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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens
Autoren: Nicolas Barreau
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wäre, und meine Nummer hinterlassen. Zu dumm, daß ich
nur ihren Vornamen hatte. Egal, ich hatte keine Wahl. Ich mußte jetzt vor allem
eines sein: schnell.
    Hastig gab
ich die restlichen Zahlen ein und startete mein Russisch Roulette mit der
Endziffer 1.
    Es
klingelte ein paarmal durch. Dann schaltete sich ein Anrufbeantworter ein. Eine
Automatenstimme wiederholte noch einmal die Nummer des gewählten Anschlusses
und verkündete mir, daß der Teilnehmer im Moment leider nicht zu erreichen sei,
daß ich aber eine Nachricht hinterlassen könnte. Piep.
    Ich hasse
es, wenn Leute ihre Anrufbeantworter nicht mal selbst besprechen. Ich holte
tief Luft.
    »Ja … äh …
hallo. Hier spricht Antoine. Antoine Bellier von der Buchhandlung Librairie du
Soleil. Dies ist eine Nachricht für Isabelle … äh …« Ich hustete ein paarmal
und sprach dann rasch weiter: »Ich wollte nur sagen, daß das Buch, das Sie bei
uns bestellt haben, jetzt da ist.« Während ich noch redete, fiel mir
siedendheiß ein, daß sie meinen Namen ja gar nicht kannte. Wie also sollte sie
diesen Anruf und den Kaffeetassenumwerfer aus dem Café de Flore in Zusammenhang
bringen? »Äh … ja«, stotterte ich hilflos. »Es handelt sich um … äh … den Roman
›Der Mann aus dem Café de Flore‹. Wenn Sie das Buch heute nicht abholen können,
rufen Sie uns doch bitte kurz zurück.« Ich nannte meine Handynummer und hoffte,
daß die geheime Botschaft ankommen würde. Wenn es überhaupt Isabelles Nummer war, die ich gewählt hatte.
    Ich zog
mein Notizbuch hervor, schlug eine leere Seite auf und schrieb die gewählte
Nummer hinein mit dem Vermerk »Anrufbeantworter«. Ich mußte jetzt ganz
systematisch vorgehen. Nicht daß mir in der Aufregung noch ein weiterer Fehler
unterlief.
    Inzwischen
war es fünf nach drei. Ich befand mich noch im grünen Bereich. Nun war die
Endziffer 2 dran. Wieder drückte ich die Tasten und preßte mein Ohr gegen den
Hörer.
    » Oui?
    Diesmal war
es unverkennbar eine menschliche Stimme, die sich meldete, und eine weibliche
dazu. Mein Herz klopfte. Am liebsten hätte ich in den Hörer geschrien: »Isabelle,
bist du es?« Aber ich beherrschte mich.
    » Bonjour. Hier spricht Antoine Bellier«, begann
ich, freundlich und vorsichtig wie ein Versicherungsvertreter. »Entschuldigen
Sie die Störung, aber waren Sie zufälligerweise heute mittag im Café de
Flore?«
    Ein
unwirscher Laut war am anderen Ende der Leitung zu hören.
    »Spreche
ich da mit Madame … Isabelle …«, versuchte ich es weiter, dann wurde mir das
Wort abgeschnitten.
    »Hören Sie,
wenn das wieder so ein blödes Telefonmarketinggespräch ist, können Sie sich
Ihren Atem sparen«, schrie es in mein Ohr. »Ich will weder etwas kaufen, noch
günstiger telefonieren, noch etwas gewinnen, noch stehe ich für eine Umfrage
zur Verfügung. Alles klar? Das kotzt mich echt langsam an!«
    »Bitte«, flehte
ich, obwohl mir eigentlich klar war, daß es sich bei dieser kreischenden Hexe
nicht um meine schöne Fee aus dem Flore handeln konnte. »Sagen Sie mir nur
eines – heißen Sie Isabelle?«
    »Isabelle?«
Sie lachte höhnisch. »Wollen Sie mich verarschen?« Es machte Klick, und die
Leitung war tot.
    Seufzend
    strich ich die Nummer 2 in meinem Notizbuch durch. Egal, abhaken, weitermachen.
Es war zehn nach drei. Und aller guten Dinge waren drei. Neues Spiel, neues
Glück.
    Ich wählte
die nächste Nummer. Ein Kind war am Apparat. Ein Kind? Sie hatte ein Kind? Und
wenn schon! Eine Traumfrau nahm man auch mit Kind.
    »Hallo?«
sagte das Stimmchen.
    »Ja, hallo.
Hier spricht Antoine Bellier … Sag mal, kann ich deine Mama mal sprechen?«
    »Hallo?«
wiederholte das Stimmchen. »Hallo?«
    Dann
knackte es, und das Gespräch war beendet. Ich hätte durch den Hörer springen
können.
    Ich weiß,
daß manche Eltern es ganz bezaubernd finden, wenn ihre Sprößlinge ans Telefon
gehen. Ich finde, es ist die Pest. Meine Schwester läßt auch immer ihre kleine
Claire an den Apparat, weil das so süß ist.
Manchmal dauert es ewig, bis die kleinen Monster endlich gewillt sind, die
Person zu holen, die man eigentlich sprechen will.
    Fluchend
drückte ich auf die Wahlwiederholung und legte einen heiligen Eid ab: Wenn ich
mal Kinder hatte, durften die erst ans Telefon, wenn sie in der Lage waren, ganze
Sätze zu sprechen.
    »Hallo?«
Wieder das Stimmchen. Ich heulte innerlich auf.
    »Hallo,
mein Schatz, hier ist noch mal der Antoine«, flötete ich in die Leitung. Ich
war der böse,
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