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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer
Autoren: Horst Hoffmann
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war Finsternis, die selbst das Licht der Fackeln nicht zu dulden schien, denn es flackerte unnatürlich - so als ob es darum kämpfen müsste, leuchten zu dürfen.
    Kräftige Männer saßen an den Rudern. Ein Caer fiel Mythor besonders auf. Er war breitschultrig und bärtig, zweifellos Yardin, der Kapitän des Schiffes. Doch auch er hielt sich jetzt von Drundyr fern.
    Nyalas Schweigen lenkte Mythors Aufmerksamkeit wieder auf sie und den Herzog. Offensichtlich hatten die Caer den Befehl erhalten, sich von den Gefangenen fernzuhalten. Mythor fiel jetzt erst auf, dass sich das Seil mit der Schlinge um Nyalas Hals etwas gespannt hatte, als sie vom Mast abgerückt war und neben ihrem Vater saß. Und nun war ihm klar, warum die Caer auf Fesseln verzichtet hatten.
    Die Schlingen waren wirksamer als sie. Nur wenige Schritte vom Mast weg, und sie würden sich würgend um ihre Hälse zusammenziehen, wenn die Seile kein Spiel mehr hatten.
    Wieder sah Mythor den Blick des Herzogs auf sich ruhen. Und er dachte an die Unterhaltung mit dem alten, weisen Mann im Palast von Elvinon zurück.
    Auch der Herzog schien zu grübeln. Ein Mann, der mit dem Schicksal abgeschlossen haben mochte - ganz im Gegensatz zu Nyala, in deren Blick nun wieder Trotz und grimmige Entschlossenheit standen, der Wille, an Mythors Seite gegen dieses grausame Schicksal anzukämpfen.
    »Es gab Stunden, in denen ich hoffte, du wärest der, für den Nyala dich hielt, mein junger Freund aus dem Süden«, sagte Krude müde.
    »Ich halte ihn nach wie vor dafür, Vater«, korrigierte Nyala. »Nun mehr denn je.«
    Krude schwieg lange. Dann schüttelte er den Kopf. »Falls du recht behalten solltest, meine Tochter, wäre er dort, wo unsere Reise hingeht, ebenso verloren wie jeder andere auch.«
    Mythor fragte schnell: »So weißt du, wohin man uns bringt? Nach Caer?«
    »Zum Inselteil von Tainnia«, bestätigte der Herzog Mythors Vermutung. »Ich hörte es aus den Gesprächen der Krieger heraus, die mich bewachten, während ich unter Deck gefangen war. Dieses Schiff hat mit dem Ausgang der Schlacht nichts mehr zu tun. Wir sind bereits unterwegs nach Caer.« Wieder schüttelte er das Haupt. »Vielleicht legen wir im Hafen von Akinborg an, doch was bedeuten Namen nun noch? Bald wird es nur noch Caer geben. Sie werden es bitter bereuen, meine stolzen, so sehr von ihrer eigenen Stärke überzeugten Nachbarn, dass sie Elvinon im Stich ließen.«
    Noch während der Herzog sprach, lichtete sich der Nebel weiter, und plötzlich lag die ganze Seestraße frei von ihm.
    Die Augen der drei Gefangenen waren in Entsetzen auf die Küste Elvinons gerichtet, über der der Himmel in wabernde rote Glut getaucht war.
    »Elvinon brennt«, flüsterte Krude ohne innere Anteilnahme, wie es schien. »Das Schloss galt als uneinnehmbar. Zweimal wurde es also bezwungen, einmal, um die Herrschaft derer von Elvinon über diesen Teil des Reiches zu bringen, und zum zweitenmal, um diese Herrschaft durch eine andere zu ersetzen. Und wahrlich, die Zukunft wird finster sein.«
    Mythor fühlte tiefen Schmerz und unbändigen Zorn auf jene, die diese herrliche Stadt in Trümmer gelegt hatten, jene Wunderwelt, an deren Schönheit er sich in den Tagen seines Aufenthalts als Gast des Herzogs nicht hatte satt sehen können.
    Nyalas Schrei ließ ihn herumfahren.
    Unbemerkt von den Gefangenen, die nur noch Augen für die brennende Stadt und die finstere Kulisse der Schiffe gehabt hatten, die sich als dunkle Schatten vor dem helleren Hintergrund abzeichneten, war ein Caer herangeschlichen, der versuchte, Nyala an sich zu reißen. Das Mädchen schrie und trat nach ihm. Sie wollte aufspringen und fortlaufen. Mythor konnte sie im letzten Augenblick davor bewahren, sich selbst zu strangulieren. Doch auch so spannte sich das Seil. Jede noch so harmlos erscheinende Bewegung schien es auf unheimliche Weise zu verkürzen.
    Kapitän Yardin erschien im Licht der Fackeln und riss den Krieger zurück. Mit einem Faustschlag beförderte er ihn auf die Planken und setzte einen Fuß auf seine Brust. »Wenn du so übermütig bist, Calcos«, grollte seine Stimme, »dann kannst du die Rolle des Knotentänzers übernehmen.«
    Auf einen Wink des Kapitäns kamen zwei weitere Caer herbei und legten auch dem mit Calcos Angeredeten eine Schlinge um den Hals. Dann stießen sie ihn zwischen die drei Gefangenen.
    Was war das nun wieder? fragte sich Mythor. Was, bei Quyl, ist ein Knotentänzer?
    Er sollte es bald erfahren.
    Vorerst aber
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