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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4
Autoren: David Weber
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tatsächlich so.«
    »Nun, das liegt daran, dass er wirklich ein recht bemerkenswerter Bursche ist«, sagte Cayleb, und sein Lächeln wirkte ein wenig angespannt. »Und der Grund für meinen unangekündigten Besuch an diesem Nachmittag ist, dass ich Ihnen gerne einiges über manche dieser Eigenheiten erzählen möchte, und auch, warum sie − und auch Sie − so wichtig sind für das, was im Augenblick geschieht, nicht nur hier in Charis, sondern auf ganz Safehold.
    Bis vor Kurzem war ich mir der Eigenheiten des Seijins nicht voll bewusst«, sprach er weiter. »Nicht bis zu jenem Tage, an dem Seijin Merlin und Erzbischof Maikel zu mir kamen und mich über einige Aspekte der Geschichte aufklärten, die den meisten Menschen nicht bekannt ist. Wissen Sie, Doktor, es sieht ganz so aus, als seinen vor mehreren Jahrhunderten …« Etwas mehr als drei Stunden später lehnte sich Cayleb in seinem Sessel zurück und hob beide Hände, die Handflächen nach oben gedreht.
    »Und das ist die Wahrheit, Doktor«, sagte er leise. »Ich weiß, dass das eine ganze Menge ist, die man erst einmal verarbeiten muss, und ich weiß, das das in völligem Gegensatz zu allem steht, was die Kirche uns je gelehrt hat, aber es ist dennoch die Wahrheit. Ich habe Erzbischof Maikel gefragt, und er hat mir versichert, er sei jederzeit bereit, alles zu bestätigen, was ich Ihnen gerade berichtet habe. Und die Bruderschaft wäre hocherfreut, Ihnen im Kloster Sankt Zherneau die Originaldokumente zugänglich zu machen, damit Sie sich selbst nach Gutdünken damit befassen können.«
    »Das … wird nicht erforderlich sein, Euer Majestät«, erwiderte Mahklyn langsam. Immer noch waren seine Augen weit aufgerissen, und darin glomm kräftige, fast ungestüm lodernde Neugier, doch sein Blick war nicht auf den König gerichtet, sondern auf Merlin. »Ach, selbstverständlich werde ich dieses Angebot Seiner Eminenz annehmen − welcher Historiker würde sich das entgehen lassen?! Aber ich brauche diese Aufzeichnungen nicht zu sehen, um zu glauben, dass jedes einzelne Wort von dem, was Ihr mir berichtet habt, die Wahrheit ist − und das nicht nur, weil ich noch nie erlebt habe, dass Ihr gelogen hättet. Ich werde auch nicht vorgeben, bereits geahnt zu haben, was Ihr mir dort gerade erzählt habt, aber es erklärt so viele andere Dinge, über die ich mir im Laufe meines Lebens immer und immer wieder Fragen gestellt habe.«
    »Wenn Sie mir verzeihen, das so auszudrücken, Doktor Mahklyn, aber Sie gehören zu den Menschen, die sich immer über irgendetwas Fragen stellen«, merkte Merlin an und zwinkerte verschmitzt.
    »Man müht sich, Seijin Merlin.« Mahklyn schüttelte den Kopf. »Andererseits, wenn ich Euch anschaue und darüber nachdenke, auf welches Wissen und auf welche Fähigkeiten alleine schon Eure reine Existenz rückschließen lassen, dann ist es doch offenkundig, dass es mir nicht vergönnt sein wird, mir noch über alle Dinge Fragen zu stellen, über die ich mir Fragen stellen sollte, bevor meine eigene Zeit abgelaufen ist.«
    »Und beunruhigt Sie dieses Wissen, nun, da Sie es haben, Doktor?«, fragte Cayleb leise.
    »Ein Gelehrter sollte nie allzu beruhigt sein, Euer Majestät.«
    »Das hatte ich nicht gemeint«, gab Cayleb trocken zurück.
    »Das weiß ich, Euer Majestät.« Mahklyn blickte den König reumütig an. »Und doch war meine Antwort nicht gänzlich leichtfertig. Seijin Merlin und die ganze Historie, die Ihr für mich gerade zusammengefasst habt, sind genau das, wofür jeder Gelehrte lebt. Oder zumindest, wofür jeder von uns leben sollte. Ich bin mir sicher, ich werde Aspekte dieser Historie entdecken, die wahrlich beunruhigend sein werden, und sich zu bemühen, all das vor dem Hintergrund dessen zu begreifen, was uns die Kirche stets gelehrt hat, wird gewiss immer wieder zu Augenblicken echter Beängstigung führen. Doch wenn man das damit vergleicht, wie faszinierend das ist …«
    Er zuckte mit den Schultern, und Caylebs Schultern schienen sich kaum merklich zu lockern, als habe ihn endlich eine bislang nicht wahrnehmbare Anspannung verlassen.
    »Ich beginne auch allmählich zu verstehen, woher genau dieses bemerkenswerte Wissen von Seijin Merlin zu kommen scheint«, setzte Mahklyn den Gedanken fort.
    »Ich glaube nicht, darüber jemals tatsächlich gelogen zu haben, Doktor.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht.« Mahklyn lachte leise. »Tatsächlich bin ich in Gedanken jede Erinnerung an die einleitenden Worte durchgegangen, die Ihr
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