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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Sedriel.«
    Der Engel flatterte indigniert mit den Flügeln. »Werde nicht beleidigend, Patriarch.«
    Zadok zwang sich, schneller zu gehen. Das Tosen des Feuerflusses wurde lauter, und er konnte bereits einen Blick auf das schimmernde Weiß des Schleiers erhaschen.
    »Anapiel, warum suchst du dir nicht eine produktivere Aufgabe? Es muß doch irgendwo eine Latrine geben, die deiner persönlichen Aufmerksamkeit bedarf.«
    Der Engel schnitt ein finsteres Gesicht. »Du kannst froh sein, daß ich nicht Gott bin, Zadok.«
    »Wir alle sind froh, daß du nicht Gott bist.«
    Anapiel seufzte und deutete eine Verbeugung an. »Na schön. Ich lasse dich allein zum Berg Moriah gehen. Avram nahm allerdings Gefährten mit, wie du dich gewiß erinnerst.«
    »Er hatte auch Leute um sich, denen er vertrauen konnte.«
    Anapiel kicherte. »Nun gut, also …« Er wandte sich um und ging zum Eingang das Palastes zurück. Sein leises Gelächter hallte unheimlich von den orangefarbenen Wänden wider.
    Zadok ballte die Fäuste und humpelte so schnell wie möglich weiter. Moriah? Der Ort, an dem Epagael Avrams Glauben geprüft hatte? Der Vater des Volkes hatte sich in seinem Leben vier großen Krisen gegenüber gesehen, und jedesmal war es um die Preisgabe von etwas Wertvollem gegangen.
    Zadok wappnete sich für das Schlimmste – den Verlust seines Volkes. Seine Knie zitterten, als er den Fluß des Feuers erreichte.
    »Herr? Herr, ich bin gekommen. Bitte, darf ich den Schleier sehen?«
    Aus dem schwarzen Wirbel erklang Gottes ruhige Stimme. »Zadok, du gesegneter Diener, natürlich. Komm herüber.«
    Die sengende Hitze des Flusses verwandelte sich in eine kühle Brise, und Zadok eilte über die Brücke. Auf den weißen Kacheln vor dem Schleier, der den Thron Gottes beschirmte, blieb er stehen. Die Energie von Gottes Gegenwart ließ seine Haut kribbeln.
    »Der Schleier.« Er wirkte wie ein langes Seidentuch und flatterte leicht im kühlen Wind, der den Palast durchzog. Zadok eilte zum Ende des Schleiers.
    »Die Zeit ist gekommen, Zadok. Der endgültige Kampf zwischen Licht und Dunkelheit droht in diesem Augenblick. Aktariels Streitkräfte sind bereit zum Angriff.«
    »Soviel habe ich schon von deinen arroganten Engeln aufgeschnappt, Herr.« Zadok ließ sich auf die Knie sinken, um die winzigen Worte zu lesen, die am unteren Rand des Schleiers geschrieben standen. Seine Augen weiteten sich, als er den Sinn der Schrift erfaßte. »Nein. Epagael, nein! Du darfst das nicht geschehen lassen!«
    »Vielleicht bist du in der Lage, es abzuwenden, Zadok. Ich weiß es nicht.«
    Zadok richtete sich auf und hielt sich dabei mit einer Hand am Schleier fest. »Sag mir, was ich tun muß.«
    »Zadok, Zadok, es wird eines großen Opfers von dir bedürfen. Denn ich kann dich nicht in dein Universum zurückschicken.«
    Mein Berg Moriah. »Wie kann ich also helfen, Herr?« Er breitete die Arme aus. »Gewiß willst du mein Volk nicht sterben lassen, weil ich nicht mehr heimkehren kann?«
    Der schwarze Wirbel rotierte schneller, und Gottes Stimme erklang wie Donner. »Was willst du hingeben, um dein Universum zu retten – dein Volk?«
    »Alles!«
    »Tatsächlich, Patriarch? Gut.«

 
KAPITEL

45
     
     
    Sybil blickte verängstigt auf das tief unter ihr liegende, brennende Seir hinab. Fünfzig oder mehr Mönche standen um sie herum und murmelten furchtsam miteinander. Sybil beobachtete sie aufmerksam. Wenn sie soviel Angst hatten, liefen die Dinge vielleicht nicht so gut, wie Petran erzählt hatte. Der kleine, kahlköpfige Mönch tätschelte sie beruhigend. Ihr war klar, daß er kleine Mädchen eigentlich nicht mochte. Er hatte sie nie in den Arm genommen oder mit ihr gespielt.
    »Petran, wann kann ich zu meiner Mom?«
    Er beugte sich zu ihr herab. »Schon bald.«
    Sie betrachtete prüfend sein Gesicht und erkannte an seinem Zögern und den zusammengepreßten Lippen, daß er log. Er hatte keine Ahnung, wann sie zu ihrer Mutter könnte … oder … ob überhaupt …
    Sie nickte und schaute wieder zur Stadt hinab. Tief in ihrer Brust wuchs die Leere.
     
    »Captain«, meldete Macey, »ich habe den Ratsherrn in der Leitung.«
    »Auf den Schirm, Lieutenant.«
    Ornias’ zufrieden lächelndes Gesicht erschien. Offenbar befand er sich in einer Höhle aus rotem Gestein. »Meine Grüße, Captain. Wenn ich recht verstehe, haben die Magistraten mein Angebot in Erwägung gezogen?«
    Tahn rieb sich das Kinn. Halloway gab ein Geräusch von sich, das wie ein unterdrückter
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