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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens
Autoren: Nicolas Barreau
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Alte schon eine ganze Weile dort und hatte
zugehört, wie ich telefonierte.
    Jetzt stand
sie auf, stellte ihr Hündchen auf den Boden und schüttelte mißbilligend den
Kopf.
    »Wissen
Sie, Sie sollten sich schämen, junger Mann. Zu meiner Zeit war man nicht so …
so … wahllos.« Sie zog an der Leine, und der blöde Pinscher kläffte mich
feindselig an.
    Ich weiß,
daß man seine Wut nicht an hilflosen alten Leuten auslassen soll und auch nicht
an Tieren, aber ich überlegte tatsächlich einen Moment, ob es wirklich ein
Verlust für die Welt gewesen wäre, wenn ich diese misanthropische Alte nebst
ihrem Köter mit der Hundeleine erdrosselt hätte.
    Statt
dessen erhob ich mich von der Bank, richtete mich zu voller Größe auf, breitete
die Arme aus und machte laut »Buh!«
    Zu Tode
erschreckt eilte die Dame mit dem Hündchen davon.

4
    Ich
muß zugeben, daß mich allmählich ein wenig der Mut verließ.
    Wer weiß,
ob es überhaupt eine Isabelle gab? Vielleicht hatte sich die Schöne aus dem Café
nur einen Scherz mit mir erlaubt. Vielleicht stimmte die ganze blöde Nummer
nicht, und ich machte mich hier zum Affen. Andererseits – diese Blicke. Ihr
Lächeln. Da war etwas zwischen uns abgelaufen, ich hatte es genau gespürt.
    Traurig sah
ich auf mein kleines Handy, das auch schon schönere Telefonate erlebt hatte.
Ich war so deprimiert, daß ich die Melodie, die plötzlich so fröhlich an mein
Ohr drang, erst gar nicht zuordnen konnte. Es war mein Handy, das zu mir
sprach.
    Mein Handy
klingelte!
    Mein Gott,
das war SIE . Der Anrufbeantworter! Isabelle rief mich zurück.
Hastig drückte ich die Annahmetaste, mein Herz schlug einen Salto.
    »Isabelle? …
Isabelle?« stieß ich atemlos hervor.
    Einen
Moment lang herrschte irritiertes Schweigen. Dann sagte eine kühle Stimme, die
mir sehr bekannt vorkam, gedehnt:
    »Nein …
Hier ist leider nur Julie. Spreche ich mit dem Mann, der vor Stunden auf einen
Kaffee ins Flore entschwunden ist und nie mehr wiederkam?«
    Oh, mein
Gott, Julie! Die hatte ich völlig vergessen.
    »Julie! Es
tut mir leid, Julie … Ich … es ist … es ist was dazwischen gekommen. Hör zu,
ich bin grad total im Streß. Ich muß ein paar dringende Telefonate machen.
Bitte frag jetzt nichts! Ich komme, so schnell es geht.«
    »Was soll
das heißen, Antoine?« Oh, Mann, sie klang echt sauer. »Hör mal, deine
Frauengeschichten interessieren mich nicht, aber ich hab auch Erledigungen zu
machen, und ich find's nicht gerade toll, wie du mich hier hängenläßt.«
    »Julie«, bat
ich, »bitte sei ein Schatz! Ich wollte dich nicht hängenlassen, aber es sind
ganz unglaubliche Dinge passiert. Ich bin der Frau meines Lebens begegnet, und
ich sollte sie um drei Uhr anrufen, und dann hat so ein verdammter Vogel auf
die Telefonnummer geschissen, und die Nummer war verwischt, und ich habe nur
den Vornamen, und ich muß noch sechs Anrufe machen und zwar so schnell wie
möglich, sonst ist es zu spät.« Ich holte kurz Luft nach diesem Mammutsatz. »Es
geht um ALLES , Julie, verstehst du?«
    Ich muß wirklich
ziemlich verzweifelt geklungen haben, denn Julies Stimme wurde plötzlich ganz
sanft.
    »Um Gottes
willen, Antoine, beruhige dich«, sagte sie. »Du bist ja völlig durch den Wind.«
Ich lauschte in den Hörer und nickte, während ich vor der Parkbank auf und ab
ging. »Ich habe zwar nicht alles verstanden, aber erklär's mir lieber später in
Ruhe.« Ich hörte sie seufzen. »Also, wenn es um alles geht, dann muß ich hier wohl die Stellung halten. Und jetzt
tu, was du tun mußt. Viel Glück! Du wirst es schon schaffen. Und melde dich,
wenn ich dir irgendwie helfen kann, hörst du?«
    Ich hätte
sie umarmen können!
    »Danke,
Julie«, sagte ich leise. »Danke, danke, liebe Julie.«
    Ich
gestattete mir einen Moment der Ergriffenheit, dann drückte ich erneut auf die
Wahltaste. Julie hatte vollkommen recht. Ich durfte nicht aufgeben, auch wenn
es bereits halb vier war und die schöne Isabelle mich vielleicht schon abgehakt
hatte.
    Unter
    der Endziffer 5 meldete sich ein Mann, der vielleicht noch verzweifelter war
als ich. Das heißt, er meldete sich nicht wirklich, mit Namen oder so, er fing
gleich an, mit erregten Worten auf mich einzureden.
    » Florence? Florence, hör mir zu! Hör mir
einfach nur zu, ich flehe dich an«, schrillte es in mein Ohr.
    Mann, der
Typ war echt fertig. Ich war zwar nicht Florence, aber ich tat ihm den
Gefallen. Die Panik in seiner Stimme machte mich neugierig. Ich gebe es
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