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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau
Autoren: Jim C. Hines
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schrie auf, als ein Stein ihn ans Bein traf. Ein anderer prallte von Schnees Stirn ab, verdoppelte die Schmerzen in ihrem Schädel und ließ sie auf ein Knie fallen. Blut tropfte über ihren Nasenflügel auf den Boden. Mit einem sanften Schubs stieß sie die Fäden der Magie des Kruges an und schickte sie nach draußen wie ein Angler, der seine Leine auswirft. Sobald diese Fäden den Luftgeist berührten, ließ Schnee den Zauber wieder in den Krug stürzen und den Geist mit sich ziehen.
    Sofort erstarb der Stein- und Sandregen. Schnee drückte den Daumen auf die Öffnung - ein primitives Siegel, aber für den Moment erfüllte es seinen Zweck.
    Schnee konnte hören, wie Morveren ihre Anstrengungen, Lireas Verstand zu erreichen, verdoppelte. Schreie erschallten aus dem Innern des Turms. Talia erschien wankend in der Fensteröffnung, im Kampf mit einer blauschuppigen Meerjungfrau. Sie duckte sich und stieß die Undine hinaus, die mit einem gellenden Schrei hinunterstürzte. Der Sturz wäre nicht notwendigerweise tödlich gewesen, aber die Meerjungfrau schlug mit dem Kopf voran auf. Schnee konnte das Krachen brechender Knochen hören.
    Talia stolperte aus dem Fenster und hielt sich dabei an ihrer Peitsche fest, deren anderes Ende offenbar um Lireas Hals gewickelt war. Einen Moment lang sah es so aus, als würde sie Lirea in die Tiefe ziehen, aber Lirea fing sich und klammerte sich mit beiden Händen an die Fensteröffnung.
    »Schnee!« Danielle ließ das Schwert heruntersausen, durchtrennte den Speer eines Nix und schnitt ihm tief in die Schulter. »Hilf ihr!«
    Talia stemmte sich mit den Füßen gegen die Mauer und zog, aber Lirea war zu stark. Morveren zückte ein Messer und stieß wie ein Raubvogel herab. Schnee erkannte die Abaloneklinge, ebenso wie die Überreste des gebrochenen Zaubers, die immer noch wie Blutegel an dem Messer hingen. Talia drückte sich auf die Seite und entging mit knapper Not dem Angriff.
    Schnee hielt immer noch den Spiegel in der linken Hand. Sie nahm den Daumen vom Krug und legte den Spiegel auf die Öffnung. Der Luftgeist bemühte sich zu entkommen, aber sie drückte ihn zurück. Mithilfe ihrer Magie griff sie ins Herz des Spiegels und zerschlug das Glas von innen.
    Der Spiegel zerbröckelte zu Pulver, das glitzernd in den Krug fiel. »Spieglein, Spieglein, zermahlen so fein, flöße meinem Zauber Stärke ein!«
    Die Überreste des Spiegels lösten sich im Krug auf; bald glänzten sowohl Innen- wie auch Außenseite wie Quecksilber. Schnee wartete, aber die Macht des Spiegels hielt den Geist gefangen. Sie wankte auf Morveren zu und hatte bei jedem Schritt das Gefühl, der Kopf müsste ihr platzen. Ein anderer Luftgeist attackierte sie, nur um auch in den Krug gezogen zu werden.
    Morveren schwebte höher und führte diesmal das Messer an die Peitsche heran. Talia versuchte, sie aufzuhalten, aber die Winde warfen sie gegen die Mauer, und dann fiel sie auch schon. Sie drehte sich in der Luft herum, um auf den Füßen zu landen, aber die Geister drückten sie zu schnell auf den Boden. Sie rollte sich beim Aufprall ab und versuchte aufzustehen, strauchelte jedoch, weil ihr linker Knöchel den Dienst versagte.
    Morveren nahm ihren Angriff auf Lirea wieder auf. Sie schwebte dichter heran und griff in den Turm. »Lass mich dich retten, Kind!«
    »Morveren!« Schnee lächelte. »Manchmal hat auch rohe Gewalt ihren Platz!«
    Sie warf den Seelenkrug. Der wirbelte durch die Luft, und als er unter Morveren vorbeiflog, langten die Zauber in seinem Innern aus ihm hinaus und verhedderten die übrigen Luftgeister. Der Krug flog scheppernd gegen die Mauer und fiel zu Boden, unversehrt, denn die Macht des Spiegels schützte ihn vor dem Aufprall.
    Morveren fiel schreiend nach unten, doch gelang es ihr, sich mit einer Hand am Fenstersims festzuhalten. Sie schob den Becher in den Turm, dann zog sie sich hoch und kletterte selbst hinein.
    »Das ist nicht fair!«, murmelte Schnee. An Talia gewandt fragte sie: »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Mir geht's prima!«, fauchte Talia. »Schnapp sie dir!«
    Mit geschlossenen Augen versuchte Schnee zu lauschen, so wie Morveren es ihr beigebracht hatte. Die Magie der alten Meerjungfrau war leicht aufzuspüren. Ihre ganze Macht war jetzt auf Lirea konzentriert, wühlte sich in ihre Gedanken und Gefühle.
    »Du wolltest das hier haben, schon vergessen?«, fragte Morveren. »Du hast mich darum angefleht! Ich habe einzig und allein versucht, dir zu geben, was du haben
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