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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Augenblick ab, als Catriona in Hörweite kam. Sie spürte, dass viele Leute ungern über laran oder die Comyn sprachen, vor allem nicht vor ihr, die sie rothaarig und verkrampft und voller wunderlicher Vorstellungen war. Früher hatte sie nach einem wilden Traum oder bevor sie blutete Schwindelanfälle und Ohnmachten gehabt, doch das war, Evanda und Avarra seien gepriesen, vorbei.
    Dieser Händler zeigte zu viel Neugier wegen der Kette. Er hob eine dünne Augenbraue, streckte den Zeigefinger aus und berührte mit ihm beinahe den in ihrer Jacke verborgenen Beutel.
    Das Licht in dem schäbigen Laden wurde rot, Catriona fühlte Schweiß an ihren Rippen hinunterlaufen, hörte das Knistern von Flammen, und dann … Der eine Mann war groß, und sein Haar war hell wie das eines Trockenstädters, wo es nicht schon grau war. Der andere Mann war schmächtiger, sein Haar zeigte das Rot der Comyn, obwohl es stark mit Weiß durchsetzt war. Sie standen neben Zwillingsschwestern, und Flammen umloderten sie und kamen näher und näher. Anfangs suchten die vier Menschen nach einem Fluchtweg, dann rückten sie eng zusammen und blickten in einen großen blauen Kristall, in dem das Gesicht einer dunkleren Frau erschien, warnend … und dann hüllten die Flammen sie ein. Sie waren verschwunden …
    Überwältigt von der Warnung, dem Bedauern und, ja, einem seltsamen Triumphgefühl schwankte Catriona und führte die Hand an die Stirn.
    »So?«, murmelte der Pfandleiher. »Noch eine vom Verbotenen Turm?«
    Er hatte seine Hände unter der Ladentheke, und der Blick in seinen Augen gefiel Catriona gar nicht Sie schüttelte den Kopf und ging schnell davon.
    Gleich darauf verdammte sie ihre Schwäche. Offenkundig war sie in etwas hineingeplatzt, das sehr gefährlich aussah. Mal sehen, ob ich verschwinden kann, dachte sie. Dreimal bog sie unvermittelt ab und gab sich Mühe, dass es wie unabsichtlich aussah. Sie warf einen Blick zurück. Niemand schien ihr zu folgen. Sie ging an Verkaufsständen und schmalen Ladenfronten vorbei. Als sie der Feuchtigkeit wegen den Kragen hochschlug, hörte sie das alte Gemurmel hinter sich:
    »Tallo«, dazu bösere Wörter, gezischte Bemerkungen über Feuer, verbotene Kräfte, einen niedergebrannten Turm … Sie musste unbedingt ihr Haar bedecken.
    Vor einem Kleiderladen blieb sie stehen und suchte in den Körben, die praktisch mitten auf der Straße auslagen, bis sie eine gebrauchte Mütze fand. Sie fragte nach dem Preis.
    Zu ihrer Verwunderung sagte man ihr, man würde sich nicht im Traum einfallen lassen, Geld von ihr zu nehmen oder ihr eine so unwürdige Mütze zu geben … süße Avarra, man wollte ihr tatsächlich die Marlpelzmütze schenken, die an der Wand ausgestellt war! Eine so vornehme Mütze würde sie verdächtig machen.
    Schließlich kam es zu einem Kompromiss. Catriona nahm eine dicke, warme Wollmütze an, die mit weniger prächtigem Rabbithorn-Fell besetzt war. Nachdem sie ihr rotes Haar bedeckt hatte, machte sie sich auf die Suche nach einer Imbissstube.
    Die Vorsicht verlangte, dass sie nachdachte, bevor sie einfach in die erste hineinspazierte. Die hier sah zu teuer aus. Wenn Ann’dra zehn Tage lang fortblieb, musste sie auf ihr Geld aufpassen. Außerdem, dachte sie mit Galgenhumor, wenn sie ihr Haar bedeckte, musste sie für Essen und Unterkunft bezahlen. Eine zweite Garküche wirkte schmutzig, und sie hatte keine Lust, von verdorbenem Essen krank zu werden. Die nächste war nur zur Hälfte besetzt und recht sauber, wenn auch schäbig. So ging sie hinein. Die Würste, die im Hintergrund kochten, dufteten wundervoll, aber sie bestellte Brei, heiße Milch und Honig zum Hineinrühren, lauter Dinge, die nahrhaft und billig waren.
    Als sie den zweiten Becher der gesüßten Milch in Angriff nahm, hatten sich Hunger und Aufregung so weit gelegt, dass sie an andere Dinge denken konnte. Zum Beispiel an ihren gebrochenen Eid. An ihren Jähzorn, der sie hässliche Worte zu ihren Schwestern sagen ließ.
    Wenigstens war ihre Eidesmutter nicht dabei gewesen. Wie enttäuscht würde Devra sein, wenn man es ihr berichtete!
    Catriona schniefte in ihren Becher. Dann wischte sie sich trotzig die Nase. Fang jetzt bloß nicht mit Heimweh an, ermahnte sie sich.

    Zurückkehren kannst du nicht mehr. Wie alle Predigten taugte auch diese wenig dazu, ihr neuen Mut zu machen. Göttin, wie würde sie die Zukunft vermissen, die sie weggeworfen hatte! Ja, Mädchen, nun wirst du dir selbst Eidesmutter und Schwestern sein
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