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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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starten würden, aber sobald sie an der Reihe seien, würden sie ihren Flug nach Stockholm antreten.
    Er bat um Entschuldigung.
    Sie landeten um 17.20 Uhr in Arlanda, mit zwei Stunden und zehn Minuten Verspätung. Oder sechs Stunden, je nachdem, wie man die Dinge sah.
    Auf dem Weg zur Gepäckausgabe rief Richard erneut zu Hause an. Katharina meldete sich nicht. Er versuchte es auf ihrem Handy, doch nach dem fünften Klingeln sprang die Mailbox an. Vermutlich war sie draußen im Garten und hörte das Telefon nicht. Richard betrat die große Halle mit den Gepäckbändern. Dem Monitor über Band 3 zufolge sollte es acht Minuten dauern, bis die Koffer des Fluges 2416 eintrafen.
    Es waren zwölf Minuten.
    Und weitere fünfzehn Minuten vergingen, bis Richard begriff, dass sein Koffer nicht dabei war.
    Wieder musste er warten, diesmal in der Schlange vor dem Serviceschalter, um der Lufthansa den Verlust zu melden. Nachdem er seinen Gepäckabschnitt, seine Adresse und eine möglichst genaue Beschreibung seines Koffers hinterlassen hatte, durchquerte Richard die Ankunftshalle und passierte die Schiebetür, um sich ein Taxi zu nehmen. Die Wärme schlug ihm entgegen. Jetzt war der Sommer wirklich da. Katharina und er würden einen schönen Abend verbringen. Er spürte, wie sich seine gute Laune bei dem Gedanken an einen Rumcocktail in der Abendsonne auf der Terrasse zurückmeldete.
    Er reihte sich in der Warteschlange für ein Taxi ein. Als sie in Richtung Arlandastad abbogen, erklärte der Taxifahrer, dass der Verkehr in Stockholm heute völlig verrückt gewesen sei. Und zwar so was von verrückt! Gleichzeitig bremste er auf unter fünfzig Stundenkilometer ab, und sie wurden von der scheinbar unendlichen Blechlawine auf der E4 in Richtung Süden eingesaugt.
    Aus all diesen Gründen hätte Richard Granlund nicht geglaubt, dass dieser Tag noch schlimmer werden könnte, als das Taxi endlich in den Tolléns Väg einbog.
    Er zahlte mit seiner Kreditkarte und ging durch den blühenden, gepflegten Garten zum Haus. Hinter der Tür stellte er seine Aktentasche und die Plastiktüte ab.
    «Hallo!»
    Keine Antwort. Richard zog seine Schuhe aus und ging in die Küche. Er warf einen Blick durch das Fenster, um zu sehen, ob Katharina draußen war, doch der Garten war leer. Genau wie die Küche. Kein Zettel an der Stelle, wo er gelegen hätte, wenn sie ihm einen hinterlassen hätte. Richard nahm sein Handy und warf einen prüfenden Blick darauf. Keine entgangenen Anrufe oder SMS. Im Haus war es stickig, die Sonne brannte direkt darauf, aber Katharina hatte die Markisen nicht heruntergekurbelt. Richard schloss die Terrassentür auf und öffnete sie weit. Dann ging er die Treppe hinauf. Er wollte duschen und sich umziehen. Nach der langen Heimreise fühlte er sich schmutzig und durchgeschwitzt bis auf die Unterhose. Bereits auf dem Weg nach oben zog er die Krawatte aus und begann, sein Hemd aufzuknöpfen, hielt jedoch inne, als er die geöffnete Schlafzimmertür erreichte. Katharina lag auf dem Bauch. Das war das Erste, was er feststellte. Dann hatte er drei schnelle Einsichten.
    Sie lag auf dem Bauch. Sie war gefesselt. Sie war tot.

D ie U-Bahn ruckelte bei der Bremsung. Eine Mutter, die mit ihrem Kinderwagen direkt vor Sebastian Bergman stand, umklammerte die Haltestange noch fester und sah sich nervös um. Schon seit sie am St. Eriksplan eingestiegen war, wirkte sie angespannt, und obwohl ihr weinender Junge schon nach wenigen Stationen eingeschlafen war, schien sie nicht ruhiger zu werden. Es gefiel ihr ganz eindeutig nicht, mit so vielen Fremden auf engstem Raum eingesperrt zu sein. Sebastian beobachtete mehrere Anzeichen dafür. Ihre offensichtlichen Versuche, die minimale Privatsphäre zu wahren, indem sie ständig ihre Füße bewegte, um an niemanden zu stoßen. Die Schweißperlen auf ihrer Oberlippe. Der wachsame Blick, der keine Sekunde innehielt. Sebastian versuchte, ihr beruhigend zuzulächeln, aber statt darauf einzugehen, sah sie hastig zur Seite und musterte prüfend weiter ihre Umgebung, alarmbereit und gestresst. Also sah sich Sebastian stattdessen in dem überfüllten Wagen um, der kurz hinter der Station Hötorget erneut unter metallischem Knirschen zum Stehen gekommen war. Nach einigen Minuten Stillstand in der Dunkelheit ratterte die Bahn langsam weiter und kroch bis zum T-Centralen.
    Normalerweise fuhr er nie U-Bahn und schon gar nicht im Berufsverkehr oder während der Touristensaison. Es war ihm zu unkomfortabel und
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