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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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davon standen offen, zwei waren geschlossen. Von der obersten Treppenstufe aus erblickte Holst ein Bein der toten Frau im Schlafzimmer. Im Bett. Das bedeutete, dass sie die Reichsmordkommission informieren mussten, dachte er und ging schnell durch die zweite geöffnete Tür, die zu einem Arbeitszimmer führte. Leer. Hinter den verschlossenen Türen befanden sich eine Toilette und ein begehbarer Kleiderschrank. Beide leer. Holst steckte seine Waffe wieder ein und näherte sich dem Schlafzimmer. Im Türrahmen blieb er abrupt stehen.
    Seit etwa einer Woche lag ihnen eine Aufforderung der Reichsmordkommission vor. Die Kollegen wollten über Todesfälle informiert werden, bei denen folgende Kriterien zutrafen:
    Das Opfer wurde im Schlafzimmer gefunden.
    Das Opfer war gefesselt.
    Dem Opfer war die Kehle durchgeschnitten worden.

T orkels Handy übertönte die letzte Strophe von «Hoch soll sie leben», und er nahm das Gespräch an und zog sich in die Küche zurück, während im Hintergrund gerade ein vierfaches «Hoch! Hoch! Hoch! Hoch!» gerufen wurde.
    Vilma hatte Geburtstag.
    Sie war dreizehn geworden, ein Teenie.
    Eigentlich schon am Freitag, aber da hatten ein Abendessen mit ihren Freundinnen und ein anschließender Filmabend auf dem Programm gestanden. Ältere, langweilige Verwandte wie beispielsweise ihr Vater mussten an einem Wochentag kommen. Gemeinsam mit Yvonne hatte Torkel seiner Tochter ein Handy geschenkt. Ein nagelneues, ihr eigenes. Bisher hatte Vilma immer das abgelegte Handy ihrer großen Schwester übernehmen müssen oder die alten Diensthandys von ihm oder Yvonne. Jetzt hatte sie also ein neues. Eines mit Android, wenn er sich richtig erinnerte, so wie es Billy ihm geraten hatte, als Torkel ihn bei der Auswahl von Modell und Marke um Hilfe gebeten hatte. Yvonne hatte erzählt, dass Vilma das Handy seit Freitag am liebsten jede Nacht mit ins Bett nehmen würde.
    Der Küchentisch war für den Abend zu einem Gabentisch umfunktioniert worden. Die große Schwester hatte Vilma einen Mascara, Lidschatten, Lippgloss und eine Foundation gekauft. Vilma hatte die Sachen schon am Freitag bekommen, aber jetzt dazugelegt, um die ganze Fülle an Geschenken zu präsentieren. Torkel nahm den Mascara in die Hand, der bis zu zehnmal mehr Wimpernvolumen versprach, während er den Informationen am Telefon lauschte.
    Ein Mord. In Tumba. Eine gefesselte Frau mit durchgeschnittener Kehle in einem Schlafzimmer.
    Eigentlich war Torkel der Meinung gewesen, Vilma sei viel zu jung für Schminke, hatte jedoch zu hören bekommen, dass sie weit und breit die Einzige in der sechsten Klasse sei, die sich noch nicht schminkte, und dass es in der Siebten ganz und gar undenkbar war, ohne Make-up in die Schule zu kommen. Torkel kämpfte nicht lange dagegen an. Die Zeiten änderten sich, und er wusste, dass er froh sein konnte, weil er diese Diskussion nicht schon hatte führen müssen, als Vilma in der vierten Klasse war. Denn so war es anderen Eltern auf Vilmas Schule ergangen, und sie hatten sich ganz offensichtlich nicht durchsetzen können.
    Alles deutete darauf hin, dass dies das dritte Opfer war.
    Torkel beendete das Gespräch, legte die Wimperntusche zurück auf den Tisch und ging wieder ins Wohnzimmer.
    Er rief Vilma zu sich, die sich gerade mit ihren Großeltern unterhielt. Sie schien nicht sehr traurig darüber zu sein, das Gespräch mit den alten Verwandten unterbrechen zu müssen. Mit erwartungsvollem Blick kam sie Torkel entgegen, als glaubte sie, er hätte in der Küche heimlich eine Überraschung vorbereitet.
    «Ich muss los, meine Liebe.»
    «Ist es wegen Kristoffer?»
    Es dauerte einige Sekunden, bis Torkel die Frage verstand. Kristoffer war der neue Mann in Yvonnes Leben. Torkel wusste, dass sie sich schon seit einigen Monaten kannten, aber er war Kristoffer an diesem Abend zum ersten Mal begegnet. Ein Gymnasiallehrer. Knapp fünfzig Jahre alt. Geschieden. Kinder. Er schien ein netter Kerl zu sein. Torkel war überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass man ihre Begegnung als angespannt, unangenehm oder in irgendeiner Weise problematisch hätte auffassen können. Deshalb hatte er im ersten Moment nichts mit der Frage seiner Tochter anfangen können. Vilma dagegen nahm die kurze Bedenkzeit sofort als Beweis dafür, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    «Ich habe ihr gesagt, dass sie ihn nicht einladen soll», erklärte sie und zog einen Schmollmund.
    In diesem Moment verspürte Torkel große Zärtlichkeit für seine
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