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Die Gartenparty

Die Gartenparty

Titel: Die Gartenparty
Autoren: Ellery Queen
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geh schlafen.« Dummerweise hatte Nancy nicht das geringste Bedürfnis zu schlafen.
    »Das war vermutlich, als Larry und ich auf der Bank saßen und schmusten«, sagte sie. »Aber im Ernst, David, was hältst du von Lila? Ich meine, ganz ehrlich. Ich will die Meinung hören, die du sonst niemals aussprechen würdest, zu keinem Menschen.«
    »Ich hab’s dir doch eben gesagt.«
    »Larry behauptet, sie kann nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden.«
    »Larry hat recht. Sie hat keinerlei Moralgefühl. Gott sei Dank.«
    »Larry sagt, sie ist die geborene Lügnerin.«
    »Ich hab’ nichts gegen Lügnerinnen«, sagte David schläfrig. »Und ich hätte auch nichts dagegen, wenn du dich jetzt hinlegen und das Licht ausmachen würdest. Gute Nacht, Geliebte.«
    »Ha, Geliebte! Noch nicht einmal wachhalten kann ich dich!«
    »Aber Geliebte, das mußt du verstehen. Es ist zu kurz nach Lila. Aber du darfst morgen früh gern darauf zurückkommen.«
    »Interessiert dich denn nicht, was Larry gesagt hat?«
    »Larry war betrunken. Was Betrunkene sagen, ist selten interessant.«
    »Ich bin gar nicht so sicher, daß Larry betrunken war. Was er sagte und tat, wirkte jedenfalls nicht so.«
    Davids einzige Antwort war ein vorgetäuschter Schnarcher, der bedeutete, daß er von nun an kein Wort mehr zu sagen gedachte. Und so blieb Nancy stumm auf der Bettkante sitzen und dachte über die Beschreibung nach, die Larry ihr vom Charakter seiner Frau gegeben hatte. Sie hoffte, daß sie nicht zutraf, denn sie hatte Lila aufrichtig gern. Auf der anderen Seite jedoch hoffte sie ebenso sehr, daß sie zutraf, denn ihre Zuneigung zu Larry war keineswegs geringer.
    Schon bald begann David zu atmen, als schlafe er wirklich. Nancy ging ins Bad. Sie machte das kleine Nachtlichtchen an, das in der für den elektrischen Rasierapparat bestimmten Steckdose steckte; dann kam sie zurück, knipste die Nachttischlampe aus und ging wieder ins Bad. Sie drückte Zahnpasta auf ihre Zahnbürste und putzte sich energisch die Zähne; dann hockte sie sich auf den Badewannenrand und dachte darüber nach, was eine junge Frau anfangen könnte, deren Ehemann sich für nichts Interessantes – sei es ein Gespräch oder etwas anderes – zu interessieren schien. Sie konnte natürlich nach unten gehen und sich ein Butterbrot oder eine Tasse Kaffee machen. Doch auf ein Butterbrot hatte sie keinen Appetit, und nach Kaffee würde sie nur noch weniger schlafen können. Das kam also nicht in Frage. Offen gestanden war sie vom Bier noch etwas benommen, und daher wäre es wohl das beste, nach draußen zu gehen und ein bißchen frische Luft zu schnappen.
    Nachdem sie diesen Entschluß gefaßt hatte, ging Nancy daran, ihn in die Tat umzusetzen. Sie schlich sich ins Schlafzimmer, suchte Bluse, Schuhe und Shorts zusammen, die sie am Abend getragen hatte, kehrte ins Bad zurück und zog sich an. Dann ging sie nach unten und trat vor das Haus. Die silberne Sichel des Mondes war zwischen blinkenden Sternen verschwunden, und von Westen her wehte eine sanfte Brise. Die Nacht war so schön, wie eine junge Frau mit einem schlafenden Ehemann sie sich nur wünschen konnte.
    Sie blieb eine Weile auf der Vortreppe sitzen und schlenderte dann den Plattenweg zur Straße hinunter. Den Blick nach oben, den Sternen zu gerichtet, wandte sie sich nach links und ging langsam weiter. Eben hatte sie die Einfahrt zum Connorschen Grundstück erreicht, als plötzlich laut dröhnend das nachbarliche Garagentor in die Höhe geschoben wurde. Im Licht der Garagenlampe stand Larry Connor. Er stieg in seinen Buick Special, ließ den Motor an und setzte den Wagen rückwärts heraus. Nancy sah, wie er in der Einfahrt anhielt, ausstieg, die Garagenlampe ausmachte und das Tor herunterzog. Dann kam er langsam rückwärts auf die Straße herausgefahren. Als er an Nancy vorbeikam, die auf dem Gehsteig stand, sprach sie ihn an, obgleich sie bis dahin nicht die Absicht gehabt hatte, sich mit ihm zu unterhalten.
    »Hallo, Larry«, sagte Nancy. »Wohin willst du denn?«
    Larry trat heftig auf die Bremse und lehnte sich zum Fenster hinaus, die Augen zusammengekniffen, um besser sehen zu können.
    »Ach, du bist es, Nancy«, sagte er. »Was machst du denn um diese Zeit hier draußen?«
    »Ich konnte nicht schlafen und wollte einen kleinen Spaziergang machen.«
    »Ja, die Nacht ist wie geschaffen dafür«, sagte er. Seine Stimme klang zurückhaltend, fast förmlich.
    »Ja, nicht wahr? So viele Sterne. Und dieser leichte Wind
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