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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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müssen!
    Sie gelobte sich, Freunde unter den Terranan zu finden. Auch das gab ihr nicht viel Auftrieb. Jemand hatte Wasser auf dem Tisch verschüttet und es nicht weggewischt. Die Pfütze spiegelte die Lichter wider und ihr angestrengtes, blasses Gesicht. Das Wasser kräuselte sich, und sie stellte mit Entsetzen fest, dass sie schon wieder weinte.
    Denk an etwas anderes als an dein klägliches Ich, Catri ! Sie sah sich um.
    An dem Tisch hinter der Familie mit den beiden kleinen Jungen saß ein großer Mann, der sich vorbeugte und mit einer Frau sprach, dessen konservative Kleidung ihren eindrucksvollen Zügen eigentlich nicht gerecht wurde. Sie kam Catriona bekannt vor, obwohl da ein Ausdruck von einem kürzlich erfahrenen, fast unerträglichen Leid war, den zu sehen wehtat. Die Frau rückte ihren Becher mit Apfelwein zur Seite und sah ihrem Gefährten in die Augen. »Ich habe dir gesagt, du sollst cahuenga sprechen.« Sowohl der Blick als auch die Worte erregten Catrionas Aufmerksamkeit.
    »Ich finde immer noch, es ist dumm, wenn wir uns in aller Öffentlichkeit treffen.«
    »Dummköpfe überleben bei dem Spiel nicht lange«, fuhr die Frau ihn an. »Wo versteckt man eine Nadel am besten? Zwischen anderen Nadeln. Wo versteckst du einen Darkovaner? Zwischen anderen Darkovanern. In der Terranischen Zone wäre ich eine Kuriosität, die Spionin, die über die Mauer gestiegen und« - sie grinste zynisch -
    »aus der Kälte gekommen ist. Oder, was auch vorkommen mag, vor dem Feuer davongelaufen ist.«
    »Quäle dich nicht selbst, Mags«, bat ihr Gefährte und legte die Hand über die ihre. Sie zog sie automatisch zurück. »Nun gut, du sagst, du habest gewusst, ihnen werde ein Unglück zustoßen. Nicht etwa, dass ich das glaube, aber gehen wir einmal von dieser Hypothese aus. Wenn du sie aufgesucht hättest, wärest du nur mit den anderen verbrannt …«
    Die Hand der Frau ballte sich zur Faust, und ihre Lippen pressten sich zusammen. Halt … die Erscheinung in dem Kristall, der große Mann und der Lord sahen in den Kristall, und darin tauchte das Gesicht der Frau auf, die Mags genannt wurde … Das war kein richtiger Name.
    Catriona machte sich auf ihrem Stuhl ganz klein. Ihr seht mich nicht, dachte sie in den Raum hinein. Für einen Augenblick blitzten Lichter auf, und ihr Gleichgewichtssinn versagte. Jetzt wusste sie, dass man sie nicht mehr sah.
    »Was hast du vor?«, fragte der Mann. »Dieser neue Legat ist, was die Rückgratlosigkeit angeht, schlimmer als Montray. Der Mann würde sich auch dann nicht einmischen, wenn keine Comyn in die Sache verwickelt wären. Kann deine Gilde dich verstecken?«
    »Du wirst meine Schwestern nicht hineinziehen!« Die Frau sprach leise. Ihre dunklen Augen blitzten. »Ich kann mich ihnen jetzt nicht aufdrängen. Wie die politische Situation zurzeit ist, muss man damit rechnen, dass Fanatiker jeden Außenseiter angreifen.«
    »Dann ist dir vermutlich klar, Magda, was dir allein noch übrig bleibt.«
    Die Frau ließ den Kopf sinken, als habe sie alle Energie, allen Kampfgeist verloren. »Ich weiß. Ich muss Darkover verlassen, nach Alpha gehen und vielleicht die nächste Generation von Nachrichtendienstleuten unterrichten … Und weißt du auch, was ich ihnen als Erstes beibringen werde? Ich werde sie lehren, niemals die Menschen zu lieben, mit denen sie arbeiten.«
    Exil … ein lebender Tod, fern von meiner Welt, meinen Erinnerungen, meinen geliebten Menschen … nein, ihrer Asche. Die Qual der Frau fachte Catrionas wildes Talent an und ließ sie zusammenzucken.
    »Wahrscheinlich werde ich es überleben«, sagte die Frau.
    »Ich verlange dein Wort, dass du an Bord des nächsten von hier startenden Schiffes sein wirst.«
    Der Mann stand auf. Sie blickte zu ihm hoch. »Verlangst du auch einen Eid? Den des Dienstes oder den der Gilde?«
    Er machte eine halbe Verbeugung. »Dein Wort genügt mir, Margali
    - wie immer.« Damit entfernte er sich schnell. Catriona wusste, dass er mit der Menschenmenge draußen verschmelzen würde. Verstecke eine Nadel zwischen anderen Nadeln, wie die Frau Margali gesagt hatte. Dann fügte sich alles andere, was sie gesagt hatte, zusammen.
    Catriona erkannte, dass sie die legendäre Margali n’ha Ysabet belauscht hatte, über die ältere Entsagende viele Geschichten zu erzählen wussten - sie sei Mitglied des Verbotenen Turmes oder Comyn oder Terranan oder tot oder alles auf einmal. Catriona war es nicht gelungen, die Geschichten auf einen Nenner zu
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