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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge
Autoren: Marta Randall
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Glocken der Kathedrale läuteten schließlich die Stunde ein, in der Hart Spider wieder abliefern mußte.
    „Er sieht aus wie du.“
    Hart wandte sich langsam um. Die mit einem Umhang bekleidete Gestalt, die neben ihm stand, schob die Kapuze zurück und lächelte. Tara.
    „Er sieht allerdings auch müde aus. Vielleicht kannst du einen Wagen gebrauchen?“
    Hart folgte ihr, ohne zu wissen, was er davon halten sollte. Ihr Wagen wartete, die Türen waren geöffnet. Als Hart einstieg und die Türen schloß, nahm sie Spider auf den Schoß. Die Motoren liefen weich an. Der Hafen verblaßte.
    „Hast du jemals derart unschuldig ausgesehen?“ fragte Tara und strich Spider das dunkle Haar aus der Stirn. Sie drehte ihn um und drückte seinen Kopf gegen ihre Brust.
    „Ich nehme es an. Gib ihn mir.“
    Tara öffnete die Arme. Hart hob Spider auf seinen Schoß und hielt ihn fest. Die Nachtluft war mild, aber auf den Straßen wimmelte es von Menschen. Überall dort, wo Türen offenstanden und Fenster keine Vorhänge besaßen, leuchteten Lampen auf. Die Zauberer standen am Straßenrand unter den Laternen, umringt von Neugierigen. Musik drang an Harts Ohren. Er roch den Duft blühender Bäume.
    Als der Wagen am Palasttor anhielt, wandte sich Tara ihm zu und lächelte.
    „Jetzt mußt du ihn mir aber wiedergeben. Ich bringe ihn hinein!“
    Hart umschlang seinen Sohn mit einem festeren Griff.
    „Es ist schon in Ordnung, es wird ihm nichts geschehen. Nun komm schon. Wenn es um dieses Kind geht, wirst du noch deinen ganzen Charme verlieren. Wir können nicht bis zum Morgengrauen hier sitzenbleiben. Es wird ihm gutgehen, das verspreche ich.“
    „Aufgrund welcher Autorität?“
    Taras Lächeln wurde breiter.
    „Ich habe einflußreiche Freunde.“
    Hart öffnete seine Umklammerung. Als Tara ihn hochhob und an eine Gestalt weitergab, die im Schatten des Torbogens wartete, protestierte er schläfrig. Er verlor seine Puppe. Tara bückte sich, klemmte sie unter den Gürtel des Jungen und wartete, bis die Gestalt mit ihm verschwunden war. Dann wechselte sie ein paar leise Worte mit dem Fahrer, beugte sich durch das Fenster und legte einen Finger auf Harts Mund.
    „Die Dinge sind nie das, was sie scheinen“, sagte sie und ging mit schnellen Schritten durch das Palasttor. Der Wagen fuhr an. Hart lehnte seinen Kopf gegen die Sitzlehne und ruhte sich aus. Er war sogar zu müde, um darüber nachzudenken, was sie damit gemeint hatte.
     
    „Ja“, sagte Hart. Der Arm der Gemahlin wartete auf den Stich seiner Nadel. Als er sich nicht bewegte, wandte sie ihm das Gesicht zu.
    „Gut. Beenden Sie die Untersuchung.“
    „Es gibt keine Untersuchung. Ich werde Ihr Blut mit nach Hause nehmen und es ins Spülbecken schütten.“ Er packte die Hypospritze in seine Tasche. „Es wird die Leute davon überzeugen, daß meine Anwesenheit hier notwendig war.“
    Sie lächelte und stand vom Bett auf. „Sie sind gar nicht der Narr, für den ich Sie hielt“, sagte sie, als sie zur Tür ging und sie öffnete. Tara trat ein und machte sie wieder hinter sich zu. Hart starrte sie verständnislos an, aber die Gemahlin des Regenten nickte.
    „Also gut“, sagte Tara. „Wir bringen sie also heute nacht hierher. Du kannst die Geburt einleiten. Kannst du dafür sorgen, daß es schnell geht? Welche Ausrüstung wirst du benötigen? Kannst du sie jetzt schon herbringen?“
    Hart setzte sich auf das Bett und verschränkte die Arme. „Wie komme ich von diesem Planeten weg? Und wann? Ich will, daß Spider hier ist. Zuerst will ich die Einzelheiten wissen.“
    Die Gemahlin sagte: „Am Gartentor wird ein Wagen stehen. Am Raumhafen erwartet Sie ein Blitzboot. Man wird Sie nach Anselm bringen, wo Sie bei Freunden unterkommen können. Da es keine Auslieferungsverträge zwischen Anselm und Gregory gibt, müßten sie dort sicher sein. Danach sind Sie auf sich allein gestellt.“
    „Ich will, daß Spider kommt. Sofort.“
    „Wir bringen ihn, sobald Ihre Ausrüstung hier ist.“
    „Die habe ich schon bei mir.“ Hart klopfte auf seine Arzttasche.
    Als Tara mit Spider auf dem Arm zurückkehrte, war die Gemahlin bereits bis auf das Hemd entkleidet und lag in ihrem großen Bett. Tara setzte den Jungen auf ein Ecksofa. Hart küßte ihn auf die Stirn und setzte die Hypospritze auf seinen Oberschenkel. Spiders Augenlider flatterten, dann löste sich der Griff, mit dem er den Hals seines Vaters umschlungen hielt. Er legte sich auf die Seite und schlief. Hart zog eine Decke
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