem Menschen bekannt waren. All das sollte mit der Lossagung von Rom begonnen haben, der Plünderung der heiligen Kirchen und Klöster im ganzen Königreich, dem Hinschlachten der Priester und der Besteigung des Throns durch die abstoßende Tochter des Frauenmörders und einer Hexe.
    Kein Wunder, so hieß es im Pamphlet weiter, dass London schon bald die Geburt eines
dunklen Messias
erwarte, die geheim gehalten werden solle, bis das Kind erwachsen sei.
    Die Ankunft des Leibhaftigen selbst. Und wenn London das Jerusalem des Satans sei, dann sei Glastonbury das schwarze Bethlehem. In dieser Stadt, einstmals gefeiert als Geburtsort des Christentums in England, machten sich seit der Zerstörung ihrer Abtei Hexen und Zauberer breit.
    Genauso wie der Tudor-Usurpator dafür gesorgt hatte, dass sein erstes Kind in Winchester geboren wurde, wo der Hof des großen König Artus gestanden haben soll, so würde dieses Kind nun in der Stadt geboren werden, in der Artus gestorben war.
    In die Welt gebracht von Elisabeth, der Hexenkönigin.
    Das Pamphlet wusste zu berichten, dass ‹ Dr. › John Dee, Englands bekanntester Schwarzmagier, gerade von einer Reise nach Glastonbury zurückgekehrt war, wo er mit einem Hexenzirkel alles für die Niederkunft vorbereitet hatte. Unternommen hatte er diese Reise mit des Kindes …
    «Vater?»
    Ich ließ das Blatt fallen.
    «Es ist nicht das einzige Pamphlet, in dem behauptet wird, dass die Königin bereits von Dudley schwanger sei.»
    Dudley wurde hier beschrieben als
ein bekannter Zauberer, den schon als Kind der böse Dee in den schwarzen Künsten unterrichtet hat
.
    «Wir haben Beweise dafür, dass Ähnliches hier in London gezielt verbreitet werden sollte», sagte Cecil. «Während Eurer Abwesenheit hat Walsingham die Räume eines zwielichtigen Anwalts namens Ferres durchsucht. Hat eine Druckerpresse beschlagnahmt. Ferner Kopien von Pamphleten, die angeblich astrologische Voraussagen von Euch enthielten. Der übliche Unsinn über den Weltuntergang. Ferres bestreitet natürlich jede Verbindung seinerseits mit Frankreich. Selbst Walsingham hält ihn einfach für einen Verrückten.»
    «Ich … hatte mit dem Mann zu tun», sagte ich.
    «Das ist mir bekannt.»
    «Wahrscheinlich ist er wütend, weil er mich nicht auf den Scheiterhaufen bringen konnte.»
    Andererseits steckte dahinter sicher mehr als nur alte Missgunst.
    «Noch sind wir nicht übermäßig besorgt, aber das eine oder andere Wort zur Königin darüber, dass die Sterne nichts Böses verkünden, wäre hilfreich. Ich werde eine Unterredung arrangieren.»
    «Wie geht es ihr jetzt?»
    «Gut», sagte Cecil. «Sehr gut.»
    Trotz meines umfangreichen Berichts hatte er mir gegenüber weder Artus’ Gebeine noch einmal erwähnt, noch dass man versucht hatte, die Königin mit der Wollkämmer-Seuche zu infizieren. Sie hatte die ganze Geschichte zweifellos in allen Einzelheiten von Dudley erfahren, aber ich hätte gern mit Cecil darüber gesprochen. Ich wollte genau wissen, wie die Königin die Prophezeiungen von Nostradmus erhalten hatte und wer sie dahingehend beraten hatte, sie ernst zu nehmen und zu erfüllen. Doch er gab mir keine Gelegenheit, danach zu fragen.
    Cowdrays Jungs hatten Dudley in den Mendip Hills eingeholt und ihn so zum Umkehren gebracht. Dem Herrn sei es gedankt. Zweimal war ich schweißnass aufgewacht, weil ich geträumt hatte, dass er der Königin die Knochen gebracht hatte. Und einmal hatte ich geträumt, dass Nel Borrow nicht vom Galgen geschnitten worden war, meine Arme schließlich keine Kraft mehr hatten, um sie zu halten, und ich sie beim Aufblicken mit verdrehten Augen und heraushängender Zunge gesehen hatte.
    Big Jamey Hawkes lag wieder in seinem alten Grab auf dem Kirchacker von St. Benignus. Auf den Sarg hatte man einen großen Haufen schwerer Steine gekippt, damit seine vergifteten Überreste nie wieder ausgegraben wurden.
    Cecil lächelte. «Wie Ihr seht, haben wir während
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