Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau, für die ich den Computer erfand

Die Frau, für die ich den Computer erfand

Titel: Die Frau, für die ich den Computer erfand
Autoren: Friedrich Christian Delius
Vom Netzwerk:
flüchten   … Sie verstehen, wie lächerlich das ist, wenn da die kleinen Fauste kommen und forschen, was die Welt im Innersten zusammenhält   … Wer oder wassoll denn die Welt, das All und alles zusammenhalten, im Innersten und Äußersten zusammenhalten? Da bleiben nur Computer, die sich vernetzen mit dem Computer Kosmos   … Ich überfordere Sie, ich höre auf, wir machen Schluss für heute   …

(Der hat schon immer gern geflunkert)
     
     
     
    Oder denken Sie: Der wird langsam verrückt, der Alte? Oder ist der schon verrückt? Die meisten Mathematiker verlieren irgendwann den Verstand. Rund heraus: Finden Sie, dass ich verrückt bin?   … Na, mein Glück, dass Sie keine Sekunde gezögert haben! Hoffen wir, dass Sie recht behalten. Sehen Sie, die frühen Ideen vom rechnenden Raum, vom künstlichen Gehirn, von Maschinen, die sich selber steuern, die hätten mich leicht auf die Straße der Spinner lenken können. Auch das verdanke ich Ada, dass ich nicht verrückt geworden bin   … Und wer auf seine alten Tage die Menschheit mit seiner Kunst belästigt, der ist doch auch verrückt, meinen Sie nicht?   … Lügen Sie nicht!   … Und wer als Greis seine Jugendliebe beichtet, so wortreich beichten muss wie ich, ist der nicht auch ziemlich plemplem?   … Oder macht der das vielleicht nur aus Angeberei? Stellen Sie sich vor, ein alter Erfinder legt noch einmal richtig los und erfindet sich eine junge Frau als Geliebte, noch dazu eine prominente, und geht damit renommieren   … Weichen Sie nichtaus! Sie werden eines Tages darauf antworten müssen   … Stellen Sie sich vor, wenn die Leute, ich meine jetzt die, die mich ganz gut kennen, wenn die zu Ihnen sagen: Mit der Ada-Geschichte, da hat er Ihnen aber einen schönen Bären aufgebunden, der Alte. Damit hat er sich nur lustig gemacht über Sie. Das ist so seine Art. Alles erfunden, der hat schon immer gern geflunkert   … Und vielleicht haben die recht, und ich hab Ihnen tatsächlich einen Bären aufgebunden   … Wissen Sie wirklich, mit wem sie es zu tun haben, wenn Sie stundenlang neben einem Erfinder sitzen? Meinen Sie im Ernst, ein Ingenieur, ein Mathematiker könne keine Märchen erfinden? Dann müssen Sie aber noch viel lernen im Leben   … Man wird das mit Ada bezweifeln, man wird Sie anzweifeln, selbst wenn Sie diese Bänder vorlegen. Woher wissen Sie denn, dass ich Sie nicht angelogen habe, um meine Geschichte ein bisschen aufzumotzen? Um meine Heldengeschichte mit einer Frauengeschichte aufzupeppen, wie man heute sagt? Woher wissen Sie, dass Sie nicht reingefallen sind auf mich? Auf einen Verrückten? Oder, noch schlimmer, auf einen ganz normalen Erfinder, einen ziemlich geschickten Erfinder? Das wäre ein schöne Blamage, oder?   … Das ist reizend von Ihnen, dass Sie mir nichts Böses zutrauen, aber alles durchschauen Sie auch nicht, Sie nicht   …

(Ich will nichts korrigieren)
     
     
     
    So langsam werd ich müde. Den ganzen Abend und die ganze Nacht reden, das glaubt uns ja keiner, nur Rudi ist Zeuge und der Auerhahn und dieser Haufen Bänder   … Sie haben vorhin, ich meine vor einigen Stunden, den Herrn von Karajan ins Spiel gebracht, der in den Jahren vor seinem Tod alles hat aufnehmen lassen, was er nur konnte, Schallplatten, Filme, Videos. Ich bin da viel bescheidener   … Hören Sie, gähnen Sie jetzt bitte nicht, ich bin gleich fertig, ich werde gleich Schluss machen. Also, ich wünsche mir von Ihnen eigentlich nur ein Buch. Was ganz Einfaches, ein Buch aus meinen Sätzen, meinen Meinungen und Spinnereien. Alles, was ich gestern und heute auf Ihre Bänder gesprochen habe. Mit allen Fehlern und schwachen Stellen, wo ich abgeschweift bin, wo ich mir widersprochen habe, wo ich meine Dummheit nicht verstecken konnte. Und wo ich in die altbekannten, gestanzten Sätze zurückgefallen bin, in die Braunschweiger Sätze, die ich auch nicht immer vermeiden kann. Und wo mir die Stimme gezittert hat beim schönen Dreiklang aus A und D und A   … Nein, die Abschrift brauchen Sie mir nicht vorzulegen, ich bitte Sie, ich will das nicht auf meinem Tisch liegen haben! Ich war doch wach den ganzen Abend, ich weiß, was ich gesagt habe! Ich will nichts mehr korrigieren oder autorisieren oder fakturieren oder saldieren   … Sie dürfenmeine Sätze ein bisschen arrangieren und polieren, ich spreche ja leider nicht druckreif. Nur eins dürfen Sie nicht, etwas dazuerfinden. Der Erfinder bin ich, damit das klar ist!   … Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher