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Die Gartenparty

Die Gartenparty

Titel: Die Gartenparty
Autoren: Ellery Queen
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zurückkommen würde. Heute morgen ist er gekommen. Er klingelte an der Haustür, dann ging er ums Haus nach hinten. Aber ich habe nicht aufgemacht, und nach einer Weile ging er wieder fort. Nun weiß ich, was ich tun muß. Bitte, Liebster, vergib mir, wie ich Dir vergeben habe.
    Ich weiß, es ist nur noch eine Frage der Zeit, und ich mag nicht mehr warten. Ich hätte von Anfang an erkennen müssen, daß Du in Verdacht geraten würdest, und daß ich Dich schließlieh doch retten müßte. Du wußtest natürlich die ganze Zeit, was ich getan hatte, doch Du hast mich niemals verurteilt, niemals verdammt, und dafür bin ich Dir dankbar. Hoffentlich vergißt Du nicht, wie ich Dir andeutete, daß ich es nie zulassen würde, daß Du für meinen Fehler leidest.
    Und ein Fehler war es. Das habe ich sogleich erkannt, nachdem es geschehen war, doch da war es zu spät. Masters ist schlau. Seine Theorie war vollkommen richtig, bis auf die allerwichtigste Tatsache, nämlich die, daß ich und nicht Du der Täter war. Larry rief in jener Nacht aus seinem Büro an. Er wollte dich sprechen. Er hatte eine Überdosis geschluckt, genau wie ich es gleich tun werde, jedoch dann Angst bekommen, seinen Entschluß bereut und brauchte Hilfe. Du warst fort, bei diesem dringenden Fall; ich wußte, daß jede Sekunde zählte, ich war Krankenschwester gewesen, und so ging ich zu ihm.
    Das mit Larry tut mir leid. Ich hatte ihm wirklich helfen wollen, doch als ich das Büro erreichte und durch die Hintertür, die er irgendwie noch für mich aufgeschlossen hatte, eintrat, fand ich ihn tief im Koma auf dem Sofa. Und da durchzuckte mich der Gedanke, daß ich nun Dich und mich ein für allemal von Lila befreien konnte, ohne – wie ich glaubte – , daß der Verdacht auf mich fiel. Da Larry Gift genommen hatte, würde man ihm den Mord an ihr zur Last legen… Ich stand also da in dem Büro und wartete, und sah zu, wie Larry starb. Ich weiß nicht, ob ich ihn überhaupt hätte retten können; er war schon weit hinüber, als ich kam. Aber wer weiß? Vielleicht ist das nur Wunschdenken. Der springende Punkt ist, daß ich ihn sterben ließ, ohne den Versuch zu einer Rettung zu unternehmen. Und indem ich tatenlos dabei stand, habe ich ihn ebenso getötet, als hätte ich ihn gezwungen, das Gift zu nehmen. So sehe ich es wenigstens.
    Lila habe ich eigenhändig umgebracht. Als ich wieder nach Hause kam, brannte noch Licht in ihrem Schlafzimmer, und ich mußte warten, bis sie schlief. Das war äußerst riskant, denn ich wußte ja nicht genau, wann Du vom Krankenhaus zurückkommen würdest, und ich war auch kaum wieder im Bett, da kamst Du schon. Lila getötet zu haben, bereue ich nicht im geringsten. Es tut mir nur leid, daß für uns beide alles so schlecht ausgegangen ist. Lilas größter Fehler war, daß sie nicht erkannte, mit wem sie es in mir zu tun hatte. Sie hatte begonnen, mir auf die verschiedenste Art zu drohen, mich zu verspotten. Hat sie wirklich geglaubt, daß ich mir das gefallen lasse? Nach allem, was sie mir durch Dich angetan hat?
    Es wäre sinnlos, im einzelnen zu berichten, wie ich sie getötet habe, den Trick mit den Klimaanlagen, und so weiter. Masters hat alles großartig erfaßt und eben nur die Identität des Mörders verkannt. Doch nach seinem Besuch heute morgen bin ich ziemlich sicher, daß er nun auch in dieser Beziehung auf der richtigen Spur ist.
    Jack, Liebster, Du sagtest, Du seist weder ein Feigling noch ein Dummkopf. Ich bin beides gewesen…
    Hier war der Brief noch nicht zu Ende, doch Nancy hörte auf zu lesen. Mit einem Wimmern wandte sie sich ab, doch es blieb ihr in der Kehle stecken.
    Jack Richmond stand in der Tür. Er sah Nancy gar nicht, schien gar nicht zu bemerken, daß sie da war. Er blickte seine Frau im Sessel an; mit den glanzlosen Augen eines alten Mannes. Sein Gesicht war grau, und als er schließlich sprach, war seine Stimme tonlos und ganz und gar unmenschlich.
    »Sie ist tot«, sagte er.
    Seine Worte waren eine Feststellung und verlangten keine Antwort. Nancy brachte auch keinen Ton heraus. Dann sah sie auf, und da, hinter Jack Richmond, stand Leutnant Masters. Er hatte die ganze Zeit dagestanden.
    Doch nicht die Anwesenheit Leutnant Masters’ veranlaßte Nancy, zusammenzuzucken und blindlings aus dem Zimmer zu stürzen. Es war vielmehr etwas, das Jack Richmond sagte.
    Veras Mann sah Nancy an, und in einem Ton, so höflich, daß es Nancy kalt den Rücken herunterlief, sagte er: »Würdest du uns jetzt bitte
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