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Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Titel: Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)
Autoren: Harald Muellner
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der Theke geordert hatte. »Für einen Mann in ihrem Alter sind Sie
nicht gerade sehr flexibel, mein Freund«, meinte der Alte. »Oder war es Zufall,
dass Sie den gleichen Tisch wie gestern erwischt haben?«
    »Ach! Saßen wir gestern auch hier?«, Robert stürzte den noch
im Glas verbliebenen Whisky in einem Zug hinunter und gedachte in Zukunft
keinerlei Rücksicht mehr auf die Lebensjahre seines Reisebegleiters zu nehmen. »Wissen
Sie etwas Neues, in der Sache um Apollo 18?«
    »Angeblich gibt es keine weiteren Neuigkeiten. Die Behörden
versuchen nun Material aus den Archiven zusammenzusuchen, das die Behauptung
der Frau bestätigen könnte. Aber bei der mustergültigen Ordnung, die die Nasa
in ihren Archiven hat, kann das wohl eine Weile dauern. – Wussten Sie das? Im
Jahre 2000 hatten sie die Originalaufnahmen der ersten Mondlandung gesucht und
nicht gefunden. Sie durchstöberten Archiv um Archiv ihrer Einrichtungen auf
amerikanischem Boden, doch alles, was sie ans Tageslicht brachten, waren …«
    »Waren was?«
    »Kopien, mein Freund. Kopien! Wo die Originale gelandet bzw.
hinverschwunden waren, wusste niemand mehr. Glauben Sie mir jetzt, dass es gar
nicht so aufwendig ist, bei der Nasa etwas geheim zu halten?« Er lachte und
nahm einen generösen Schluck, so dass etwas von dem weißen Schaum an seiner
Oberlippe haften blieb.
    Robert wies auf seine Lippe und der Alte verstand sofort.
    »Normalerweise habe ich keinen Schaum vorm Mund«, sagte er
mit einem amüsanten Grinsen und wischte ihn mit seinem Handrücken ab, »was aber
auch daran liegt, dass ich meist Tee trinke.«
    »Ich habe gestern noch etwas recherchiert«, sagte Robert.
    »Sie haben was?«, stieß der Alte erstaunt hervor.
    »In der Bordbibliothek.«
    »Nein, wirklich.« Dem Alten stiegen Tränen in die Augen und
er versuchte einen Lachkrampf abzuwehren. »Recherchiert – nein, so komisch.«
    »Was ist daran so komisch?« Robert spürte ein unangenehmes
Ziehen in seinem Magen.
    Der Alte lachte nur. »Später, später.« Er räusperte sich
einmal, zweimal, dreimal, bis er den letzten Anflug von Heiterkeit überwunden
hatte. »Sie wollten mir erzählen, was Sie gefunden haben?«
    »Ich habe mir gestern noch die Mühe gemacht nachzulesen und,
was ich sehr bemerkenswert fand, war nicht die Tatsache, dass die erste
Mondbasis im Mare Tranquilitatis in unmittelbarer Nähe der Landestelle von
Apollo 11 errichtet wurde, sondern die, dass man den zweiten bemannten
Außenposten auf dem Mond im Tsiolkovsky-Krater 2065 fertigstellte; an den
südlichen Ausläufern des Mittelgebirges, der vermeintlichen Landestelle von
Apollo 18.«
    »Interessantes Faktum, nicht wahr?« Der Alte kratzte sein
dominant spitzes Kinn, als müsste er die letzten dort verbliebenen weißen
Härchen streicheln. »Das habe ich mir auch schon überlegt. Das wäre ein Punkt,
der eindeutig dafür spräche, dass schon lange vor dem Baubeginn der
Tsiolkovsky-Basis Menschen dort gewesen sein müssen. Ich denke nämlich, die
Nasa war damals so stockkonservativ … Entschuldigung, die Nasa war ›immer‹ so
stockkonservativ, dass die Verantwortlichen sicher nicht irgendwo auf Verdacht
hin mit dem Bau einer Basis begonnen hätten. Nicht bevor nicht Menschen an
diesem Ort gelandet wären. Die Risiken wären diesen kleinbürgerlichen
Bürokraten viel zu groß gewesen.«
    »Aber der Bau der Tsiolkovsky-Basis begann doch erst 2059,
als es die Nasa schon Jahre nicht mehr gab.«
    »Das ist richtig. Aber angeblich wurden in den Archiven der
Nasa zuhauf Studien, Pläne und rudimentäre Spezifikationen gefunden, die die
Errichtung einer Basis in besagtem Krater betrafen. Die LunEx Corporation hat
diese Pläne letztendlich überarbeitet, bis alle zu diesem Zeitpunkt noch
offenen Fragen bis weit über das kleinste Detail hinaus geklärt waren und mit
dem Bau begonnen werden konnte.«
    »Woher wissen Sie das alles«, stieß Robert die Frage hervor,
die ihm schon die ganze Zeit über auf der Zunge brannte.
    »Wissen Sie, junger Freund, ich war lange Zeit im Bereich
der Raumfahrt tätig, blieb aber stets mit beiden Beinen fest auf dem Boden.«
Der Alte schmunzelte und nahm einen Schluck von seinem Bier. »Ich bin übrigens
John.«
    »Robert«, sagte Robert. »Ich wusste, für ihr profundes
Wissen musste es eine Erklärung geben.« Er fuhr sich durch sein zerzaustes
Haar. »Und die drei Frauen?«
    »Was ist damit?«
    »Ich meine die Tatsache, dass die drei AstronautInnen von
Apollo 18 weiblich waren.«
    »Was
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