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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne
Autoren: Rolf W. Michael
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Knorren zu führen und das Schiff am Wind zu halten.
     
    Durch die Belehrungen von Harald Drachenreiter war Lars in der Lage, einen Kurs zu bestimmen, denn ihr Ziel hieß Britannien oder Irland. Nur fort von Norwegen, wo der Tod ihrer harrte. Dem Vorschlag von Angela, an der britischen Küste nach Süden zu segeln, wo sie in der großen alten Römerstadt Londinium entfernte Verwandte besaß, wurde von Lars und Widar begeistert angenommen. Dort fanden sie sicher Arbeit und konnten im Trubel der großen Stadt untertauchen. Ein starker Arm wurde immer gebraucht.
     
    Nach ihrer Rettung machte Angela von York keinen Hehl mehr aus ihrer Zuneigung zu Lars Wolfssohn. Nur konnte sie nicht verstehen, dass Freundes-Treue zu einem Opfer fähig war, wie es Widar Eisenfaust gebracht hat.
     
    „ Der Freund soll Freundschaft bewähren den Freund und dessen Freunden “, sagte Widar einen uralten Runenspruch, den man Odin selbst zuschrieb. „Kein Weib wird Männertreue jemals ergründen!“
     
    Damit musste sich Angela von York zufriedengeben.
     
    „Ich sehe einen goldenen Schein über den Wipfeln der Bäume er-glänzen und ...!“Widar brach ab korrigierte den Kurs in Richtung auf das aufgetauchte Land. Lars rieb sich die Augen und Angela wurde kreidebleich im Gesicht.
     
    „Lindisfarne!“, flüsterte sie leise. „Der Wind und die Strömung haben uns nach Lindisfarne zurückgebracht.“
     
    „Was sagst du?“, rief Lars gegen den stärker auffrischenden Wind an, doch dann erkannte er ganz deutlich das goldene Kreuz auf dem hohen Kirchturm. Selbst auf die weite Entfernung waren schon die verkohlten Dachbalken der Klosterruine zu erkennen.
     
    „Beidrehen, Widar!“, schrie er laut. „Es ist das Christenkloster, das wir verheerten. Wir sind des Todes, wenn man an unserem Segel erkennt, dass wir Nordmänner sind ...!“
     
    Widar begriff sofort. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen das Steuer und versuchte den Knorren, auf Südkurs zu bringen. Doch im gleichen Augenblick schien sie die rächende Hand Gottes selbst einzugreifen.
     
    Eine Sturmböe peitschte von Osten heran und spannte das Segel zum Zerreißen. Dem angelegten Steuerruder zum Trotz wurde die WILDSAU wie von einer mächtigen Faust auf den Strand gedrückt.
     
    Verzweifelt riss Lars das Schwert aus der Scheide, um die Segeltampen zu kappen. Denn das Schiff hatte zu starke Fahrt und ließ sich nicht aufhalten. Bis die Ruder ausgelegt waren und man so gegensteuern konnte, war es zu spät.
     
    „Wir müssen so auflaufen, dass wir das Schiff nach dem Sturm wieder flott machen können!“ über-brüllte Widar den Wind. „Kapp die Taue und schlag die Segel herunter, Lars, dass wir Fahrt verlieren. Los, runter mit den Lappen!“
     
    Während der Freund so gut es ging die Küste ansteuerte und Angela ihm vom Bug aus durch Handzeichen Anweisungen gab, zerhieb Lars Wolfssohn mit dem Schwert die Taue, die das gestraffte Segel hielten. Poltern stürzte die Rahe mitsamt der Takelage und dem mächtigen Segel auf Deck. Das rettete das Schiff zwar möglicherweise vor dem bösen Geschick, durch zu große Geschwindigkeit an der Küste zu zerschellen. Aber es sorgte auch dafür, dass der Knorren seine Fahrt so schnell nicht fortsetzen konnte.
     
    Im nächsten Augenblick knirschte Sand unter dem kiellosen Schiffskörper. Die WILDSAU krängte nach backbord und wurde durch eine mächtige Folgewelle endgültig auf den Strand geschleudert.
     
    Als Widar hinter Lars und Angela an Land sprang, erlebten sie eine böse Überraschung ...
     
    „Ha, nun trifft die Nordleute Gottes Zorn!“ An der Spitze einer mit Spaten, Dreschflegeln, Heugabeln und Sauspießen bewaffneten Bauernhorde lief ein Mönch in zerfetzter Kutte auf sie zu.
     
    „Bruder Benno!“, rief Angela von York erfreut. „Du hast das Massaker überlebt?“
     
    „Ja, du abgefallene Braut Christi! Ich habe es überlebt!“ brüllte der Mönch. „Und ich habe zu Gott gebetet, dass es mir noch einmal vergönnt seien, möge, dass Nordmänner an diesem Strande landen. Denn der Tod, den sie über dieses friedliche Eiland brachten, wartet hier auf sie. Das Blut der unschuldigen Brüder, das sie vergossen, komme über ihr eigenes Haupt!“
     
    „Aber wir sind auf der Flucht vor den Norwegern!“, rief Angela. „Wir sollen ihren Heiden-Götzen geopfert werden, weil ich meinen Glauben an Jesus Christus bekannt habe und ...!“
     
    „Lüge!“, schrie Benno erbost. „Ihr lügt, um euer Leben zu retten. Der
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