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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option
Autoren: Jon Land
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tosenden Meer, und Captain Charles Butler McVay gab sich dem Vergessen hin.

ERSTER TEIL
    GEISTER
1
    Maine: Montag, 1. Mai;
zwei Uhr
    Die Gestalt glitt durch die Nacht. Der tiefhängende, vom Meer kommende Nebel ließ sie eher wie ein Phantom denn wie einen Menschen erscheinen, als sie sich dem einsam liegenden Haus näherte. Der Mann hatte ein Skiff gestohlen und war damit vom Festland durch die Bucht gefahren. Um nicht von möglichen Sicherheitskräften entdeckt zu werden, hatte er den Motor ausgeschaltet und war das letzte Stück zur privaten Anlegestelle von McKinleys Landsitz auf Great Diamond Island gerudert.
    Er hätte nicht erwartet, Blaine McCracken an solch einem Ort zu finden, doch die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß man nie genau wußte, was man von McCracken zu erwarten hatte. Es stand außer Zweifel, daß sich McCracken auf der Insel befand; schwierig war nur, zu ihm vorzudringen, ohne bemerkt zu werden. Das Haus lag einsam in einem Gehölz am Kopf einer Landzunge, von der man weit über die Bucht hinausschauen konnte. Eine einzige Lampe leuchtete auf der Veranda und erhellte die Auffahrt, die zum Haus führte. Der Mann entschloß sich, es dort zu versuchen und das Licht auszunutzen, anstatt sich in die Dunkelheit hinter dem Haus zu begeben.
    Nun mußte er sich mit den Alarmanlagen befassen. McCracken hatte bestimmt mehrere davon installiert, die ihn vor ungebetenem Besuch warnen sollten. Die Gestalt glitt, vom rollenden Nebel eingehüllt, leichtfüßig vor. Eine hüfthohe Ziegelmauer umgab das Haus und ließ nur eine Öffnung für die Auffahrt frei. Die auf beiden Seiten der schmalen Straße in die Wand eingelassenen Kameraaugen, eins oben und eins unten, damit man nicht hinüberspringen oder unten hindurchkriechen konnte, um das System zu umgehen, wirkten wie bloße Unreinheiten der Ziegel.
    Natürlich war die Straße selbst ebenfalls gesichert, wahrscheinlich mit Gewichtssensoren, die sofort Alarm auslösen würden. Auch der sorgfältig gepflegte Rasen hinter der Mauer wurde bestimmt überwacht, wahrscheinlich mit Ultraschallwellen. Doch der Mann kannte die Grenzen und Einschränkungen solcher Systeme. Er wußte, daß die Anlage einen Schwachpunkt hatte, den er ausnutzen konnte, fußbreite Streifen an beiden Seiten der Straße, die als Puffer zwischen den beiden Systemen dienten und eine Überladung und einen daraus folgenden Kurzschluß verhinderten.
    Der Mann schwang sich über die Ziegelmauer und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Kaum ein Grashalm befand sich noch zwischen ihm und der Straße. Wie ein Hochseilartist näherte er sich dem Haus. Er drückte die Arme an den Körper und widerstand der Versuchung, sie auszubreiten, um das Gleichgewicht besser halten zu können. Schließlich lag die Veranda vor ihm. Der Mann hielt den Atem an. Die Anordnung der Bodenbretter verriet ihm, daß die Veranda und die Treppe, die zu ihr hinaufführte, durch Sensoren gesichert waren. Die schwierigste Aufgabe lag also noch vor ihm: Er mußte die Tür öffnen und die letzte Alarmanlage ausschalten, während er vorsichtig auf der Schwelle balancierte.
    Der Mann streckte den Arm aus und ergriff den Balken, der das überhängende Verandadach stützte. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, schwang er sich hoch, über das Geländer und durch die Luft. Er drehte sich dabei, so daß seine Füße unmittelbar auf der Schwelle landeten, bevor der Rest seines Körpers gegen die Tür prallte. Als seine Füße den Boden berührten, gelang es ihm, den Türknopf aus Messing zu fassen zu bekommen. So konnte er den Großteil des Aufpralls abfangen, und seine Schultern schlugen nur ganz schwach gegen die Tür.
    Dennoch hielt er den Atem an und lauschte auf ein Aufheulen der Alarmanlage. Als nichts erfolgte, machte er sich sofort an den Schlössern zu schaffen. Es waren insgesamt drei, und allesamt erstklassige Sicherheitsschlösser. Aber er hatte noch kein Schloß gesehen, das er nicht knacken konnte, und der Türknopf ließ sich nach kaum einer Minute bewegen. Doch nun kam der schwierigste Teil überhaupt. Noch immer vorsichtig auf der Schwelle balancierend, mußte er die Tür öffnen und gleichzeitig die Alarmanlage überlisten. Der Kontaktschalter, der den Alarm auslöste, würde sich neben dem unteren Scharnier der Tür befinden. Der Mann dehnte seine Muskeln, bis es nicht mehr ging, und konnte den Kontaktschalter dann gerade eben mit den Fingerspitzen der linken Hand berühren, während er mit der rechten
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