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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Vater in jemand anderen verliebt, ohne eifersüchtig zu sein. Zumindest glaube ich das. Ich habe es selbst nie erlebt.« Ihr versagte die Stimme. Sie fuhr in Gedanken fort. Ich war, soweit ich weiß, wirklich und wahrhaftig der einzige Mensch, den mein Vater geliebt hat.
    Â»Fire«, flüsterte er und küsste ihr Gesicht. »Du hast getan, was du tun musstest.«
    Er hat nie versucht, mich zu besitzen, Brigan. Roen hat gesagt, dass Cansrel alles Schöne, was er sah, unbedingt besitzen wollte. Aber er hat nie versucht, mich zu besitzen. Er ließ mich ich selbst sein.
    An dem Tag, als die Chirurgen Fires Finger amputierten, war Brigan im Norden. Im Behandlungszimmer hielt Hanna Fires gesunde Hand ganz fest und plapperte so drauflos, dass Fire ganz schwindelig wurde. Und Nash hielt Hannas Hand und streckte seine andere Hand ein bisschen dreist nach Mila aus, die ihm einen scharfen Blick zuwarf. Mila, großäugig, dickbäuchig und strahlend wie jemand mit einem wunderbaren Geheimnis, schien ein eigentümliches Talent dafür zu haben, die Zuneigung von Männern auf sich zu ziehen, die einen viel höheren Rang hatten als sie. Aber von dem letzten hatte sie etwas gelernt. Sie hatte gelernt, nur auf sich selbst zu vertrauen. Das ging so weit, dass sie keine Angst hatte, den König vor den Kopf zu stoßen, wenn er es darauf anlegte.
    Im letzten Moment kam noch Garan dazu, setzte sich und unterhielt sich die ganze blutige Angelegenheit über mit Mila, Nash und Hanna über seine Hochzeitspläne. Fire wusste, dass das ein Versuch war, sie abzulenken. Sie dankte ihnen für ihre Freundlichkeit, indem sie sich große Mühe gab, sich ablenken zu lassen.
    Es war keine angenehme Operation. Die Medikamente waren gut, aber sie unterdrückten nur den Schmerz, nicht das Gefühl, wie ihrer Hand die Finger gestohlen wurden; und später, als die Wirkung der Medikamente nachließ, war der Schmerz fürchterlich.
    Aber dann, über Tage und Wochen, wurde der Schmerz weniger. Wenn niemand außer ihrer Wache in Hörweite war, kämpfte sie mit ihrer Geige und war überrascht, wie schnell das Kämpfen sich in etwas Hoffnungsvolleres verwandelte. Ihre veränderte Hand konnte nicht all das tun, was sie vorher tun konnte. Aber sie konnte immer noch Musik machen.
    Fires Tage waren ausgefüllt. Das Ende des Krieges war nicht gleichbedeutend mit dem Ende von Verrat und Gesetzlosigkeit, vor allem an den äußeren Rändern des Königreichs, wo so viel ungesehen vor sich ging. Clara und Garan hatten häufig Arbeit im Verhörraum für sie. Fire redete mit allen, auf die sie sie ansetzten, aber sie zog die Arbeit im Krankenzimmer des Palasts vor oder, noch besser, die in den Krankenhäusern der Stadt, wo alle möglichen Leute mit allen möglichen Problemen hinkamen. Es stimmte, dass einige von ihnen nichts mit ihr zu tun haben wollten und andere – sogar noch mehr – wie üblich viel zu viel von ihr wollten. Letztere machten viel Aufhebens um ihre Rolle, die sie bei der Rettung des Königs gespielt hatte. Sie sprachen darüber, als wäre es allein Fires Verdienst gewesen und nicht Nashs oder das der besten Chirurgen des Königreichs, und wenn sie versuchte, das Lob abzuwehren, fingen sie damit an, wie sie Lord Mydoggs Kriegspläne aus Lord Gentian herausgekitzelt und damit den Sieg der Dells gesichert hatte. Fire wusste nicht, wie diese Gerüchte entstanden waren, aber offenbar ließen sie sich nicht zum Verstummen bringen. Daher bewegte sie sich ruhig zwischen den Launen der Menschen hin und her, setzte der Bewunderung Grenzen, half, wo sie konnte, und lernte die praktischen Seiten der Chirurgie kennen, die sie erstaunten.
    Â»Heute«, verkündete sie Garan und Clara triumphierend, »kam eine Frau, der ein Beil auf den Fuß gefallen war und ihr einen Zeh abgehackt hatte. Die Chirurgen haben ihn wieder angenäht. Ist das nicht unglaublich? Ich glaube fast, dass sie mit ihrem Werkzeug und ihren Medikamenten sogar ein Bein wieder annähen könnten. Wir müssen den Krankenhäusern mehr Geld geben. Wir müssen mehr Chirurgen ausbilden und im ganzen Königreich Krankenhäuser bauen. Wir müssen Schulen bauen!«
    Â»Ich wünschte, ich könnte meine Beine abnehmen«, stöhnte Clara, »bis das Baby geboren ist, und sie anschließend wieder annähen lassen. Und meinen Rücken auch. Und meine
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