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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe
Autoren: David Weber
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wenn niemand bemerkte, dass die gleichen Sicherheitsvorkehrungen auch das Abhören jeglicher privater Gespräche zwischen George und Babette verhinderten. Niemand wusste besser als George und Babette Ramsbottom, dass das Volk kaum etwas so sehr schätzte wie ein Ehepaar, das sich stets und in aller Öffentlichkeit stritt. Und außerdem war es ja allgemein bekannt, dass niemand nach etwas sucht, das es unmöglich geben kann.
    »Wann rufen wir an?«, fragte Babette.
    »In drei Minuten«, erwiderte George.
    »Und wenn Judith Newland nicht da ist?«
    »Sie wird ihr Com bei sich haben.«
    George sprach mit der gleichen Zuversicht, die es ihm gestattete, so viele Geschäfte erfolgreich zu einem Abschluss zu bringen. Doch als die drei Minuten verstrichen waren und sie tatsächlich anriefen, nahm niemand das Gespräch entgegen.
    »Also hat sie ihr Com nicht mitgenommen«, merkte Babette an, und in ihrer Stimme schwang ein Hauch jener beißenden Schärfe mit, die sie so effizient in der Öffentlichkeit zum Einsatz brachte. »Vergiss nicht: Diese Frau ist eine echte Barbarin! Wahrscheinlich denkt sie an so etwas überhaupt nicht.«
    Mürrisch verzog George das Gesicht. Er selbst nahm sein Com sogar mit ins Badezimmer. Die Vorstellung, irgendjemand könne es anders halten – gerade angesichts dieser Krise –, erschien ihm völlig fremdartig.
    »Mach dir keine Sorgen«, fuhr Babette fort und klang nun wieder deutlich sanfter. »Früher oder später wird sie schon daran denken, einen Blick auf ihr Com zu werfen.«
    »Aber ich wollte sie erreichen, bevor Prinz Michael eintrifft …«
    »Mach dir keine Sorgen!«
    Als George einen zweiten Versuch unternahm, sie zu erreichen, bekam er eine Frauenstimme zu hören – die Stimme kannte er schon aus den Überwachungsaufzeichnungen. Kurz darauf erschien ein Bild auf dem Display.
    Eine junge Frau, schlank und anmutig; ihr dichtes kastanienbraunes Haar trug sie streng zurückgebunden. Selbst wenn die Gesichtszüge der Frau nicht vor Sorge angespannt und verhärmt gewirkt hätten, wäre niemand auf die Idee gekommen, Judith Newland als »hübsch« zu bezeichnen. Andererseits war es ein Gesicht, nach dem man sich auch noch ein zweites und ein drittes Mal umdrehen mochte, lange nachdem deutlich hübschere Gesichter längst vergessen wären.
    Das lag an ihren Augen: Das auffallende Grün ihrer Iris war von einem hellbraunen Ring umgeben; anders als bei den meisten anderen Menschen waren die Farben nicht einfach vermischt. Und der Blick aus diesen bemerkenswerten Augen war so scharf und konzentriert wie der eines Raubvogels.
    Babette ertappte sich dabei, ein wenig zurückzuweichen, als der Blick auf dem Bildschirm auf sie fiel, obwohl sie genau wusste, dass George ein Dummy-Programm zwischengeschaltet hatte. Dieses Programm sorgte dafür, dass ihre Gesprächspartnerin auf ihrem Display nur zwei geschlechts- und gesichtslose Schatten zu sehen bekam. Diese Schatten waren auch noch miteinander verschmolzen, und so war der Gesamteindruck deutlich bedrohlicher, als das bei einem einfach nur schwarzen Bildschirm der Fall gewesen wäre.
    »Ja?«
    »Sind Sie alleine?«
    Babette hörte ihre Worte zweimal hintereinander: einmal mit ihrer eigenen Stimme, einmal mit der computergenerierten Flüsterstimme, die das Avatar-Programm bereitstellte.
    »Ja. Hat dieser Anruf etwas mit dem Verschwinden meiner Tochter zu tun?«
    Obwohl Babette bei allen bisherigen Nachforschungen in Erfahrung gebracht hatte, dass Judith Newland eine bemerkenswert zähe junge Frau war, überraschte sie die Gefasstheit ihrer Gesprächspartnerin doch. Bei besagten Nachforschungen hatte Babette auch herausgefunden, dass es im ganzen Universum wahrscheinlich nur eine einzige Person gab, die Judith Newland ohne jede Einschränkungen und Vorbehalte liebte: ihre kleine Tochter Ruth. Babette hatte erwartet, Judith weinen und schreien zu sehen oder wenigstens Tränen in diesen eigentümlichen grünen Augen zu erkennen. Mit dieser eisernen Selbstbeherrschung hatte Babette jedoch nicht gerechnet.
    Doch George lachte leise in sich hinein. Ohne ein Wort zu sagen, deutete er auf eine kleine Zahlenreihe am unteren Rand des Bildschirms. Mit Hilfe von Infrarot-Scannern und einigen äußerst leistungsfähigen Analyseprogrammen strafte der Computer Judiths vermeintliche Gelassenheit Lügen: Der Puls der jungen Frau war beschleunigt, und als George einen Farbfilter aktivierte, zeigten grün-schwarze Markierungen die Stellen an Judiths Haut an, bei
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