Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
Lirea zu tun.«
    Mit einem Seufzer setzte Schnee sich wieder auf den Teppich. »Ich muss immer wieder daran denken, was ich ihr angetan habe. Ich habe ihr einen Dolch in den Verstand gestoßen und so lange hin und her gedreht, bis nichts mehr davon übrig war. Ich habe gespürt, wie ihre Gedanken zersplitterten, zerrissen wie alte Lumpen.«
    »Ist das der Grund, weshalb du so angestrengt daran gearbeitet hast, die Zauber umzukehren, die Morveren über sie verhängt hatte, dort in Hilad?«, fragte Beatrice. »Danielle hat mir erzählt, dass du immer wieder ohnmächtig geworden bist, aber jedes Mal, wenn du wieder zu dir kamst, hast du darauf bestanden, es noch einmal zu versuchen.«
    »Es ist mir gelungen, Lirea an eine Gestalt zu binden«, sagte Schnee. »Die Umwandlung von Undine zu Mensch und zurück war eine enorme Belastung. Ich kann ihren Körper nicht völlig wieder zu dem machen, was er war ... Sie produziert keinen Duft mehr, und ihre Stimme wird nie mehr heilen. Aber jetzt, da sie von Morveren und Gustan befreit ist, nicht mehr imstande, sich zu verwandeln, kann sie vielleicht noch jahrelang leben. Ein Teil von mir fragt sich, ob es nicht freundlicher gewesen wäre, sie zu töten.«
    »Du hast getan, was du tun musstest, um sie zu befreien.«
    Schnee schnaubte. »Sie zu befreien wofür?«
    »Für ein Leben mit einer Schwester, von der sie immer noch geliebt wird. Und vielleicht, im Laufe der Zeit, für ein Leben in Frieden.« Bea stieg aus dem Bett und streckte Schnee die Hand hin. »Hilf mir, Danielle und Talia zu finden. Es gibt wenig Schöneres als einen Sonnenuntergang auf See, und es fällt mir im Traum nicht ein, sie das verpassen zu lassen!«
    Bei der Erwähnung von Talias Namen biss Schnee sich auf die Lippen. Die Undinen hatten sie zu sehr auf Trab gehalten, um über Morverens Enthüllung nachzudenken, aber jetzt, da die Krise überstanden war ... Sie fühlte sich immer noch nicht bereit, sich dieser Wahrheit zu stellen. »Ich glaube, ich möchte lieber allein sein, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Es macht mir etwas aus! Und weil ich die Königin bin, heißt das, dass du mit mir kommen wirst.« Beatrice legte die Hände auf Schnees Schultern. »Niemand von uns lebt wie im Märchen glücklich bis an sein Lebensende. Aber wir können uns dafür entscheiden, heute glücklich zu sein. Ich entscheide für uns beide. Sag etwas dagegen, und ich werde dich morgen beim Wachwerden auch noch den Sonnenaufgang anschauen lassen!«
    Langsam lächelte Schnee. »Jawohl, Eure Majestät.«
*
    Am nächsten Morgen stand Danielle mit Beatrice auf der Back und schaute den Wellen zu. Die Königin versuchte, sich ihre Schmerzen nicht anmerken zu lassen, aber Danielle konnte die Anspannung in ihrer Miene sehen und dass sie sich nach jeder kleinen Anstrengung ausruhte. Allerdings wirkte sie hier auf der Phillipa tatsächlich stärker.
    Beatrice warf einen Blick auf Danielle. »Du scheinst ja endlich doch noch seefest geworden zu sein.«
    Lächelnd schüttelte Danielle den Kopf. »Ohne Schnees Tee wäre ich jetzt in meiner Kajüte und würde über einem Eimer kauern.«
    Vielleicht war es der Zauber des Schiffes oder einfach nur der Aufenthalt draußen an der Seeluft, aber Beatrices Gesicht zeigte heute Morgen mehr Farbe als in den vergangenen zwei Wochen. Sie stützte sich immer noch auf einen Stock und konnte nicht lange ohne ihn stehen und ohne sich auszuruhen, aber sie lebte. Sie lebte und war dabei, gesund zu werden.
    Das Schiff hatte sich auch noch nicht völlig erholt. Hephyra meinte, es würde vermutlich mehrere Monate dauern, bis der Fockmast ganz nachgewachsen war. Aber die Phillipa war seetüchtig, und Beatrice hatte sich geweigert, auf einem anderen Schiff in See zu stechen.
    »König Theodore hatte recht«, bemerkte Danielle. »Du solltest nicht hier sein. Du brauchst Ruhe!«
    »Wenn ich nur noch einen Tag länger im Bett verbringe, werde ich verrückt. Sie behandeln mich, als wäre ich eine Kristallpuppe, die bei der geringsten Berührung in Stücke springt!«
    »Wie albern«, pflichtete Danielle ihr bei. »Es ist ja schließlich nicht so, als ob du niedergestochen worden wärst, man dir die Seele aus dem Körper gerissen hätte, du von einem sinkenden Schiff gefallen wärst, dir die Wundnähte aufgerissen hättest und auf der Heimreise nach Lorindar fast verblutet wärst.«
    Beatrice prustete. »Du hörst dich schon an wie Talia! Ich glaube, damals gefiel es mir besser, als du noch Angst hattest, mich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher