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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne
Autoren: Rolf W. Michael
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denke, du hast den geheimen Hieb des Schwarzen Olaf schon einmal versucht, nicht wahr!“
     
    Lars nickte. Sicher, er hatte gehofft, damit dem Gegner das Schwert aus der Hand zu schlagen. Doch bei der Kraft, mit der Thorleif die Waffe hielt, war der geheime Hieb unmöglich. Es schien, als sie das Griffstück des Schwertes mit seiner Hand zusammen geschmiedet.
     
    Und weiter ging der Kampf. Lars hatte einige leichte Treffer an seinem nackten Oberkörper einstecken müssen und seine Haut war mit Blutfäden überronnen. Doch einige Male hatte auch sein Schwert das Ziel gefunden.
     
    Dann setzte Thorleif alles auf eine Karte. Er ließ das Schwert so rasch kreisen, dass es einen Vorhang aus Stahl vor ihm zu bilden schien, und trieb Lars noch einmal zurück. Ohne es zu wissen, stolperte der junge Krieger rückwärts auf Högni Schlangenblick zu, in dessen Augen ein boshaftes Leuchten aufglomm. Unauffällig schob sich Högnis Hand unter sein Gewand.
     
    Angela schrie auf, als sie Lars in tödlicher Bedrängnis sah. Widar musste sie mit aller Kraft festhalten, damit sie nicht auf den Kampfplatz lief und sich zwischen die Schwerter warf.
     
    Dann geschah alles so rasch, dass ein menschliches Auge die Abfolge kaum erfassen konnte.
     
    Hrolf Silberhaar sah, wie in Högni Schlangenblicks rechter Hand plötzlich die scharfgeschliffene Doppelklinge eines Dolches glitzerte. Im gleichen Augenblick schien Lars Wolfssohn durch das in dichten Schlägen auf ihn herab hagelnde Schwert Thorleifs nach hinten überzufallen. Direkt in den zum tödlichen Stoß gezückten Stahl von Högnis Dolch.
     
    „Odin! Rechte du...!“Schrie der alte Priester auf.
     
    Dann geschah es. Im rückwärtigen Fallen glitt Lars zur Seite aus und fiel der Länge nach auf den Boden. Thorleif stolperte über den Körper seines Gegners und stürzte direkt in die zum heimtückischen Mord an Lars gezückten Klinge des Dolches. Wie ein Blitz fuhr der Stahl Högnis in die linke Seite seiner Brust.
     
    „Freund!“, schrie Thorleif auf. Dann brach er wie eine Eiche gefällt über Lars zusammen.
     
    In Högnis hämisches Grinsen malte sich erst Entsetzen und dann Todesangst, als er über dem zusammenbrechenden Thorleif die in rasendem Zorn flammenden Augen des Priesters sah.
     
    „Nieder, Schlange!“, donnerte Silberhaars Stimme. „ Siegvaters Speer räche Lokis List !“
     
    Mit aller Kraft stieß er dem Überraschten den Runen-Speer mitten ins Herz. Ein kurzer Klagelaut, dann sackte Högni sterbend in sich zusammen.
     
    Inzwischen hatte sich Lars Wolfssohn unter Thorleifs schwerem Körper hervor gearbeitet. Über dem Gesicht des Gegners lag bereits der Schatten des Todes.
     
    „Odin hat gesprochen, Wolfssohn“, flüsterte es von Thorleifs Lippen. „Frei bist du und ohne Schuld.“
     
    Lars versuchte etwas zu sagen, doch außer einem Würgen in der Kehle brachte er keinen Ton heraus. Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, ein Schluchzen zu unterdrücken und spürte das Wasser in seinen brennenden Augen, doch Tränen und Klagen waren für Weiber und eines Nordmannes unwürdig.
     
    „Du hast keinen Teil an dem Verrat deines tückischen Freundes, Knochenbrecher. Und doch wurde er dein Tod!“ klang die feierliche Stimme von Odins Priester. „In Helheims Eisströmen büßt Schlangenblick die Neidtat!“
     
    „Er war dennoch mein Freund, der mir helfen wollte!“, sagte Thorleif schlicht. „So hat er mir eben geholfen, dass ich Thursula nicht für den Rest meines Lebens ertragen muss ...“. Ein mattes Lächeln spielte über sein Gesicht. „Ich kann dich verstehen, Wolfssohn! Ja, ich weiß alles und kann dich verstehen ... du hast den besseren Teil gewählt. Denn du wähltest die Liebe des Herzens. Nur ich Narr habe das nicht gemerkt und ...“. Er konnte den Satz nicht vollenden. Ein krampfhaftes Zucken, dann entfiel das Schwert seiner rechten Hand.
     
    Thorleif Knochenbecher, der Sohn des Jarl vom Ringan-Fjord, war tot.
     
    „Steige auf zu Walhalls Wonnen!“, sagte Odins Priester und seine Stimme hallte wie der Klang einer Lure ...
     
     
    ***
     
    „ ... heimbringen wir den edlen Toten!“, sagte Hrolf Silberhaar feierlich, nachdem sie unter Klagegesängen den entseelten Leib Thorleifs auf dem Vorderdeck des Knorren aufgebahrt hatten. „Und auch den Körper seines Freundes Högni. Denn die tückische Tat sollte das Leben Thorleifs retten. Und so wagte es Schlangenblick, in ein Gottes-Gericht einzugreifen. Oder war er am Ende Odins
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