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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen
Autoren: Qiu Xiaolong
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zu haben. Das Schiff ist mit über dreihundert Chinesen an Bord an der amerikanischen Küste gestrandet. Als die Küstenwache vor Ort ankam, war nur noch eine kranke,schwangere Frau auf dem Schiff. Sie war zu schwach gewesen, um in eines der Fischerboote zu springen, die die Leute an Land bringen sollten. Später wurden die Leichen derer entdeckt, die die Boote verfehlt hatten.«
    »Genau, das war das Schiff«, bestätigte Li. »Sie sind also über die Hintergründe im Bilde. Jia ist der Eigner der Goldenen Hoffnung.«
    »Gegen diesen Menschenschmuggel muß etwas unternommen werden«, sagte Chen und stellte seine Schale ab, in der die Teeblätter plötzlich nicht mehr so grün leuchteten. »Die Lage hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zugespitzt. Besonders in den Küstengebieten. Das ist nicht die Art und Weise, wie sich Chinas Öffnung vollziehen sollte.«
    »Feng Dexiang war einer der Passagiere der Goldenen Hoffnung. Er konnte sich in ein Fischerboot retten. Dann hat er in New York Tag und Nacht als Schwarzarbeiter malocht, um die Überfahrt abzubezahlen.«
    »Ich habe gehört, wie diese Leute schuften müssen. Den meisten ist nicht klar, was sie dort erwartet. Wir müssen den Schlangenköpfen das Handwerk legen.«
    »Jia ist schlüpfriger als ein Aal. Die Amerikaner sind seit Jahren hinter ihm her. Jetzt sehen sie endlich eine Chance, ihn wegen der ertrunkenen Passagiere dranzukriegen«, erklärte Li. »Feng wurde wegen einer Bandenschlägerei in New York verhaftet. Nachdem ihm Verurteilung und Deportation drohten, hat er sich mit den Behörden auf einen Handel eingelassen und will als Zeuge gegen Jia aussagen.«
    »War Feng der einzige Passagier der Goldenen Hoffnung, den man gefunden hat?«
    »Nein, man hat noch einige andere erwischt.«
    »Warum ist man dann bloß mit ihm handelseinig geworden?«
    »Illegale Einwanderer aus China ersuchen normalerweise um politisches Asyl, sobald sie geschnappt werden, und zwar mit der Begründung, daß durch die Zwangsabtreibungen im Rahmen der Ein-Kind-Politik ihre Menschenrechte verletzt würden. Da ihnen das in aller Regel gewährt wird, sind sie auf einen solchen Kuhhandel mit den amerikanischen Behörden nicht angewiesen. Feng aber hatte keine Basis für einen Asylantrag. Sein einziger Sohn ist vor einigen Jahren gestorben, daher hat er sich zur Kooperation entschlossen.«
    »Was für ein schlauer Fuchs!« sagte Chen. »Aber Jia ist nicht nur ein Schlangenkopf, der mit illegaler Einwanderung Geld verdient, er ist auch ein Drachenkopf – der Boß einer international operierenden Geheimgesellschaft. Sobald Fengs Identität ans Licht kommt, muß Feng mit gnadenloser Vergeltung rechnen.«
    »Da seine Zeugenaussage für Jias Verurteilung unerläßlich ist, haben die Amerikaner Feng in ihr Zeugenschutzprogramm aufgenommen, das in Zusammenarbeit mit den U.S. Marshals läuft. Ferner haben sie seinem Antrag auf Familienzusammenführung mit seiner schwangeren Frau Liping stattgegeben. Und deswegen brauchen sie unsere Hilfe.«
    »Wenn diese Verurteilung dazu beitragen kann, die Flut illegaler Auswanderer aus China zu stoppen, dann nützt das beiden Staaten.« Chen tastete in seiner Tasche nach der Zigarettenschachtel. »Ich hasse diese westliche Propaganda, die unsere Regierung als Drahtzieher im Hintergrund hinstellt.«
    »Es ist unserer Regierung nicht leichtgefallen, diesem Ersuchen nachzukommen.«
    »Warum?«
    »Nun, einige der alten Genossen mögen die Art nicht, wie die Amerikaner alle nach ihrer Pfeife tanzen lassen.« Li bot ihm aus seinem Silberetui eine Filterzigarette der Marke »Panda« an, die nur höheren Kadern zugänglich war. »Auch wird es unseren Versuch, die illegale Auswanderung zu stoppen, nicht gerade fördern, wenn wir den Leuten auch noch ihre Familien nachschicken. Daß wir den Nachzug behindert haben, war eine unserer effektivsten Maßnahmen gegen den Menschenschmuggel. Die Leute brauchen Jahre, um dort als Asylanten anerkannt zu werden. Und wenn wir dann Schwierigkeiten mit dem Familiennachzug machen, dauert es noch viel länger.«
    »Also müssen sie sich vorher gut überlegen, ob sie eine so lange Trennung in Kauf nehmen wollen.«
    »Genau. Könnte Wen ihrem Mann jetzt schon folgen, würde das völlig falsche Signale setzen. Dennoch haben sich unsere Regierungen nach langen Debatten auf höchster Ebene zu dieser Kooperation entschlossen.«
    »Sie erfolgt also im Interesse beider Staaten.« Chen wählte seine Worte mit Bedacht. »Wenn wir
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