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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer
Autoren: Horst Hoffmann
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anzuhalten.
    Stunden vergingen. Der Herzog müsste gegen den Drang ankämpfen, hinunter zum Hafen zu gehen und sein Schiff, die Tannahier, auslaufen zu lassen. Noch war es zu früh dafür. Er müsste in Elvinon sein, wo die letzten Vorbereitungen für die Verteidigung der Stadt getroffen wurden.
    Wieder überwältigte den alten Mann die Angst um seine Tochter. Wegen der Caer hatte er die Wachen an den Stadttoren erheblich verstärken müssen. Zusätzliche Sorgen bereitete ihm, dass Hauptmann Felzt, der Mythor nach dem Leben trachtete, geflohen war und sich irgendwo außerhalb Elvinons frei herumtrieb. Ihm traute er jetzt alle Teufeleien zu.
    Ein Aufschrei brachte ihn in die Realität zurück. Es war soweit.
    Die Flotten von Caer und Elvinon prallten aufeinander, und in der Straße der Nebel entbrannte eine der schrecklichsten Seeschlachten der Geschichte.
    *
    Es war sinnlos. Der Kampf gegen diese Übermacht war von vornherein entschieden. Die Horden von der Insel konnten nicht besiegt werden - aber aufgehalten. Das wussten die Krieger und Seefahrer von Elvinon. Nur wenige gaben sich falschen Hoffnungen hin. Dagegen schürten die Kapitäne die vagen Hoffnungen auf Hilfe aus den Nachbarherzogtümern. Die Caer aufhalten! Zeit gewinnen! Das war die Parole. Sie aufhalten und in Einzelkämpfe verstricken, bis sich Elvinon gegen den Überfall genügend gewappnet oder Hilfe bekommen hatte. Wieder, so hatte der Herzog verkünden lassen, waren Kuriere unterwegs, und die Nachricht von der gewaltigen Caer-Flotte müsste auch die starrsinnigsten Nachbarn einsichtig werden lassen, denen es nach König Arwyns Tod nur noch darum zu gehen schien, die eigene Macht zu festigen und sich auf Kosten der anderen Herzogtümer auszudehnen.
    Wer an ihrer Hilfe zweifelte, zeigte das nicht. Kampf bis zum letzten Blutstropfen! Die Caer nicht an Land gelangen lassen, wo sich die Familien der Krieger befanden! Kein einziges Schiff sollte die Küste erreichen und landen können!
    Samor Yorgst war der Kapitän der Ranua, eines der ersten Schiffe, die den Hafen von Elvinon verlassen hatten. Und als einer der ersten sah er die gegnerische Flotte in ihrer ganzen schrecklichen Größe.
    Die Ranua war, in einer langen Reihe mit anderen Schiffen, nun auf hundert Meter an die Caer heran. Wo sich Lücken zwischen den auf breiter Front angreifenden Caer befanden, wurden diese von nachrückenden Schiffen gefüllt. Eine einzige schwarze Mauer aus schwarzen Rümpfen, schwarzen Segeln und schwarzen Rudern.
    Die Caer-Schiffe waren Dreimaster mit doppelten Ruderbänken. Auf jedem von ihnen befanden sich gut 150 blutlüsterne Krieger in Fellwams und Waffenrock. An jeder Seite hingen zwanzig Ruder ins Wasser.
    Yorgst, auf dem Bugaufbau der Ranua mit einigen Bogenschützen stehend, konnte hohe Deckaufbauten mit düsterem Zierrat und jeweils einem Altar ausmachen. Auf einigen Schiffen waren hagere Gestalten in langen schwarzen Mänteln und mit spitzen hohen Helmen, verziert mit Knochen und Hörnern, zu sehen - die gefürchteten Priester der Caer.
    Und fast jedes zweite Caer-Schiff verfügte über eine Galionsfigur, doch diese bestanden nicht aus Holz.
    »Das sind unsere Männer«, flüsterte einer der Bogenschützen, unfähig, laut zu reden. Das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu. »Rakorn!« Er deutete auf ein Schiff weiter links. »Er gehörte zu denen, die seit Wochen auf der Straße der Nebel kreuzten, um Elvinon vor einem Überraschungsangriff zu warnen.«
    »Und die niemals zurückkehrten«, sagte Yorgst finster, von Grauen geschüttelt.
    Die Krieger des Herzogs, deren Verbleib für so viele Spekulationen gesorgt hatte, hingen tot und mit weit aufgerissenen Augen in dicken schwarzen Seilen von den Bugspitzen der Caer-Schiffe.
    »Lasst euch davon nicht blenden!« schrie Yorgst seinen Männern zu. Seine Worte stießen auf taube Ohren. Voller Entsetzen starrten die Krieger die Toten an.
    Yorgst fluchte, entriss einem von ihnen den Bogen und legte einen Pfeil ein. »Sie leben nicht mehr!« brüllte er und schoss. Der Pfeil schwirrte über die See und traf eine der Galionsfiguren in die Seite. »Seht!«
    Die Männer zuckten zusammen, doch kein Schrei löste sich aus dem Mund des Getroffenen. Yorgst blickte nach links und rechts. Die Schiffe warteten auf den Angriff, und je länger die Caer zögerten, desto mehr griffen Aberglaube und Furcht nach den Seelen der Krieger. Vielleicht war das ihr Plan.
    Yorgst spürte die schreckliche Stille, die über der Szenerie lag,
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