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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau
Autoren: Jim C. Hines
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See so wenig Erfahrung hatten wie sie selbst. Der schwere Umhang und das cremefarbene Kleid wären vielleicht für einen zwanglosen Tag zu Hause im Palast akzeptabel gewesen; hier auf dem Schiff musste sie sich ständig Mühe geben, nicht über den eigenen Rock zu stolpern. Gischt klebte wie winzige Glasperlen am purpurnen Samt ihres Umhangs. Sie war versucht, um Erlaubnis zu bitten, die Garderobe der Königin zu plündern.
    Für den Moment nippte sie aber bloß an ihrem Tee und tat ihr Möglichstes, um nicht zu erbrechen. Der Honig reichte nicht, um den schärferen Geschmack von Ingwer und anderen Gewürzen zu überdecken.
    »Zu stark?«, fragte Beatrice.
    »Ganz und gar nicht.« Danielle zwang sich, noch einen Schluck zu nehmen. Im Laufe des letzten Jahres hatte sie sich verziehen lassen. Als sie noch mit ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern zusammengelebt hatte, hatte sie sich glücklich schätzen können, wenn sie sich ab und zu eine Tasse lauwarmen Tees aus übrig gebliebenen Blättern brühen konnte, und Honig war ein Luxus gewesen, an den sie sich nur aus allerfrühesten Kindheitstagen erinnerte.
    Beatrice lachte. »Schnee hat nie gelernt, einen ordentlichen Tee zu machen.«
    »Was hat sie in den hier hineingetan?«
    »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, nicht zu fragen. Sie sagte, es werde deinem Magen helfen.«
    Obwohl Schneewittchens kulinarische Künste zu wünschen übrig ließen, vertraute Danielle ihr. Schließlich hatte Schnee ihr im Jahr zuvor das Leben gerettet. Das Wenigste, was Danielle tun konnte, war, ihren übermäßig starken Tee zu trinken.
    Wenn schon sonst nichts, so half ihr der Tee wenigstens, den salzigen Geschmack des Meeres aus dem Mund zu spülen. Sie nippte noch einmal daran und drehte sich dann um, um die Lord Lynn Margaret zu beobachten, die ihnen in der Ferne folgte. Die Saint Tocohl verfolgte sie auf der anderen Seite, sodass die drei Schiffe ein spitzes Dreieck auf dem Ozean bildeten.
    »Du wirst dich daran gewöhnen.« Beatrice schlug Danielle auf eine Weise auf den Rücken, die eher zu einem gemeinen Matrosen als zur Königin von Lorindar passte. »Ich fühle ehrlich mit dir. Ich habe nie unter Seekrankheit gelitten, aber als ich mit Armand schwanger war, konnte ich drei Monate lang nichts Aufregenderes als Haferbrei essen. Und selbst dann noch standen die Chancen fifty-fifty, dass ich den Haferbrei unten behielt.«
    »Und trotz deines Mitgefühls entschließt du dich, mir dieses Elend aufzubürden?« Noch vor einem Jahr hätte die bloße Vorstellung, mit der Königin zu scherzen, Danielle auf die Knie fallen und um Vergebung flehen lassen; jetzt kniff sie in gespieltem Ärger die Augen zusammen. »Zu solcher Grausamkeit hätte ich Euch nie für fähig gehalten, Eure Majestät!«
    Die Lachfalten in Beatrices Gesicht vertieften sich. Sie beugte sich näher heran und senkte die Stimme. »Wollte ich, dass dir übel wird, ließe ich deinen Mann das Ruder übernehmen.«
    Danielle grinste und schirmte ihre Augen ab, als sie sich umdrehte, um nach dem Prinzen Ausschau zu halten. Auch wenn Beatrice das Kommando über das Schiff offiziell ihrem Sohn übertragen hatte, hatte Prinz Armand das Steuerrad noch nicht angefasst. Als Danielle ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war er dabei gewesen, die Kanonen auf der rechten Seite des Hauptdecks zu inspizieren.
    Der Steuerbord -Seite. Armand hatte die Liebe seiner Mutter zum Segeln geerbt, und auch wenn beide sich Mühe gaben, konnten weder Beatrice noch Armand ihre Erheiterung verbergen, wenn Danielle wieder einmal über einen nautischen Fachausdruck stolperte.
    Beatrice verschränkte die Arme auf der Reling, lehnte sich hinaus und spähte ins Wasser. »Ich habe dir diese Seereise im Herbst, als Jakob auf die Welt kam, erspart, aber es gibt Grenzen. König Theodore kann diese Reisen vermeiden, wenn er es vorzieht, aber als zukünftige Königin von Lorindar musst du bei den Undinen eingeführt werden.«
    Ihre Worte brachten Danielles Übelkeit mit voller Wucht zurück. Sie stürzte den Rest des Tees hinunter und holte tief Luft.
    »Darüber hinaus war es längst überfällig, dass du einen Fuß auf diese wunderbare Galeone setzt.« Beatrice zwinkerte ihr schelmisch zu. »Schließlich wurde sie dir zu Ehren benannt.«
    »Ja, ich weiß.« Danielle erinnerte sich an den Schrecken, als Armand ihr die Nachricht beigebracht hatte. »Konnten sie denn mit nichts Besserem als Glaspantoffel aufwarten?«
    Die Königin zuckte mit
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