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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin
Autoren: Anne Chaplet
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starrte vor sich hin.
    Dann sah er wieder auf. »Ich kam zurück, sah die Bilder auf dem Tisch liegen, fand sie nicht und drehte durch.«
    »Sie glaubten, daß sie Persson erkannt hatte – als Martin Schmid?«
    »Genau. Und als ich sie bei ihm nicht antraf…« Er brach ab.
    »… haben Sie ihn erschossen. Aber wollten Sie ihn nicht sowieso töten?«
    Ruben Bergs Gesicht war blaß geworden. »Sie können es glauben oder nicht: Ich wollte nach Hause kommen. Zu Alexa.« Er zögerte und fügte dann leise hinzu: »Und zu meinem Kind.«
    Um Himmels willen, dachte Karen.
    »Und da saß diese Made im Speck inmitten seiner teuren Schallplattensammlung und jammerte über Heimweh. Und daß die Sache mit Ada ein Unfall gewesen sei. Und niemals würde er Alexa etwas antun…«
    Das also war der Grund. Deshalb waren Martins letzte Worte »Alexa« gewesen. Weil er Alexas wegen sterben mußte. Dorothea lockerte den Griff um die Pistole.
    Dann hörte sie ein Geräusch hinter sich.
    »Alexa war in Sicherheit. Im Keller«, sagte Karen.
    »Wenn ich das gewußt hätte. Sie ist das Opfer ihrer eigenen Dusseligkeit geworden.« Ruben Berg lachte. Freundlich klang das nicht. »Weiber! Wer sonst bringt es fertig, sich im eigenen Keller einzuschließen?«
    Berg nahm die Gartenschere auf und ließ sie klappernd wieder auf den Terrassentisch fallen.
    »Nie wäre sie auf die Idee gekommen, Persson mit ihrer Entdeckung zu konfrontieren. Alexa wollte nichts wissen. Sie wollte nichts sehen. Sie wollte nichts tun… «
    Dorothea spürte eine Bewegung hinter sich.
    »Sie meinen, Martin Schmid hätte noch leben können, wenn sich Ihre Freundin nicht so dämlich angestellt hätte?« hörte sie Karen Stark sagen.
    »Na ja«, antwortete Ruben Berg und lachte. Dorothea drehte sich um. Alexa stand hinter ihr, die Faust vor den Mund gepreßt, eine Katze auf dem Arm. Dorothea verfluchte den Mann da vorne. Nimm ihr doch nicht alle Illusionen, du Idiot, dachte sie und packte die Pistole wieder fester.
    Du kannst nur jammern. Frauen jammern immer. Tu doch was. Aber was willst du denn schon tun? Sie hörte ihren Vater. Und, wie ein Echo, Martin, wie er mit erhobener Stimme die Propaganda der Tat predigte. Er mußte etwas Ähnliches gemeint haben.
    »Also eigentlich ist Alexa Senger schuld?« Sie hörte den Spott in Karen Starks Stimme. Ahnte sie, daß Alexa mithörte?
    Da kann man gar nichts tun, dachte sie. Was willst du denn schon tun? Tu doch etwas.
    »Tu’s nicht!« sagte ihr verständigeres Ich.
    Aber wieso nicht? Sie spürte, wie sich eine große Heiterkeit in ihr ausbreitete und herausbrechen wollte. Erstens treffe ich sowieso nicht. Zweitens ist das Ding unter Garantie nicht geladen.
    Und dann fiel ihr das Horoskop ein für diese Woche, das sie am Sonntag in der Frauenzeitschrift gelesen hatte. »Befreien Sie sich aus Ihrer Lähmung! Tun Sie etwas, auch wenn es keine Garantie gibt, daß es das Richtige ist!«
    Sie spürte eine Bewegung zwischen ihren Beinen. Die Katze hatte sich befreit und flitzte auf die Terrasse. Ruben Berg blickte auf und dann zur Tür.
    Dorothea hob den Lauf. Der Rückstoß peitschte ihr die Waffe aus der Hand.

12
    K aren klopfte nicht. Sie machte die Tür gleich auf. Angelika Kämpfer saß hinter einem makellos aufgeräumten Schreibtisch und starrte zum Fenster hinaus.
    »Schön, daß Sie gerade nichts zu tun haben«, sagte Karen und schloß die Tür. »Wir müssen etwas besprechen.«
    Die Kämpfer fuhr herum, als sie Karens Stimme hörte. Einen Moment lang konnte man Bestürzung in ihrem Gesicht lesen. Dann guckte sie auf ihre Armbanduhr. »Ich muß gleich…«
    »Ich brauche nicht lange.«
    Angelika Kämpfer widersprach nicht, sie ließ sich nur tiefer hineinsinken in ihren Schreibtischsessel.
    »Sie werden es noch nicht wissen. Dorothea v. Plato hat auf Ruben Berg geschossen. Ich nehme an, Sie können sich vorstellen, was das heißt.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Angelika Kämpfer langsam. Man sah ihr an, wie es in ihr arbeitete. Karen hätte fast gegrinst.
    »Man denke nur an die Schlagzeilen: ›BKA deckt selbsternannten Racheengel‹, zum Beispiel. Oder: ›Waffendiebstahl beim BKA – wie sicher arbeiten unsere Ermittlungsbehörden‹?«
    Karen weidete sich an Angelika Kämpfers starrem Gesicht. »Auch schön: ›Der Staat deckt Terroristen – Verzweifeltes Terroropfer sühnt seinen Vater!‹«
    Die andere sah aus dem Fenster. Sie sah noch immer aus wie frisch lackiert. Aber sie fuhr sich auffällig oft
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