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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge
Autoren: Marta Randall
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da, der das für Sie erledigen könnte!“
    „Warum?“ fragte ich, aber sie hatte sich bereits wieder ihren Rechnungsformularen zugewandt und hörte mich nicht. Spider half mir dabei, das Gepäck auf einen Karren zu laden, und ein Raumfahrer ging uns beim Beladen des Drays zur Hand.
    „Kann was dauern, bis Sie in Haven ein Zimmer kriegen“, sagte er und verschloß die Beutel auf dem breiten Rücken des Drays. „Die haben alles dicht gemacht.“
    Ich verspürte ein Stechen in der Brust und fragte: „Warum?“
    „Irgend ’ne große Zeremonie. Die Leute sind alle auf dem Hügel dort.“
    Ich spulte schnell meinen geistigen Kalender nach Aerie-Feiertagen ab, fand aber nichts.
    „Wissen Sie, was da genau los ist?“
    „Jemand sagte, daß sie eine Mine gekauft haben. Das ist hier ’n großes Ereignis.“ Der Mann zuckte die Achseln. „Es ist irgendein Geburtstag.“
    „Geburtstag?“
    „Ja. Von dem Kleinsten hier. Sieht ’n bißchen aus wie Ihr Junge. Wird heute zwei Jahre alt. Ich glaube, man hat sich dazu entschlossen, alles an einem Tag zu feiern.“
    Ich muß ziemlich verdutzt ausgesehen haben. Der Mann grinste und nahm seine eigenen Taschen.
    „Die ganze Gemeinde ist da oben auf dem Hügel. Der Kleine, das Kind, gehört glaube ich der jüngsten. Meya oder Mara heißt sie. Ja, Meya, das ist es.“ Der Mann machte Anstalten, den Stall zu verlassen.
    „Warten Sie“, sagte ich. „Gibt es hier einen Laden, in dem man unterkommen kann? Am Hafen? Wenn niemand in der Ortschaft ist …“
    „Kohl läßt die Tür immer offen“, sagte der Raumfahrer. „Hier gibt es nur den Stall, und der ist, glaube ich, nicht besonders komfortabel.“
    Ich blickte mich unsicher an. Eine Feier. Die ganze Bevölkerung. Meine ganze Familie. Ich hatte zwar nicht die geringste Ahnung, wie sich meine Heimkehr abspielen würde, aber das verunsicherte mich. Konnte ich wie ein Geist auf diesem Fest auftauchen? Spider sah mich an, kam näher und nahm meine Hand.
    „Hören Sie zu“, sagte der Raumfahrer, „nehmen Sie Ihren Kleinen und gehen Sie einfach zu diesem Fest. Sie werden nichts dagegen haben. Machen Sie sich mit den Leuten bekannt, schnappen Sie sich ein Bier, heben Sie’s hoch und rufen Sie: ‚Ein Hoch auf Jason Hart!’ Und damit hat sich’s.“
    Ich sah den Mann an.
    „So heißt der Kleine“, sagte er in einem Tonfall, als habe er einen Schwachsinnigen vor sich. Dann warf er sich sein Gepäck über die Schulter und ging über die Straße auf Haven zu.
    Ich stand da, hielt meinen Sohn an der einen und den Zügel des Drays in der anderen Hand. Über mir flogen ein paar mit vier Schwingen ausgestattete Vögel dahin, und die Sonne berührte die Wipfel der Kaedobäume. Es wurde Abend, die Nacht brach hier schnell herein.
    „Ich bin müde“, sagte Spider.
    Ich setzte ihn auf das Dray, zwischen unser Gepäck, und machte mich auf den Weg nach Hause.

 
Nachwort
     
    Wie schon an anderer Stelle dargelegt wurde (zum Beispiel im Science Fiction Almanach 1981, Moewig-SF 3506, der dem Thema „Frauen und Science Fiction“ gewidmet war), hat sich insbesondere seit den frühen siebziger Jahren einiges in der Science Fiction bewegt. Mehr Frauen als früher lesen Science Fiction, und mehr Frauen als früher schreiben Science Fiction. Das hat dann letztlich auch kumulative Wirkung: Weil mehr Frauen Science Fiction schreiben und sich meistens weniger als ihre männlichen Kollegen um menschliche Probleme herumdrücken, sich auch nicht vor Emotionen scheuen, finden weitere Frauen als Leser Interesse an der bislang als zu sehr auf eine Männerwelt fixiert empfundenen SF.
    Was nun neue weibliche SF-Autoren angeht, so könnte hier eine Aufzählung von zwanzig oder mehr Namen folgen, und jeder dieser Namen stünde für bewiesenes oder vielversprechendes Talent. Drei weibliche Autoren sind jedoch in den letzten Jahren besonders in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: Vonda N. McIntyre, Joan D. Vinge und – mit einem kleinen Abstand vielleicht – Marta Randall. Obwohl sie qualitativ den Vorgenannten kaum nachsteht und für ihre bisherigen Arbeiten ausgezeichnete Kritiken bekam, ist es Marta Randall allerdings bislang noch nicht gelungen, wie Vonda N. McIntyre oder Joan D. Vinge einmal einen ganz großen Erfolg zu landen und dafür einen der begehrten Preise wie Nebula oder Hugo zu erringen. Aber ich zweifle nicht daran, daß dies nur eine Frage der Zeit ist.
    Marta Randall ist eine gutaussehende junge Frau, Jahrgang 1947, die mit
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