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Die Gartenparty

Die Gartenparty

Titel: Die Gartenparty
Autoren: Ellery Queen
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    »Verdammt noch mal, nein! Weder war es Mord durch Connor und Selbstmord, noch werde ich aufgeben! Verdammt, man kann einen Mordfall doch nicht einfach aufgeben.«
    »Regen Sie sich nicht auf, Gus«, sagte der Chef mit dem Mitgefühl eines Menschen, der fest im Sattel sitzt und es sich leisten kann, ruhig und überlegen zu sein. »Haben Sie irgendwelche Pläne?«
    »Höchstens den, mir die Gurgel durchzuschneiden. Ich weiß genau, was geschehen ist, und wer der Täter war, und kann nichts unternehmen.«
    »Sie wissen, wer der Täter war?« wiederholte der Chef verblüfft. »Ja, wer denn? Wer?«
    »Dr. Jack Richmond. Und darauf wette ich meinen letzten Cent«, sagte Masters. »Obwohl ich vermutlich keinen finde, der dagegen setzt.«
    »Aber wenn Sie wissen, daß er der Täter war…«
    »Es ist ein großer Unterschied zwischen Wissen und Beweisen können. Ich kann nichts beweisen.«
    »Aber wir müssen sichergehen«, sagte der Chef aufgeregt. »Wir können uns einen so schwerwiegenden Irrtum nicht leisten.«
    Masters knurrte nur.
    »Ich hab’ einen Vorschlag, Gus. Hören Sie zu?«
    »Schicken Sie alles, was Sie haben, dem Kreisanwalt. Überlassen Sie ihm die Entscheidung, ob er die Sache vor Gericht bringen will.«
    »Der Kreisanwalt«, entgegnete Masters müde, »hat gerade die Universität hinter sich und noch keinerlei Erfahrung in Mordsachen. Erwarten Sie von einem solchen Greenhorn, daß er das Risiko eingeht und eine Niederlage herausfordert? Der wird schön die Finger davon lassen.«
    »Verdammt noch mal, Gus, tun Sie was, oder machen Sie Schluß. Sie können nicht Ihr ganzes Leben an dieser Sache herumknobeln.«
    »Hören Sie, Chef. Geben Sie mir Zeit, den Burschen unter Druck zu setzen. Vielleicht wird er weich. Wenn ich nur wüßte, wie ich ihm eine Falle stellen kann!«
    »Auf Ihr Haupt komme es herab«, sagte der Chef mit Orakelstimme. Er stemmte sich auf die Füße, wobei seine Knochen verdächtig knackten. »Denn das verlieren Sie, wenn Sie nur einen Fehler machen, Masters.«
    Er ging, und Masters, alleingelassen mit sich selbst, dachte über den ominösen Wechsel in der Anrede nach, die der Chef gebraucht hatte: Erst >Gus,< dann >Masters<. Die Drohung, die darin lag, war nicht zu überhören. Nun ja, der Chef hatte sein Amt nicht während sechzehn langer Jahre behauptet, weil er es an Deutlichkeit mangeln ließ. Holzhammer, das war seine Methode.
    Jetzt, dachte Masters, steht also auch noch mein Job auf dem Spiel.
    Doch Augustus Masters war ein Dickschädel. Wie er es sah, blieb ihm keine Wahl. Also, auf in den Kampf!
    Er beschloß, seine Gedanken von allen Vorurteilen freizumachen und den ganzen Fall noch einmal von vorn bis hinten zu durchdenken. Dr. Jack Richmond und alle neunmalklugen, logischen Schlüsse bezüglich Klimaanlagen zu vergessen. Alles zu vergessen außer den nackten Tatsachen, und selbst diese genauestens auf unklare Stellen und Fehlerquellen hin zu untersuchen.
    Das Sinnvollste wäre, fand er, mit Larry Connors Büro zu beginnen. Er hatte es verschlossen; es war noch im selben Zustand wie nach der Untersuchung. Verbissen griff sich Masters seinen Hut, marschierte hinüber zu dem großen Bürohaus und lenkte seine Schritte in das schmale Gäßchen dahinter.
    Durch die Hintertür trat er ein und blieb einen Augenblick in dem dumpfigen Lagerraum hinter Connors Büro stehen. Die Luft war heiß und erstickend, und automatisch öffnete er den Hemdkragen und lockerte die Krawatte. Die Klimaanlage im Fenster neben der Tür war stumm, und er ertappte sich dabei, daß er in die Stille hineinlauschte. Er verspürte eine deutliche, unerklärbare Unruhe. Das war natürlich albern, und er begann zu lachen; doch dann lauschte er noch einmal und duckte sich unwillkürlich ein wenig. Da war ein Geräusch; ein seltsames Geräusch, und eigentlich kaum mehr als ein heftiges Atmen. Und dann wurde ihm klar, daß irgendwo hier im Haus jemand weinte.
    Masters bewegte sich trotz seines schweren Körpers bemerkenswert flink. Im Bruchteil einer Sekunde war er im Büro. Doch da war niemand. Im Vorzimmer, also… Er hatte es fast erreicht, als das erstickte Weinen abbrach. Er riß die Tür auf, und da saß, in dem verdunkelten, staubigen Vorzimmer, an ihrem ehemaligen Schreibtisch Ruth Benton, die Arme auf der Platte, den Kopf auf den Armen. Als sie ihn hörte, hob sie den Kopf. Ihr Gesicht war rot und verschwollen, das Makeup völlig verschmiert. Sie schien ganz und gar nicht erschrocken – fast als
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