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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens
Autoren: Nicolas Barreau
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die
Frage, ob ich diese ganze wundersame Liebesgeschichte nicht eigentlich nur
erfunden hatte. Eine Liebesgeschichte in Gedanken. Ohne ein Wort, ohne einen
Kuß. Und doch das Schönste, was ich je erlebt hatte.
    Es würde
mir schwerfallen, Isabelle zu vergessen. Welche Frau sollte noch kommen, die
sich mit ihr messen konnte?
    Meinem
unerreichten Engel, der sich wie das Schneemädchen, das für den Liebsten durch
das Feuer springen muß, in Luft aufgelöst hatte. Von dem mir nichts blieb als
ein kleines weißes Winken, das nicht einmal mir gegolten hatte.
    Ich war zu
unglücklich, um die Schönheit der Place de Vosges zu würdigen. Aber ich war
bedauerlicherweise nicht zu unglücklich, um Hunger zu empfinden.
    Wenn mein
Magen nicht laut geknurrt hätte, wäre ich vielleicht immer weiter in meinem
Schmerz dort sitzen geblieben. So aber stand ich langsam auf und sah den
Realitäten ins Gesicht.
    Ich hatte
seit heute morgen nichts mehr gegessen. Und Julie wartete in der Buchhandlung
auf mich.

30
    »Laß
mal sehen«, sagte Julie. Ich hielt ihr mein Handy hin. Ich war seit fünf
Minuten in der Buchhandlung und hatte noch nicht die Zeit und die richtigen
Worte gefunden, um Julie auf den letzten Stand der Dinge zu bringen. Es fiel
mir schwer, darüber zu reden, und daß die Sache ein schlechtes Ende genommen
hatte, sah Julie auf den ersten Blick.
    »Oje«, sagte
sie, als ich zur Tür hereinkam.
    »Tja, die
Sache ist wohl gelaufen«, sagte ich und winkte ab. »Entschuldige, daß ich jetzt
erst komme, ich hab ein paar grauenvolle Stunden hinter mir.« Immerhin hatte
ich eben noch eine Kleinigkeit gegessen und fühlte mich nicht mehr ganz so
wacklig auf den Beinen.
    Julie nahm
mich kurz in den Arm. »Ach, Antoine«, sagte sie. »Das tut mir so leid. Ich hab
eben schon versucht, dich anzurufen, aber dein Handy war nicht an.«
    »Ist mir
hingefallen«, sagte ich.
    Und dann
schaute sich Julie mein Handy an. Sie drehte es um, machte eine kleine Klappe
auf und nahm die SIM -Karte heraus. Sie pustete in die Öffnung, steckte die
Karte wieder zurück und wartete einen Moment.
    »So«, sagte
sie zufrieden. »Das zumindest funktioniert wieder.« Du mußt nur deinen PIN eingeben, dann kannst du wieder deiner Lieblingsbeschäftigung
nachgehen.«
    »Du kannst
richtig gemein sein, Julie«, sagte ich.
    »Ich weiß.«
Sie sah mir zu, wie ich die Nummer eingab, dann klingelte die Türglocke, und
ein Kunde betrat den Laden. Julie stand auf. » Bonjour, Monsieur. Wenn ich Ihnen helfen kann, sagen Sie mir
Bescheid.«
    Der Kunde
sah zu uns herüber. »Danke, ich will mich erst mal ein bißchen umschauen.«
Julie nickte freundlich, und der Herr vertiefte sich in die Bildbände. Dann
schien ihr etwas einzufallen.
    »Ach,
Antoine, bevor ich es vergesse, da war eben eine Kundin, die hat nach einem
Roman gefragt, der angeblich bestellt war. Sie sagte, du hättest ihr auf den
Anrufbeantworter gesprochen. Ich hab aber nichts finden können.«
    » Was? « Ich packte sie an den Schultern.
    »Antoine,
was ist, du wirst ja ganz blaß.«
    »Julie«, sagte
ich heiser, und das Herz schlug mir bis zum Hals. »Wie sah die Frau aus? War
sie blond? Hieß der Roman ›Rendezvouz im Café de Flore‹? Hatte sie vielleicht
einen roten Schirm dabei?« Mein Griff wurde fester, und Julie zuckte zusammen.
    Sie nickte.
Mit einem Mal wurde sie auch ganz blaß, und ich glaube, sie begann zu
verstehen.
    »Antoine,
wie hätte ich denn wissen sollen … du hast nichts von einem Buch gesagt«, stammelte
sie. »Oder von einem roten Schirm. Ich wußte ja nicht mal, daß sie blond ist …«
    »Schon gut,
schon gut.« Ich schüttelte Julie bei jedem Wort, so aufgeregt war ich. »Wann
war das … wann?«
    »Wenige
Minuten, bevor du gekommen bist.«
    Ich ließ
Julie los. Ich preßte die Lippen aufeinander. Ich verstand nichts mehr.
Isabelle war im Hochzeitsauto weggefahren. Isabelle war in der Buchhandlung
vorbeigekommen, und ich war wieder nicht da. Isabelle war hier gewesen. Alles
andere war unwichtig. Sie war vor wenigen Minuten hier gewesen. Sie wollte mich
sehen. Ich mußte sie finden.
    »Hat sie
sonst noch was gesagt?« fragte ich. »Denk genau nach, Julie!«
    Julie
überlegte. »Nein … sie hat nur nach dem Buch gefragt, dann ist sie wieder
gegangen.«
    »Hast du
gesehen, in welche Richtung? Schnell!« stieß ich hervor. Der Kunde vor den Bildbänden
verfolgte unser Gespräch mit großem Interesse, es war mir egal.
    Julie kam
mit zur Tür. »Sie ist die Rue Bonaparte
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