Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
der Wände und das Oberlicht fiel reichlich Licht. Der Sessel hinter dem Schreibtisch wirkte sehr bequem.
    »Ich darf davon ausgehen, dass es zufriedenstellend ist, Pater?«, fragte Pater Bryahn nach kurzem Schweigen.
    »Hmm?« Kurz schüttelte Wylsynn den Kopf. »Ich meine … gewiss, Pater Bryahn«, erklärte er Erzbischof Maikels Privatsekretär. »Das ist mehr als zufriedenstellend.«
    »Das freut mich. Wir haben auch ein halbes Dutzend ausgebildeter Schreiber, aus denen Ihr Eure persönlichen Adlaten auswählen könnt. Ich habe sie heute Morgen herüberschicken lassen. Sie warten bereits auf ein Einstellungsgespräch mit Euch. Bitte fühlt Euch ganz frei, auszuwählen, so viele auch immer Ihr wünscht − oder auch einfach alle.«
    »Der Erzbischof ist sehr großzügig«, erwiderte Wylsynn, und Ushyr zuckte mit den Schultern.
    »Seine Eminenz wünscht lediglich, dass Euch sämtliche Werkzeuge zur Verfügung stehen, derer Ihr bedürft, Pater.«
    »Nun, er hat zweifellos dafür gesorgt, dass dem so sein wird.« Wylsynn durchquerte das Büro und betrachtete die Bücher, die hinter seinem Schreibtisch säuberlich aufgereiht in einem gewaltigen Bücherschrank standen − er reichte vom Boden bis zur Decke. Wylsynn überflog die Titel, die in die Buchrücken eingeprägt waren, nickte unwillkürlich immer wieder zustimmend mit dem Kopf. Hier konnte er wirklich auf sämtliche Nachschlagewerke zugreifen, die er nur benötigte.
    »In diesem Falle, Pater, werde ich mich zurückziehen, damit Ihr Euch allmählich einleben könnt«, erklärte Ushyr. »Sollte Euch irgendetwas auffallen, was uns entgangen sein könnte, dann informiert uns darüber bitte umgehend.«
    »Das mache ich«, versicherte Wylsynn ihm und begleitete den Pater noch bis zur Tür seines neuen Büros.
    Ushyr verschwand, und mit langsamen Schritten kehrte Wylsynn zu seinem Schreibtisch zurück und nahm dahinter Platz. Erneut blickte er sich in seinem Büro um, doch eigentlich sah er es dabei überhaupt nicht. Ihn beschäftigte viel zu sehr die Frage, ob er wirklich wusste, was er hier tat, als dass er sich Gedanken über ›Möblierung‹ oder ›geräumige Büros‹ hätte machen können.
    Derartige Zweifel waren für Paityr Wylsynn selten. Seit dem Tag, an dem er seinem Vater gesagt hatte, er sei bereit, seinen Posten in Charis anzutreten, hatte er immer das Gefühl gehabt, am ›richtigen‹ Ort zu sein. Nicht notwendigerweise an einem bequemen Ort, doch eben an dem Ort, an dem er gebraucht wurde, um zu erreichen, was immer Gott von ihm verlangte. Natürlich nur, bis Charis beschlossen hatte, sich nicht nur der ›Vierer-Gruppe‹ entgegenzustellen, sondern der gesamten Hierarchie von Mutter Kirche.
    Der junge Priester schloss die Augen, suchte nach jenem stillen, ruhigen Ort im tiefsten Inneren seines eigenen Seins, an dem er sein Gottvertrauen bewahrte. Er fand ihn, und sofort erfasste ihn ein willkommenes Gefühl des Friedens. Seine Sorgen und Nöte verschwanden nicht etwa wie von Zauberhand, doch die Gewissheit, er sei in der Lage, sich mit jeder einzelnen davon zu befassen, wann immer sie auftauchte, erfüllte ihn dennoch.
    Natürlich, dachte er, als er die Augen wieder öffnete, bedeutet ›sich damit befassen‹ nicht notwendigerweise das Gleiche, wie ›sich sicher sein, das Richtige zu tun‹, nicht wahr, Paityr?
    In Wahrheit, so sinnierte er, machte er sich deutlich weniger Sorgen über seine Entscheidung, Maikel Staynairs Autorität als Erzbischof von Charis anzuerkennen − seine spirituelle Autorität ebenso wie seine weltliche −, als über diese Vorstellung eines ›Patentamtes‹.
    Als man ihm diese Idee erklärt hatte, war er doch ein wenig erstaunt gewesen. Neue Ideen und Techniken registrieren lassen? Den Leuten, die sie ersonnen hatten, effektiv das Eigentum daran zuzugestehen und dann von anderen zu fordern, dafür zu zahlen, sie ebenfalls nutzen zu können? Absurd! Und schlimmer noch: Dieses ganze Konzept roch regelrecht danach, dass es hier darum ging, die Entwicklung von Innovationen und Neuerungen bewusst voranzutreiben − und das war etwas, womit sich kein Mitglied des Schueler-Ordens sollte anfreunden können. Dennoch musste er zugeben, dass es ihm nicht gelungen war, in der Heiligen Schrift oder den Kommentaren irgendetwas zu entdecken, das die Einrichtung eines solchen Amtes untersagt hätte. Das mochte natürlich gut daran liegen, dass bislang niemand auch nur auf die Idee gekommen wäre, ein solches Amt zu schaffen, doch es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher