Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
wolltest.«
    »Nein!«
    Langsam griff Schnee in Lireas Verstand. Sie ging behutsamer zu Werke als beim letzten Mal, aber dennoch spürte Lirea die Berührung. Doch anders als zuvor fehlten ihr entweder die Kraft oder der Wille, sich gegen ein weiteres Eindringen zur Wehr zu setzen.
    Schnee drängte tiefer, bis sie durch die Augen der Meerjungfrau zu sehen begann. Vor ihr stand Morveren, in der einen Hand noch immer das Messer. Mit der anderen hob sie den Becher auf und streckte ihn ihrer Enkeltochter hin. Lirea versuchte, ihn wegzustoßen, aber Morveren war zu stark. Lireas Hände hoben sich, um den Becher von Morveren entgegenzunehmen.
    Schnee hörte, wie Gustan im Innern des Bechers tobte, und die Geräusche, die er von sich gab, schienen eher von einem Tier als von einem Menschen zu stammen. Sie hatte keinen Zweifel, dass Lirea ihn auch hören konnte. Wenig war vom Hiladi-Prinzen übrig geblieben außer Zorn und Verwirrung.
    Schnee versuchte, die Fäden von Morverens Kontrolle aufzutrennen, aber es waren zu viele. Lireas Muskeln waren starr; sie zuckte.
    »Trink, Kind!«, flüsterte Morveren. »Trink und sei groß! Sei vollständig!«
    »Ich will nicht zurück!«, sagte Lirea, aber sie war zu schwach zum Kämpfen. Sie starrte auf den Becher. »Ich hab gar nichts hiervon gewollt.«
    Na schön! Morverens Gewalt über Lirea konnte Schnee nicht brechen, also musste sie etwas Direkteres versuchen. Keine fein gesponnenen Magiefäden waren es, die jetzt zum Einsatz kamen - Schnee packte Lireas Verstand wie eine Stoffpuppe und riss ihre Hände zurück. Der Becher fiel klirrend zu Boden und rollte auf das Loch in der Mitte zu.
    »Nicht!« Morveren hielt den Becher fest, bevor er fallen konnte. »Du wirst ihren Verstand zerstören!« Sie brachte den Becher zurück zu Lirea und zwang sie, ihn an die Lippen zu setzen.
    Lirea riss sich los und richtete ihren Blick zur Fensteröffnung hin. Zu Schnee hin. »Bitte lass nicht zu, dass sie mich holen!«
    »Das werde ich nicht«, versprach Schnee flüsternd. Sie merkte, wie Morveren die Kontrolle über Lirea verstärkte und sich verausgabte, um Schnee daran zu hindern, ihr die Gewalt über ihre Enkelin zu entreißen. Lirea wimmerte, als etwas in ihr zersprang. Langsam wanderten ihre Hände wieder in Richtung Becher.
    »Bitte!«, wisperte sie.
    Morveren war zu stark und zu geschickt, als dass Schnee sie hätte direkt bekämpfen können. Stattdessen stieß Schnee einfach Lireas rechten Arm an, sodass sie nicht nach dem Becher, sondern nach dem Messer in Morverens anderer Hand griff.
    Bevor Morveren reagieren konnte, legte Lirea die Hand um ihre und stieß die Abaloneklinge in die Brust ihrer Großmutter.
    »Manchmal besiegt rohe Gewalt Geschicklichkeit«, flüsterte Schnee.
    Der Becher fiel zu Boden. Tränen füllten Morverens Augen. »Ich habe versucht, dich zu retten.«
    Lirea schien sie nicht zu hören - oder falls doch, so war nicht genug von ihr übrig, um sie zu verstehen. Jetzt völlig unter Schnees Kontrolle, krabbelte sie aufs Fenster zu und befahl den noch lebenden Undinen, den Angriff auf Danielle und Varisto abzubrechen.
    Als das Hämmern in Schnees Schädel ihr gänzlich die Sicht zu rauben drohte, schluckte sie und schickte einen letzten Befehl. Im Innern des Turms hob Lirea den Becher mit Gustans Seele auf. Obwohl ihr Verstand ruiniert war, empfand ein Teil von ihr dennoch größtes Vergnügen daran, das Messer zu nehmen und damit durch das Netz aus Haaren zu schlagen und Gustan zu befreien, bevor sie sowohl Becher als auch Messer aus dem Fenster warf und sie scheppernd auf dem Felsen unter ihr landeten.

Kapitel 18
    Den größten Teil der folgenden zwei Wochen verbrachte Schnee auf Befehl von Tymalous im Bett. Mehrere Male versuchte sie, sich fortzustehlen, doch jedes Mal musste sie feststellen, dass Talia vor ihrer Tür wartete. Worte wurden keine gewechselt - ein Blick in Talias Gesicht genügte, um Schnee wieder ins Bett hinken zu lassen.
    Vielem von dem, was passiert war, haftete der verschwommene, fantastische Eindruck eines Traumes an. Sie erinnerte sich daran, dass sie gegen Morveren gekämpft und dann, später, während sie auf ein Schiff warteten, versucht hatte, die Zauber rückgängig zu machen, die Morveren über Lirea verhängt hatte. Und dann gab es da einen Teil, wo Schnee nackt über den Ozean flog, umringt von sehr gut aussehenden, sehr großen Kobolden ... Aber sie war sich ziemlich sicher, dass das wirklich ein Traum gewesen war.
    Ihr Hinterkopf war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher