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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten
Autoren: Ingrid Elfberg
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Feuerwerkskaskaden explodierten am Nachthimmel, während sie so schnell wie möglich zur U-Bahn-Station lief. Wie schön wäre es doch, jetzt mit dem warmen Hundekörper an ihre Beine geschmiegt auf Mosebacke zu stehen und den Widerschein des Feuerwerks auf dem Wasser betrachten zu können. Mit gesenktem Blick stolperte sie vorwärts und biss die Zähne fest gegen die Schmerzen zusammen, die mit jedem Atemzug und jedem Schritt in der Brust und in ihrem Arm brannten.

Kapitel 2
    In Mälarhöjden stieg sie aus. Eine feuchte herbe Kälte lag in der Luft, der Boden war von einer zentimeterdicken Schneeschicht bedeckt, und dort, wo die diesigen Lichtkegel der Straßenlaternen nicht hinreichten, war undurchdringliche Finsternis. Es wurde spürbar kälter. Sie beschleunigte ihre Schritte, ging um die Straßenecke und hielt sich dicht im Schutz eines Gehölzes, von wo aus sie in einiger Entfernung Lottas und Martins Haus sehen konnte.
    Es war ein großes Holzhaus, das erst vor ein paar Jahren im historischen Stil erbaut worden war. Gelb mit weißen Verzierungen, einer ausladenden Glasveranda und Schnitzereien unter dem Dachfirst. Alle Fenster waren hell erleuchtet, und neben der Gartenpforte flackerten ein paar Windlichter. Sie zog die Kapuze über den Kopf, huschte in den kleinen Gehweg zwischen den Häusern und kletterte durch die neugepflanzte Hecke aufs Grundstück. Dann versteckte sie sich hinter einem Busch, lauschte und sah durch das Küchenfenster. Deutlich erkannte sie die Silhouetten ihrer Freunde und Kollegen, hörte ihre lauten Stimmen, das Gröhlen, die Musik und Görans schroffe Stimme, die durch das Stimmengewirr drang. Sie konnte nicht jedes seiner Worte verstehen, nahm nur mit einem Schauder die Tonlage wahr, hörte die unterschwellige Zanklust dahinter.
    Boss fand sie im Hundezwinger bei den beiden Schäferhunden. Sie bedeutete den Hunden, ruhig zu sein, und warf Leckerlis hinein, während sie mit vor Kälte steifen Fingern damit kämpfte, die Tür zu öffnen. Gerade als sie den festgefrorenen Haken lösen konnte und sich die Hunde mit wedelndenSchwänzen hinter der Tür drängten, ging im Haus eine Tür auf. Erika zog die Zwingertür wieder zu, verriegelte sie und eilte stolpernd auf die Rückseite des Zwingers, warf sich in den Schnee und robbte unter eine Plastikplane, die über einen Haufen Brennholz an der Hauswand gebreitet war. Sie presste eine Hand auf ihren Mund, um das Stöhnen zu dämpfen, das ihr unwillkürlich entschlüpfte, als sie mit ihren schmerzenden Gliedern auf dem Boden aufkam. Sie starrte auf ihre Fußspuren im Schnee und betete still, dass sie den Gästen, die aus dem Haus gekommen waren, nicht auffielen. Boss stellte sich mit den Vorderpfoten an das Metallgitter, um Ausschau nach seinem Frauchen zu halten. Er winselte und wedelte ängstlich mit dem Schwanz.
    Erika sah, wie Göran und sein Freund Martin den Treppenvorsprung vor der Küche betraten. Arm in Arm standen sie leicht schwankend im Lichtschein. Ein Lachen ertönte, als Göran Martin über den Rasen zur halbhohen, kahlen Hecke des Nachbarn schleppte.
    »Verflucht, den Scheiß musst du aber mal ’n bisschen düngen, wenn der wachsen soll«, gluckste Göran und stakste mit unsicheren Schritten auf die Grundstücksgrenze zu.
    »Ein richtiger Mann hat doch nicht so ’ne kümmerliche Scheißhecke!«
    Er stellte sich breitbeinig hin, öffnete den Reißverschluss und malte mit dem Strahl ringsum Muster in den Schnee. Martin tat es ihm nach und pinkelte konzentriert auf das spärliche Buschwerk. Daraufhin lehnte Göran sich entspannt zurück und zielte mit einem zufriedenen Grinsen auf das Grundstück des Nachbarn.
    »Sag mal, spinnst du?«, kicherte Martin, reckte den Hals und sah zum Nachbarhaus, das still im Dunkeln lag. Göran schien ihn nicht gehört zu haben, sondern versuchte mit demStrahl ein Phallussymbol in den Schnee zu zeichnen, doch ihm verging schon bald die Lust an dem Spiel.
    »Haha, schieb’s doch einfach den Kötern in die Schuhe«, lachte Göran und schüttelte die letzten Tropfen von seinem besten Stück. Nachdem er die Hose zurechtgezogen hatte, drehte er den Kopf und warf einen scharfen Blick zum Hundezwinger hinüber.
    »Was ist, verdammt noch mal, mit der Töle los?«
    Boss’ Tatzen glitten vom Metallgitter. Den Blick auf sein Herrchen gerichtet, kroch er rückwärts mit eingezogenem Schwanz in eine Ecke. Die Schäferhunde kläfften. Martin rief etwas, und jäh verstummten sie. Erika presste eine Faust
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