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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens
Autoren: Nicolas Barreau
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Mann,
tut mir echt leid, pardon«, entgegnete ich atemlos. Verlegen trat ich aus der
Wasserlache, in der ich stand. »Ich … ich suche jemanden.«
    Sie bückte
sich und steckte die Blumen in den Kübel zurück. »Aha«, sagte sie. »Kann ich
helfen?«
    Ich nickte
dankbar. »Vielleicht.« Ich half ihr das Wasser aufzuwischen und sah sie an.
»War zufälligerweise gerade eine sehr gut aussehende blonde Frau bei Ihnen, die
einen … einen … Brautstrauß abgeholt hat?«
    Wir
richteten uns gemeinsam auf.
    »Ob das der
Brautstrauß war, weiß ich nicht«, antwortete das Mädchen. »Aber auf jeden Fall
war hier vor etwa einer halben Stunde eine blonde Frau, die zwei wunderschöne
Blumenbouquets gekauft hat.«
    Zwei
Sträuße? War das üblich? Es war schon über ein Jahr her, daß ich auf einer
Hochzeit gewesen war. Meine Freunde ließen sich Zeit mit dem Heiraten. Wer
weiß? Vielleicht kaufte man mittlerweile zwei Sträuße – einen zum Behalten und einen
zum Werfen.
    Das
Blumenmädchen bemerkte meine Verwirrung.
    »Sie war
nicht allein. Draußen auf der Straße wartete noch eine andere Frau, die gerade
ein Taxi bestellte«, fuhr sie eifrig fort. »Ich habe es genau gesehen. Sie war
auch sehr hübsch, wenn Sie mich fragen, sogar hübscher als die andere. Sie
hätte ein Model sein können. Allerdings hatte sie dunkle Haare.« Die Blumenfee
hielt eine Hand vor die Brust. »So bis hier.« Sie sah mich von unten an. »Aber
Sie stehen wohl mehr auf blond, was?«
    Eine Frau mit
dunklen Haaren? Hatte dieser Dimitri eine Schwester?
    »Auf jeden
Fall wollten die beiden zu einer Hochzeit«, plapperte das blonde Kind munter
weiter, und ihr Pferdeschwanz wippte. »Ich weiß das deswegen so genau, weil ich
gestern gehört habe, wie die blonde Dame fragte, ob sie die Blumen auch schon
ganz früh abholen kann, weil sie zu einer Hochzeit will, die im Marais
stattfindet.« Sie legte den Aufnehmer zur Seite. »Normalerweise machen wir erst
um neun Uhr auf, wissen Sie?«
    Ich starrte
sie entgeistert an. Die Sache wurde immer undurchsichtiger. Es war Isabelle,
die im Blumenladen gewesen war, ohne Zweifel. Eine dunkelhaarige Schönheit war
jetzt auch noch im Spiel, und es gab zwei Sträuße. Aber wieso fand die
verdammte Hochzeit im Marais statt?
    »Das kann
nicht sein«, erwiderte ich. »Sind Sie sicher, daß sie ›Marais‹ gesagt hat und
nicht ›Montmartre‹?«
    Die Kleine
nickte. »Ziemlich sicher.« Sie überlegte einen Moment. »Sie hat mit der Chefin
gesprochen, wissen Sie? Ich meine, Sie hätte sogar die Kirche erwähnt … warten
Sie … ich hab's gleich …«
    Ich sah sie
erwartungsvoll an und dachte: Spuck's aus, Kleine, spuck's aus!
    Sie
runzelte angestrengt die Stirn, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, es will
mir einfach nicht einfallen – ich bin nicht so gut in Namen, wissen Sie?« Sie
zuckte die Achseln und lachte.
    Ich tat so,
als ob ich auch lachte. Mußte dieses Mädchen wirklich an jeden Satz ihr »wissen
Sie?« anhängen.
    »Wissen Sie
was?« Sie strahlte mich an. »Ich könnte eben die Chefin anrufen, die hat sich
länger mit der Kundin unterhalten und weiß es bestimmt noch.«
    Ich sah auf
die Uhr. Es war zehn Minuten vor neun. Wieviel Zeit blieb mir noch? Und wie viele
verdammte Kirchen, in denen Isabelle heiraten wollte, gab es eigentlich in
Paris?

24
    Dreißig
nervenaufreibende Minuten später hatte ich die Informationen, die ich brauchte.
So lange hatte es gedauert, bis »die Chefin« ihr Dauertelefonat mit einer
Freundin beendet hatte und ihre Angestellte zu ihr durchgedrungen war. Immerhin
war die Chefin offenbar besser in Namen als ihre blonde Hilfe.
    Der Name
der Kirche war Saint-Paul-Saint-Louis. Und die Hochzeit, um die es ging, fand
um halb elf statt, vielleicht auch um zehn. Wenn es die Hochzeit war, die ich verhindern wollte. Und wenn sie überhaupt dort
stattfand und nicht doch am Montmartre.
    Sicher war
es um das Erinnerungsvermögen der alten Anastasia nicht gut bestellt, aber
immerhin ging es nicht um irgend etwas, sondern um ihren geliebten Dimitri, und
da mußte man ihr vielleicht doch einen lichten Moment zutrauen.
    Mir blieben
also noch eine lächerliche halbe Stunde und zehn Minuten, um herauszufinden, wo
genau im Marais die Église Saint-Paul-Saint-Louis lag, und dann vor zwei
Kirchen gleichzeitig zu erscheinen und die Braut zu entführen.
    Eine echte
Herausforderung. Ich würde der erste Buchhändler sein, der das Wunder der
Bilokation vollbrachte. Wenn ich nicht vorher wahnsinnig
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