Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gartenparty

Die Gartenparty

Titel: Die Gartenparty
Autoren: Ellery Queen
Vom Netzwerk:
und versuchen Sie, mir das Gegenteil zu beweisen.«
    »Das werde ich. Und ich glaube auch, daß ich es kann.«
    »Soll das heißen, daß Sie mich verhaften?«
    »Verhaften?« Masters schien zu überlegen. »Nein, Dr. Richmond. Noch nicht.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Jack lachte und erhob sich unvermittelt. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen. Dies alles hat midi ein wenig angestrengt.«
    Ohne ein weiteres Wort machte er kehrt und ging ins Haus. Vera folgte ihm eilig; sie machte ein besorgtes Gesicht. Masters blieb noch eine Weile sitzen, dann schlug er sich auf den Schenkel und sagte: »Tut mir leid. Verdammt, es tut mir wirklich leid.« Doch ob das nun auf die beiden Richmonds gemünzt war, oder auf seine eigene Lage, war nicht herauszuhören. Er sprang auf und ging. Nach diesen plötzlichen Abgängen blieben die Walters und die Howells hilflos und einsam auf der Richmondschen Terrasse sitzen.
    »Ich wußte es ja«, sagte Mae. »Ich habe von Anfang an gewußt, daß Lila ‘ne Schlampe war.«
    »Halt den Mund, Mae«, sagte Stanley.
    »Mit der mußte es ja ein schlimmes Ende nehmen.«
    »Halt den Mund, Mae«, sagte Stanley.
    »Ja, Mae«, sagte Nancy. »Bitte, sei still.«
    »Komm, Stanley«, sagte Mae. »Es ist wohl besser, wir gehen nach Hause.«
    Stanley erhob sich ohne Hast und ging mit Mae auf das Seitengäßchen zu. Mae nahm seinen Arm.
    »Armer Stanley«, murmelte Nancy. »Dabei ist er so naiv.«
    »Mae ist unmöglich. Ich möchte lieber nicht über sie sprechen.«
    »Da ist Vera anders. Vera ist großartig. Ich frage mich nur, was ich getan hätte, wenn ich dich bei einem Seitensprung erwischt hätte.«
    »Genau dasselbe, was ich getan habe, als ich dich und Stanley im Gäßchen erwischte«, sagte David. »Den Mund gehalten.«
    »Aber ich habe doch nur Spaß gemacht, David. Das weißt du genau!«
    »So? Na, dann Schwamm drüber. Ich bin total erledigt, mein Herz, und ich sehne mich nach meinem gemütlichen Heim und ein paar schönen Drinks.«
    Und so gingen die Howells hinüber in ihr gemütliches Heim und machten sich ein paar schöne Drinks, und so weiter, und hielten sich schließlich eng umschlungen und vergaßen alles, was sie an diesem Abend gehört hatten von Tod, Zerfall und Ehebruch.

15
    Masters war unzufrieden. Drei Nächte hatte er schlecht geschlafen; seine Laune war miserabel, seine Nerven überreizt. ]a, wenn er allein war, hörte er sogar, gewissermaßen bei klarer Vernunft, Stimmen, oder vielmehr eine Stimme. Er hörte sie immer wieder. Die Stimme von Jade Richmond. Er hörte sie auch jetzt, während er finster vor sich hinbrütend am Schreibtisch saß.
    »Die zwei Stunden im Krankenhaus habe ich in jenem leeren Zimmer verbracht. Ich habe geschlafen, und versuchen Sie, mir das Gegenteil zu beweisen.«
    Und jedesmal, wenn er diese imaginären Worte hörte, klangen sie mehr nach der Anmaßung eines, der sich schuldig fühlte. Nach seinem Gefühl klangen sie keinesfalls wie die verzweifelten Worte eines Unschuldigen. Sie kamen ihm vor wie die überflüssigen Beteuerungen eines Mannes, der etwas getan hat und damit durchgekommen ist. Masters fühlte sich wirklich herausgefordert.
    Das Teuflische daran – das grausam Teuflische, das einen zur Verzweiflung trieb – war nur, daß der Doktor in einer Hinsicht absolut recht hatte: er hatte einige Zeit vor Larry Connors Tod ein leeres Zimmer im Krankenhaus betreten und war dort über eine Stunde später angetroffen worden. Und es gab keine Möglichkeit zu beweisen, daß er nicht die ganze Zeit dort gewesen war. Seit drei Tagen versuchte Masters vergeblich, einen Zeugen aufzutreiben, der Dr. Richmond während der fraglichen Zeit gesehen hatte. Er war anscheinend weder, als er das Connorsche Büro betrat, noch als er es verließ, gesehen worden, und ebensowenig, als er am Sonntagmorgen wiederkam, um den Trick mit der Klimaanlage zu inszenieren. Das war Pech. Am frühen Sonntagmorgen hätten die Straßen der Stadt praktisch leer sein müssen. Vermutlich waren sie es auch gewesen.
    Masters saß reglos hinter seinem Schreibtisch und brütete vor sich hin, als sein Chef eintrat und sich einen Stuhl nahm.
    »Wie geht’s, Gus?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Masters. »Es steht. Das heißt, es geht eben nicht weiter.«
    »Sie wollen aufgeben? Sind Sie jetzt auch zu der Ansicht gekommen, daß es Mord durch Connor und Selbstmord war?«
    Der Ton, in dem der Chef dies sagte, verriet den Wunsch hinter seinen Gedanken, und das ärgerte Masters noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher