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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4
Autoren: David Weber
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vorerst empfand Merlin diese Regelung in sonderbarer Art und Weise beruhigend. Und auch wenn die beiden Häuser nicht über separate Säle verfügten, gab es doch einen unverkennbaren Unterschied zwischen denjenigen, die zur linken, und denjenigen, die zur rechten Seite ihrer gemeinsamen Heimstatt saßen − vom Blickpunkt desjenigen betrachtet, der am Pult des Parlamentsvorsitzenden stand.
    Die Sitzplätze waren in Hufeisenform angeordnet, wobei mehrere Sitzreihen auf verschiedenen Ebenen hintereinander lagen. Das Pult des Vorsitzenden befand sich in der ›Öffnung‹ des Hufeisens; von dort aus betrachtet links saßen ›die Bürgerlichen‹, also die Abgeordneten des Unterhauses, an separaten Schreibtischen, die jeweils mit Tintenfässern, Kladden und Wasserkaraffen ausgestattet waren. Doch diese Schreibtische wiesen keinerlei Verzierungen auf − sie waren sauber gearbeitet und auf Hochglanz poliert, das wohl, doch es gab keine Schnitzereien oder anderen Zierrat. Das waren die Schreibtische und Sitze derjenigen, die ihren Parlamentsposten aufgrund von Wahlen erhalten hatten, nicht durch das Erbrecht.
    Die Abgeordneten des Oberhauses, ›die Lords‹, saßen zur Rechten des Vorsitzenden. Deren Sitze waren nicht besser gepolstert als die ihrer bürgerlichen Kollegen, doch an der Frontseite eines jeden ihrer Schreibtische war deutlich das Wappen des Hauses zu erkennen, dem der jeweilig dort sitzende Mann oder die wenigen anwesenden Frauen angehörten. Manche dieser Wappen waren einfach nur in Holz geschnitzt, andere waren aufwendig bemalt und vergoldet, und einige wenige bestanden aus purem Gold oder Silber und waren mit geschliffenen Edelsteinen besetzt, die das Sonnenlicht einfingen und rotes, grünes oder blaues Feuer über die Wände des Saales tanzen ließen.
    Trotzdem war das Parlament nicht annähernd so beeindruckend, wie Merlin sich das immer vorgestellt hatte − schließlich wusste er ja, zu was dieses ›Neugeborene‹ eines Tages heranwachsen sollte. Natürlich war Nimue Alban auch das britische House of Parliament stets auffallend bescheiden vorgekommen, wenn man bedachte, dass es − völlig zu Recht − immer als ›die Mutter aller Parlamente‹ angesehen worden war. Diesem Saal hier würde auf dieser Welt genau der gleiche Titel zufallen, noch über Jahrhunderte hinweg − vorausgesetzt natürlich, es gelänge Charis tatsächlich, die bevorstehenden Unruhen zu überstehen. Daher, so vermutete Merlin, war es wohl nur angemessen, dass man sich auch hier jenes übermäßigen Prunks enthielt, den die Architekten der ›Erzengel‹ im Tempel hatten walten lassen.
    Nicht, dass das Parlament in Charis tatsächlich einer gewaltigen Heimstatt bedurft hätte. Auch wenn die letzten Monarchen dieses Reiches, denen die wahre Geschichte der Terra-Föderation bekannt gewesen war, sich darum bemüht hatten, ihre eigene Politik in eben jene Richtung zu lenken, stellte Charis doch immer noch eine Gesellschaft dar, die gerade erst den puren Feudalismus überwunden hatte. Das Stimmrecht war immer noch außergewöhnlich eingeschränkt − zumindest gemessen an dem, was Nimue Alban aus ihrer Heimat gekannt hatte. Hier gab es nicht nur die Grundbedingung, des Lesens kundig zu sein, sondern auch ein Mindestmaß an Besitz. Das Parlament war, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, deutlich größer als in jedem anderen Reich auf Safehold, einschließlich der ›Republik‹ Siddarmark, dennoch hatte es nur recht wenige Mitglieder. Tatsächlich gehörten dem Unterhaus, obschon es einen deutlich größeren Teil der Bevölkerung repräsentierte, nur wenige Abgeordnete mehr an als dem Oberhaus.
    Natürlich, dachte Merlin säuerlich und ließ den Blick über Caylebs Schulter hinweg über die Sitzreihen streifen, während der König, der zum ersten Mal seit seiner Krönung alle offiziellen Insignien angelegt hatte, gemessenen Schrittes an das Pult des Parlamentsvorsitzenden trat, gibt es einen Grund, dass das Oberhaus derart viele Mitglieder hat.
    Ein ganzes Drittel der Sitze des Oberhauses − wobei dies die Sitze waren, an denen die weitaus meisten der prächtig geschmückten Wappen prunkten − standen nicht etwa weltlichen Adligen zu, sondern den Bischöfen und Äbten der Kirche des Verheißenen. Was auch immer Haarahld oder dessen unmittelbarer Vorgänger gewünscht haben mochten, es war schlichtweg unmöglich gewesen, ein Parlament zu schaffen, ohne dabei der Kirche zu gestatten, darin sogar massiv vertreten zu sein.
    Einige
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