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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option
Autoren: Jon Land
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Lebens.«
    »Und was glaubst du, wie ich mich fühlte, als ich sechzig wurde?«
    McCracken konnte nicht sagen, wie sich Henri fühlte, doch er sah hervorragend aus. Sein noch immer volles Haar hatte denselben Grauton wie bei ihrer letzten Begegnung, und sein Körper war zwar klein, aber schlank und drahtig.
    »Und trotz allem«, sagte der Franzose, »hast du die ganze Zeit über auf mich gewartet und dir zweifellos ins Fäustchen gelacht. Du bist noch immer ein Zauberer, mon ami.«
    »Johnny Wareagle ist der Zauberer, Henri. Ich verlasse mich auf traditionellere Hilfsmittel. Wie zum Beispiel einen Hafenmeister namens Abner, der beobachtet hat, wie du das Skiff geklaut hast. Er hat mich angerufen.«
    »Ah, er weiß, worauf er achten muß, was?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Beide lächelten, und dann fügte Blaine hinzu: »Der kleine Einbruch hat dir wirklich Spaß gemacht, nicht wahr?«
    Dejourner lächelte stolz. »Ich vermisse die alten Zeiten. Wann haben wir uns noch gleich in Vietnam kennengelernt, 1970 oder 1971?«
    »1970 haben sich unsere Wege gekreuzt. Ich flog gerade rein, du raus. Und es war nicht Vietnam, sondern Kambodscha.«
    »Verzeihung.«
    »Dafür ja. Für heute abend bin ich mir nicht so sicher.«
    »Was meinst du damit, Blaine?«
    »Wen wolltest du heute abend auf die Probe stellen, Henri, dich oder mich?«
    »Es gibt keinen Grund, dich auf die Probe zu stellen, mon ami. Ich habe mich auf dem laufenden gehalten.«
    »Dann wirst du auch wissen, daß der letzte, der ohne Anmeldung auf meiner Schwelle stand, ein kleines Bad in der Bucht genommen hat.«
    »Du hast ihm natürlich eine Schwimmweste überlassen.«
    »Na klar. Und ich habe mich auch vergewissert, daß er angeschnallt war, bevor ich ihn zwang, mit seinem Wagen ins Wasser zu fahren. Das war vor etwa einem Monat. Ich dachte, daß er es vielleicht noch mal probiert, und habe Abner gebeten, die Augen offen zu halten.«
    »Du hast dich nicht verändert, mon ami. Sehr gut.«
    »Ganz und gar nicht. Vor ein paar Jahren hätte ich weder Abner noch diese verdammten Alarmanlagen gebraucht. Ich lasse nach. Meine letzten Missionen sind nicht allzu gut verlaufen. Ich glaube, ich bin hierher gekommen, um mich den Winter über zu verstecken. Jetzt muß ich mir wahrscheinlich einen anderen Ort suchen.«
    Dejourner tat die Bemerkung mit einer Handbewegung ab. »Du hast nie besser ausgesehen.«
    »Aber ich muß immer härter dafür arbeiten. Immer schneller laufen, nur um an derselben Stelle zu bleiben.«
    Dejourner nickte. »Wie ich mich erinnere, hast du fünf elende Jahre wortwörtlich am selben Ort verbracht.«
    »Es geht nicht gegen dich, Henri, aber während dieser Jahre habe ich gelernt, dein Land zu hassen.«
    »Ich habe es auch nicht auf mich bezogen.«
    »Du hast diese Zeit für mich erträglich gemacht. Ich sortierte Zeitungsausschnitte, aber du hast mir eine vernünftige Arbeit zugeschoben. Zu schade, daß unsere Länder keine Feinde waren, sonst hätten wir Gefangene austauschen können.«
    »Bei den Geheimdiensten wäre ›Feinde‹ genau der richtige Ausdruck. Ich konnte meine Vorgesetzten nur überzeugen, dich einzusetzen, nachdem ich ihnen eingeredet hatte, daß ihre amerikanischen Kollegen danach schlecht dastehen würden. Diese verdammte Tretmühle! Du kannst von Glück sprechen, draußen zu sein.«
    »Und du?«
    »Ich fürchte, ich bin noch immer ein kleiner Hamster, der auf der Stelle läuft.« Dejourner zuckte die Achseln.
    »Hör mal, Henri«, fuhr Blaine fort. »Was ich gerade gesagt habe, meine ich ernst. Ich bin dir etwas schuldig, und ich vergesse meine Schulden nicht.«
    Dejourner wußte, was er meinte, und winkte theatralisch ab. »Mon ami. Ich bin nicht hier, um dich um einen deiner berühmten Gefallen zu bitten.«
    »Aber du bist verdammt nochmal auch nicht über den Ozean geflogen, um ein kleines Spielchen zu treiben, das vielleicht ganz angemessen für wesentlich jüngere Rekruten wäre.«
    »Bitte, Blaine, es fällt mir nicht leicht. Ich muß dir etwas sagen und weiß nicht, wie. Im Flugzeug habe ich mir ein Dutzend Reden durch den Kopf gehen lassen, aber keine davon tat's.«
    »Warum versuchst du es denn jetzt nicht mit der dreizehnten?«
    »So einfach ist das nicht. Jedesmal, wenn ich eine neue Rede einstudierte, war ich drauf und dran, die nächste Maschine nach Hause zu nehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob es mich überhaupt etwas angeht, daß du diese Nachricht erhältst.«
    »Wir sind Freunde, Henri. Und als
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