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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen
Autoren: Ralf Isau
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Plastik steckte ein Ausweis, auf dem ein Behördenname stand, der nichts Gutes verhieß: The National Crime Squad of England & Wales. »Ich bin Detective Superintendent Mortimer Longfellow. Die beiden Herren neben mir gehören der örtlichen Polizei an. Warten Sie…« Seine prankenartige Hand senkte sich in die rechte Außentasche des Mantels und kam mit einem zerknitterten Schriftstück hervor. Er faltete es auf, warf einen Blick hinein und nickte. »Mein Fehler. Hier steht’s ja: Alex Daniels. Sie sind die Richtige.«
    »Die Richtige wofür?«
    »Um Sie festzunehmen.« Er streckte Alex den Haftbefehl entgegen.
    Ihr Puls war schon beim Erscheinen der Polizisten auf Touren gekommen. Jetzt begann er zu rasen. Die »Nationale Kriminalpolizei von England und Wales«? Das war eine überregional arbeitende Behörde. Einer unbequemen Journalistin wie ihr mochte man Rufmord vorwerfen oder die Verletzung von Persönlichkeitsrechten, aber nichts, was die NCS interessieren würde. Ihr Mund öffnete sich, brachte aber kein einziges Wort hervor.
    »Das kann nur ein Missverständnis sein«, sprang Susan für sie in die Bresche. Sie musste gerade den gleichen Gedanken gehabt haben.
    »Bitte mischen Sie sich da nicht ein, Miss…«
    »Susan Winter. Daily Mirror.« Sie zog ihren Presseausweis aus der Tasche und hielt ihn dem Beamten ebenso demonstrativ unter die Nase, wie der zuvor seine Legitimation gezeigt hatte. Mit der freien Hand deutete sie auf Alex. »Wenn hier irgendeine Schweinerei passiert, weil diese Frau einigen Leuten auf die Zehen getreten ist, dann wird meine Zeitung schonungslos darüber berichten. Die NCS ermittelt doch bei organisierter Kriminalität und Kapitalverbrechen, aber nicht, wenn sich eine Publizistin mal im Ton vergreift. Oder weshalb soll sie verhaftet werden?«
    »Kein Kommentar. Im Interesse von Ms Daniels möchte ich Sie bitten, die Angelegenheit nicht künstlich hochzuspielen. Wäre ich nicht auf dem Weg von London im Verkehr stecken geblieben, hätten wir die verdächtige Person ohnehin längst in Gewahrsam genommen.«
    »Ms Daniels hat gerade ei nen Preis für ihre Zivilcourage bekommen, und Sie sprechen von ihr, als wäre sie eine Schwerverbrecherin«, erboste sich Susan.
    Detective Longfellow wich dem bohrenden Blick der Reporterin aus und wandte sich wieder an die »verdächtige Person«. »Ich bin verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, dass Sie ein Recht auf einen Anwalt haben. Alles, was sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Bitte strecken Sie mir Ihre Arme entgegen.« Aus einer der Regenmanteltaschen wurde ein Paar Handschellen gezogen.
    Alex trat auf dem Podium rasch einen Schritt zurück, um sich dem Kriminalbeamten zu entziehen. »Das kann doch alles nicht wahr sein! Ich habe nichts verbrochen.«
    Schneller als sie es gewahr werden konnte, zogen die beiden Polizeibeamten ihre Dienstwaffen hervor.
    »Bitte, Ms Daniels, machen Sie keine Schwierigkeiten.«
    Susan hielt sich zwar aus der Schusslinie fern, ließ aber ihrem Unmut freien Lauf. »Sie wollen doch nicht wirklich vor den Augen der Presse diese Frau erschießen.«
    »Nur wenn sie uns keine andere Wahl lässt«, erwiderte Longfellow. Seine tiefe Stimme klang beherrscht, aber bedrohlich.
    Alex schüttelte ungläubig den Kopf. Der martialische Aufmarsch der Polizei kam ihr immer noch wie ein böser Scherz vor. War es eine Drohkulisse, die ihre Gegner für sie aufgebaut hatten? »Wie lautet die Anklage, Superintendent?«
    »Solange Sie nicht dem Haftrichter vorgeführt wurden, ist die Festnahme nur vorläufig.«
    »Bitte verschonen Sie mich mit Ihren juristischen Haarspaltereien. Was wirft man mir vor?«
    Longfellows Blick wanderte zu Susan.
    »Ich habe keine Geheimnisse vor Ms Winter«, fügte Alex schnell hinzu und kam sich dabei wie eine Lügnerin vor. »Wir sind seit Jahren befreundet. Und nun sagen Sie mir endlich, was ich getan haben soll.«
    Der Detective atmete so heftig aus, dass seine Nasenflügel sich wie Segel blähten. »Also gut. Wenn wir dadurch um die Schießerei herumkommen, soll es mir recht sein. Ihnen, Ms Alex Daniels, wird die Mittäterschaft am Einbruch in den Pariser Louvre zur Last gelegt, der sich am Sonntag, den 9. September zugetragen hat. Im Tatverlauf wurde ein Mann vom Sicherheitspersonal sowie einer Ihrer mutmaßlichen Komplizen durch eine Bombe getötet, die auch eine kostbare antike Steinfigur zerstört hat. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Alex starrte den Polizeibeamten an, als sei er ein Geist. »Was
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