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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Richtungen. Mydogg und sein Schwager lagen tot auf dem Boden. Und dann tauchte die königliche Armee donnernd auf der Bildfläche auf, denn ohne es zu wollen, hatte Fire sie gerufen.
    Mitten im Tumult wurde alles plötzlich klar, auf einen einzelnen, winzigen Zweck ausgerichtet. Fire ließ sich fallen und krabbelte über den Stein zu der Stelle, wo Nash auf der Seite lag, im Sterben, wie es schien, denn der Pfeil war tief in ihn eingedrungen. Sie legte sich neben ihn. Mit ihrer kaputten Hand berührte sie sein Gesicht. Nash. Du wirst nicht sterben. Ich lasse es nicht zu. Hörst du mich? Siehst du mich?
    Seine schwarzen Augen blickten sie an, er war bei Bewusstsein, aber am Rande der Ohnmacht, und er sah sie kaum. Brigan fiel neben ihnen auf die Knie, umklammerte Nashs Haare und küsste Nashs Stirn, tränenerstickt. Grün gekleidete Heiler tauchten auf und knieten sich hinter Nash.
    Fire packte Brigan an der Schulter und blickte ihm ins Gesicht, aus seinen Augen sprach Entsetzen und Kummer. Sie schüttelte ihn, bis er sie ansah. Geh jetzt und schlag diese Schlacht. Brigan. Geh jetzt. Wir müssen den Krieg gewinnen.
    Er sprang auf. Sie hörte, wie er nach Big rief. Pferde donnerten auf allen Seiten an der traurigen kleinen Gruppe vorbei und teilten sich um Fire, Nash und die Heiler wie ein Fluss um einen Felsen. Der Lärm war ohrenbetäubend und Fire war durchnässt, versank in Hufgeklapper, Wasser und Blut, hielt Nashs Gesicht und klammerte sich stärker an sein Bewusstsein, als sie sich je an etwas geklammert hatte. Sieh mich an, Nash. Sieh mich an. Nash, ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr.
    Er blinzelte und blickte ihr ins Gesicht, ein dünner Blutfaden sickerte aus seinem Mundwinkel. Seine Schultern und sein Hals krampften sich vor Schmerz zusammen.
    Leben ist im Moment zu schrecklich, flüsterte er in ihr Bewusstsein. Sterben ist leicht. Lass mich sterben.
    Sie spürte genau den Augenblick, in dem die beiden Armeen aufeinandertrafen, eine Explosion, die in ihr selbst stattfand. So viel Angst und Schmerz, so viele Gedanken, die dahinschwanden.
    Nein, Nash. Ich lasse dich nicht. Mein Bruder, stirb nicht. Halte durch. Mein Bruder, bleib bei mir.

Teil Vier
    Die Dells

Der Fluss war von der Schneeschmelze so stark angeschwollen, dass sich schließlich mit lautem Quietschen und Knarren eine der Brücken losgerissen hatte und ins Meer gestürzt war. Hanna sagte, sie habe es vom Palastdach aus beobachtet, zusammen mit Tess. Tess hatte gesagt, vielleicht würde der Fluss den Palast und die Stadt und das ganze Königreich von den Felsen spülen und dann würde endlich Frieden in der Welt herrschen.
    Â»Frieden in der Welt«, wiederholte Brigan nachdenklich, als Fire ihm davon erzählte. »Wahrscheinlich hat sie Recht. Das würde der Welt Frieden bringen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass das passieren wird, deshalb werden wir wohl weiter Fehler machen und alles durcheinanderbringen müssen.«
    Â»Oh«, sagte Fire, »wohl gesprochen. Das müssen wir an den Statthalter weitergeben, damit er es in seiner Rede verwendet, wenn die neue Brücke eingeweiht wird.«
    Er lächelte schweigend über ihre Neckerei. Sie standen nebeneinander auf dem Palastdach; der Vollmond und der Sternenhimmel beleuchteten Wald, Felsen und Wasser in der Umgebung der Stadt. »Ich glaube, dieser Neuanfang, der jetzt ansteht, macht mir ein wenig Angst«, sagte er. »Alle im Palast sind so frisch und fröhlich und zuversichtlich, aber noch vor wenigen Wochen haben wir uns gegenseitig die Köpfe eingeschlagen. Tausende Soldaten werden diese neue Welt nie zu Gesicht bekommen.«
    Fire dachte an das Greifvogelmonster, das sie an diesem Morgen überrascht hatte. Es hatte sich auf sie und ihre Wache gestürzt, als sie Small auf der Straße bewegt hatte, und dabei war es so schnell so nah gekommen, dass Small gescheut, nach dem Tier ausgeschlagen und beinahe seine Reiterin abgeworfen hatte. Musa war wütend auf sich gewesen, sogar wütend auf Fire oder zumindest auf Fires Schal, der sich gelöst und einen Teil ihrer Haare freigegeben hatte und damit für den Angriff verantwortlich gewesen war. »Es stimmt, dass wir viel mehr zu tun haben, als nur eine neue Brücke zu errichten«, sagte Fire jetzt, »und die Teile des Palasts wieder aufzubauen, die in Flammen aufgegangen sind. Aber ich glaube, dass wir das Schlimmste hinter uns haben,
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