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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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würde.«
    Â»Sie haben dich hundertzweiundsechzigmal gebissen«, verkündete Hanna. »Juckt es?«
    Es juckte fürchterlich, und als sie in seinem Schlafzimmer auf  Brigan traf – der gerade erst von seiner langen Reise in den Norden zurückgekehrt war –, war sie streitlustiger als üblich.
    Â»Ich werde immer Insekten anziehen«, sagte sie herausfordernd.
    Er sah auf, erfreut sie zu sehen, wenn auch ein wenig überrascht von ihrem Tonfall. »Armes Ding«, sagte er und berührte die Bisse an ihrem Hals. »Ist es unangenehm?«
    Â»Brigan«, sagte sie, ärgerlich, dass er sie nicht verstanden hatte. »Ich werde immer schön sein. Sieh mich an. Ich habe hundertzweiundsechzig Insektenbisse. Macht mich das nur das kleinste bisschen weniger schön? Mir fehlen zwei Finger und ich bin von Narben übersät. Interessiert das irgendjemanden? Nein! Es macht mich nur noch interessanter! So werde ich immer sein, gefangen in dieser hübschen Hülle, und du wirst damit fertigwerden müssen.«
    Er schien zu spüren, dass sie eine ernste Antwort erwartete, aber im Moment war er dazu nicht in der Lage. »Ich nehme an, das ist eine Last, die ich tragen muss«, sagte er grinsend.
    Â»Brigan.«
    Â»Fire, was ist denn mit dir? Was ist los?«
    Â»Ich bin nicht so, wie ich aussehe«, sagte sie und brach plötzlich in Tränen aus. »Ich sehe schön und reizend und gelassen aus, aber so fühle ich mich nicht.«
    Â»Das weiß ich«, sagte er leise.
    Â»Ich werde oft traurig sein«, sagte sie aufsässig. »Ich werde sehr oft traurig sein und durcheinander und gereizt.«
    Er hielt einen Finger hoch und ging in den Flur, wo er über Blotchy stolperte und dann über die beiden Katzenmonster, die Blotchy wie verrückt verfolgten. Fluchend beugte er sich über den Treppenabsatz und rief der Wache zu, dass er bis auf weiteres besser nicht gestört würde, außer wenn im Königreich Krieg ausbrechen oder seine Tochter im Sterben liegen sollte. Er kam wieder herein, schloss die Tür und sagte: »Fire. Das weiß ich.«
    Â»Ich weiß nicht, warum immer wieder schreckliche Dinge passieren«, sagte sie und weinte jetzt stärker. »Ich weiß nicht, warum Menschen grausam sind. Ich vermisse Archer und auch meinen Vater, ganz egal, was er war. Ich finde es furchtbar, dass Murgda hingerichtet wird, sobald ihr Baby geboren ist. Ich werde es nicht zulassen, Brigan, ich werde ihr zur Flucht verhelfen, und es ist mir egal, wenn ich an ihrer Stelle im Kerker lande. Und es juckt so unerträglich!«
    Jetzt umarmte Brigan sie. Er lächelte nicht mehr und seine Stimme klang ernst. »Fire. Glaubst du, ich will, dass du gedankenlos und gut gelaunt bist und diese ganzen Gefühle nicht hast?«
    Â»Nun, ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es das hier ist, was du willst!«
    Er sagte: »Der Augenblick, in dem ich anfing dich zu lieben, war der, als du deine zerschmetterte Geige auf der Erde entdeckt und dich von mir abgewandt hast, um gegen dein Pferd gelehnt zu weinen. Deine Traurigkeit ist eins der Dinge, die dich in meinen Augen schön machen. Begreifst du das nicht? Ich verstehe sie. So macht mir meine eigene Traurigkeit weniger Angst.«
    Â»Oh«, sagte sie, ohne jedem einzelnen Wort folgen zu können, aber sie verstand das Gefühl und begriff plötzlich den Unterschied zwischen Brigan und den Leuten, die eine Brücke für sie bauten. Sie legte ihr Gesicht an sein Hemd. »Ich verstehe deine Traurigkeit auch.«
    Â»Das weiß ich«, sagte er. »Und ich bin dir dankbar dafür.«
    Â»Manchmal ist da einfach zu viel Traurigkeit«, flüsterte sie. »Sie zerdrückt mich.«
    Â»Zerdrückt sie dich jetzt auch?«
    Sie schwieg, unfähig zu sprechen, als sie Archers Druck auf ihrem Herzen spürte. Ja.
    Â»Dann komm her«, sagte er, unnötigerweise, weil er sie bereits auf einen Sessel gezogen hatte und sie auf seinem Schoß umschlungen hielt. »Was kann ich tun, damit es dir besser geht?«
    Fire blickte in seine ruhigen Augen, berührte sein liebes, vertrautes Gesicht und dachte über die Frage nach. Ich habe es immer gern, wenn du mich küsst.
    Â»Ja?«
    Du machst das gut.
    Â»Das ist ein Glück, denn ich werde dich immer küssen.«  

 
    Epilog
    In den Dells wurden die Körper der Toten mit Flammen dahin geschickt, wo
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