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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten
Autoren: Ingrid Elfberg
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gegen den Mund und hielt den Atem an. Um sie herum schmolz langsam der Schnee, und die eiskalte Flüssigkeit drang durch ihre Jeans. Vor Schmerzen und Kälte zitterte sie am ganzen Körper.
    Mit ausgreifenden Schritten ging Göran zum Hundezwinger und spähte in die Dunkelheit, umrundete den Zwinger. Sein muskulöser Körper schwebte einen Augenblick dicht über ihr, bevor er sich wieder abwandte, die Tür zum Zwinger aufriss und sich hineinzwängte. Die Schäferhunde scheuten zurück, als er Boss eins auf die Nase gab, so dass der Hund vor Schreck aufheulte, und ihn mit einem brutalen Griff ins Nackenfell hinter sich herschleifte.
    Martin rührte sich nicht und verfolgte Görans Wüten. Nachdem Göran mit dem schwarzen Retriever im Haus verschwunden war, betrat er den Zwinger, streichelte die Tiere und murmelte beruhigende Worte, die Erika nicht verstehen konnte. Dann ging er ebenfalls zurück ins Haus. Erika wartete noch eine Weile in ihrem Versteck, dann zog sie den Rucksack zu sich heran, schlich auf zitternden Beinen übers Grundstück zur Straße und zurück zur U-Bahn-Station. Siewartete im Gleisbett, das im Schatten lag. Als sie den Zug kommen hörte, sprang sie die Treppe zum Bahnsteig hoch, schlüpfte in den Zug, sank auf die Bank und lehnte mit einem unterdrückten Schluchzen die Stirn gegen ihren Rucksack.

Kapitel 3
    »Zurzeit sind alle Leitungen belegt. Sie werden schnellstmöglich mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden. Bitte warten Sie.«
    »Was zur Hölle …«
    Jan Olof schloss die Augen, den Telefonhörer haltsuchend gegen die Schläfe gedrückt. Er sah ihren Körper vor sich, wie sie sich über ihn lehnte, den Champagner, der in der Flasche glitzerte, den funkelnden Diamantenregen, den flackernden Schein der Kerze im Kandelaber im Hintergrund des Zimmers. Roch die intensive Mischung aus Kerzenwachs, Alkohol, Ausdünstungen und schwerem Parfüm. Tropfen von Kondenswasser rannen über seine Finger. Barbro wimmerte, aus ihren Atemzügen wurde ein Keuchen, als sich die Flüssigkeit zwischen ihre Beine stahl und sich auf dem Weg dorthin langsam erwärmte. Sie warf ihm ein erwartungsvolles Lächeln zu, als er mit sicheren Bewegungen ihre Hände hinter dem Rücken zusammenband. Mehr Champagner landete auf ihren Brüsten und ihrem Bauch, und sie kicherte, als er das Rinnsal mit der Zunge aufzufangen versuchte.
    »Polizeidienststelle Västra Götaland.«
    »Hallo, ja, ich … also, ich möchte meine Frau als vermisst melden …«
    »Einen Moment, ich stelle Sie durch.«
    »Ah, ja, dan…« Jan Olof lauschte auf seine schweren Atemzüge und das Rauschen der Leitung.
    »Kriminalpolizei, Gustavsson.«
    »Ah, sehr schön. Ich meine  … mein Name ist Jan Olof Olofsson, ich wohne in Askim.«
    Er schluckte, räusperte sich und versuchte, seiner Stimme mehr Festigkeit zu verleihen.
    »Meine Frau Barbro ist verschwunden. Sie ist nicht nach Hause gekommen …«
    Seine Stimme erstarb.
    »Seit wann wird sie vermisst?«
    »Ich habe seit vier Tagen nichts mehr von ihr gehört.«
    »Sie möchten eine Vermisstenanzeige aufgeben?«
    »Ja …«

Kapitel 4
    »Sag Erika gute Besserung, ja? Schade, dass sie nicht mitkommen konnte.«
    Martin winkte, bevor er davonfuhr. Göran verfluchte die Kälte, während er in der Jackentasche nach dem Schlüsselbund suchte. Als er ihn endlich gefunden hatte, hielt er inne und sah an ihrem kleinen graugestrichenen Haus im Sockenvägen hoch.
    Der Wind zerrte an den kahlen Ästen der Bäume, und kleine spitze Eiskristalle bissen in sein Gesicht. Er inhalierte die Luft, sie trug den heimeligen Geruch von Brennholz mit sich. Eine dünne Rauchfahne sickerte aus dem Schornstein des Nachbarn. Aber nicht aus ihrem. Das Haus war dunkel, nicht einmal die Außenlaterne an der Hauswand brannte.
    Mechanisch öffnete er den Briefkasten und sah hinein. Keine Zeitung. Dann fiel ihm ein, dass heute der 1. Januar war. In der Nacht war Schnee gefallen, der den Kiesweg zum Haus mit einer dünnen Schicht bedeckt hatte. Es waren keine menschlichen Spuren zu sehen, nur Vögel hatten ihre nahezu unsichtbaren Fußabdrücke hinterlassen. Boss, der neben seinem Bein saß, winselte. Seine Vorderbeine zitterten.
    »Na, wollen wir mal nachsehen, ob Frauchen immer noch schmollt?«, sagte Göran.
    Er ging die kleine Treppe hoch, betrat vor dem Hund den Flur und klopfte sich auf der Fußmatte den Schnee von den Schuhen, nahm ein Handtuch und trocknete die Pfoten und den Bauch des Hundes ab, bevor er ihn
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