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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau
Autoren: Jim C. Hines
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den Schultern. »Mir ist gesagt worden, es wurde auch über Mitternachtskürbis diskutiert.«
    »Mitternachtskürbis? Es gab keinen Kürbis! Ich habe nie -« Danielle hielt inne. »Du ziehst mich wieder auf!«
    »Schon möglich.«
    Danielle runzelte die Stirn: Unter ihrer Ausgelassenheit klang die Königin beunruhigt. Zu flüchtig war ihr Lächeln, und immer wieder wandte sie sich ab. Sonst widmete Beatrice jedem Gesprächspartner ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, ob es sich um einen Kaiser oder um einen Stallburschen handelte. »Bea?«
    »Hilft der Tee?«, erkundigte sich Beatrice ohne aufzusehen.
    Danielle nickte. »Wieso hat Schnee nicht gleich welchen gebrüht, als wir in See gestochen sind?«
    Wieder ein geistesabwesendes Lächeln. »Über einhundert junge, starke, hart arbeitende Matrosen bemannen die Glaspantoffel. Du solltest dankbar sein, dass Schnee überhaupt an dich gedacht hat.«
    Von einer Plattform in der Nähe der Spitze des vordersten Masts - dem Fockmast - ertönte ein Ruf: »Undinen voraus!«
    Mit einem Male rannten überall Matrosen herum, zerrten an Tauen und rollten Segel ein. Auf dem Quarterdeck wölbte Armand die Hände vor dem Mund und rief: »Klar zum Halsen! Fier auf die Schoten! Klar zum Einholen des Vormarssegels!« Er wartete einen Herzschlag lang und beobachtete die Männer bei der Arbeit, dann brüllte er: »Hol dicht die Großschot! Über die Fock! Klar zum Manöver am Großbramsegel!«
    Er hätte sich ebenso gut einer Fremdsprache bedienen können, doch Danielle hörte, wie Beatrice die Kommandos mitflüsterte.
    Sie lehnte sich zurück und musterte ihren Ehemann. Er hatte die Ärmel zurückgeschoben, sodass seine sehnigen Armmuskeln entblößt waren. Über den Winter hatte Armand sich das dunkle Haar wachsen lassen, und Danielle war sich noch nicht sicher, ob sie den neuen Bart mochte oder nicht. Er ließ sein schmales Gesicht voller wirken, neigte aber dazu, in unpassenden Momenten zu kitzeln.
    Danielle lächelte, als sie daran dachte, und schob sich am Fockmast vorbei bis ganz nach vorn an die Reling, wobei sie versuchte, nicht im Weg zu sein, als die Mannschaft hochkletterte, um die Segel einzuholen. Niemand hatte Danielle je davor gewarnt, wie eng es auf einem Schiff zugehen konnte. Die drei Masten - vier, wenn man das Bugspriet, das wie ein Speer über den Vorderteil des Schiffes hinausragte, mitzählte - hingen voller Taue und Takelwerk, als hätte eine Riesenspinne ihr Netz über das gesamte Schiff gesponnen. Bei acht Kanonen, die auf dem Hauptdeck montiert waren, und dazu den großen Beibooten blieb kaum so viel Platz, dass zwei Matrosen einander passieren konnten.
    Danielle beobachtete, wie ihre Freundin Talia sich den Weg übers Deck bahnte. Das Chaos schien sie nicht im Mindesten zu stören; sie glitt durch die Mannschaft, als wäre sie auf See geboren, obwohl sie nach dem, was Danielle über ihre Vergangenheit wusste, bis fast zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr, als sie aus ihrem Wüstenkönigreich im Süden geflohen war, keinen Fuß auf ein Segelschiff gesetzt hatte.
    Kurz nach Talias Geburt hatten Elfen ihr eine Reihe von Gaben zuteilwerden lassen, von denen übernatürliche Anmut nicht die geringste war. Danielle wäre vielleicht neidisch gewesen, hätte sie nicht auch gewusst, welchen Preis Talia für diese Gaben bezahlt hatte. Nur wenige kannten die wahre Geschichte Dornröschens: wie ihr Jahrhundert des Schlummerns von einem Erwachen beendet worden war, neben dem Albträume verblassten.
    »Bist du so weit?«, fragte Beatrice und lenkte Danielles Aufmerksamkeit wieder auf ihre Verpflichtungen als Prinzessin.
    »Spielt das eine Rolle?« Sie wusste, dass sie nicht nervös sein sollte. Alles, was sie tun musste, war dazustehen ... Dazustehen und das gesamte Königreich Lorindar zu präsentieren. Sie, die den Großteil ihres Lebens in Lumpen zugebracht und nur Vögel und Ratten als Gesellschaft gehabt hatte. Ihre kurze Zeit als Prinzessin von Lorindar konnte ein Leben als Aschenputtel nicht auslöschen, und es gab immer noch Momente, da hielt sie ihr neues Leben für einen Traum, für eine Illusion, die Schlag Mitternacht vorbei sein würde.
    »Nicht wirklich, nein.« Beatrice lächelte ihr beruhigend zu.
    Für die Undinen ging Adel von der Mutter auf das Kind über, deshalb war es die Königin, die am meisten verehrt wurde. Die vorherige Königin der Undinen war mehrere Jahreszeiten zuvor entschlafen, sodass jetzt ihr Ehemann herrschte. Nichtsdestoweniger erwarteten sie nach
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