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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe
Autoren: David Weber
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zu können, ganz wie es ihm beliebte, ohne dabei ständig verfolgt zu werden. Dahinter stand die logische Überlegung, dass man guten Gewissens die gesamte Besatzung des jeweiligen Schiffes als die Leibgarde des Kronprinzen ansehen konnte. Und genau deswegen beunruhigte ihn Valless’ Anwesenheit nun doch ein wenig.
    Michael wusste, wie sehr sich die meisten seiner Schiffskameraden auf diesen Urlaub freuten, schließlich konnten sie so wenigstens eine Zeit lang jeglichen Formalitäten und Ritualen des Militärs entkommen.
    Warum bin ich eigentlich der Einzige , dachte Michael und spürte in seinem Innersten einen Zorn aufflammen, den er eigentlich längst überwunden gewähnt hatte, der nie richtig Urlaub nehmen kann?
    Todd hielt sich mit all jenen Fragen zurück, von denen Michael ganz genau wusste, wie sehr sie ihm auf der Zunge lagen, bis sie in dem Flugwagen saßen, den man Michael für seinen Landgang zur Verfügung gestellt hatte. Selbst noch während der Wagen Startfreigabe erhielt, schwieg der junge Lieutenant. Ein Stingship, das ihnen als Geleitschutz diente, folgte ihnen unauffällig.
    Schließlich aber hielt Todd es nicht mehr aus. »Michael, warum bist du denn so vor ihr davongelaufen? Du warst beinahe schon unhöflich zu ihr!«
    »Ja, und unhöflich bin ich nie«, erwiderte Michael ernsthaft. »Ich weiß.«
    »Das ist doch keine Antwort. Wir haben noch mehrere Stunden Zeit, bis wir uns mit deiner Freundin da treffen sollen. Wir hätten gut noch einen Kaffee zusammen trinken können – oder was auch immer. Ich fand diese Alice wirklich niedlich, und sie hat sich ganz offensichtlich gefreut, dich wiederzusehen.«
    »Was denn, mich?«, gab Michael zurück. Erneut verspürte er jenen irrationalen Zorn, und er musste sich ernstlich zusammennehmen, damit man ihm diese Emotion nicht anmerkte. »Mich, oder doch eher ›Kronprinz Michael‹? Sobald ich an Bord eines der Schiffe bin, vergesse ich fast, wie das Leben am königlichen Hof überhaupt ist. Seit dieser Geschichte auf Masada – damals war ich noch ein einfacher Kadett – akzeptieren mich die meisten Navy-Angehörigen für das, was ich tue und was ich kann, nicht für die Position, in die ich hineingeboren wurde.«
    »Alice hat dich ›Michael‹ genannt«, rief ihm Todd ins Gedächtnis.
    »Ja, ja. Irgendwie wäre mir das Ganze deutlich glaubhafter erschienen, wenn sie mich ›Mikey‹ genannt hätte, wie damals, als wir noch Kinder waren.«
    »Damals warst du auch noch nicht der Kronprinz, oder?«
    »Nö. Damals stand Elizabeth noch zwischen mir und der Verantwortung«, erwiderte Michael und bemühte sich nach Kräften, unbekümmert zu klingen. »Dann ist unser Dad gestorben, und Elizabeth wurde mit achtzehn T-Jahren zur Königin, und ab da war ich der Kronprinz. Aber damit hatte ich nie gerechnet, weißt du? Dad war noch jung genug, um sich auch einer Prolong-Behandlung unterziehen zu können. Ich war damals noch klein und wollte erst einmal für mich selbst herausfinden, was ich eigentlich später werden wollte. Und plötzlich war ich der Zweite in der Thronfolge des Sternenkönigreichs von Manticore!«
    Natürlich wusste Todd das alles, aber sonderbarerweise hatten sie nie zuvor darüber gesprochen. Todd hatte leichthin akzeptiert, dass Michael Winton einfach nur ein ganz gewöhnlicher Student an der Flottenakademie sein wollte – nicht mehr, nicht weniger –, und genau das hatte ihre Freundschaft auch gefestigt. Im Laufe der Jahre hatte es diese Freundschaft auch nicht geschwächt, dass sie für ihre Kadettenfahrt auf unterschiedliche Schiffe abkommandiert worden waren. Auch ihre ersten Stellen als Subalternoffiziere hatten sie auf unterschiedlichen Schiffen erhalten.
    Todd hörte sich an, was Michael zu sagen hatte, dann wandte er leise ein: »Das muss ziemlich hart gewesen sein. Aber du wirst nun einmal ewig Elizabeths kleiner Bruder bleiben, ganz egal, wie viele andere irgendwann zwischen dir und dem Thron stehen mögen. Wird es nicht langsam Zeit, dass du dich damit abfindest?«
    »Ich dachte, das hätte ich schon längst geschafft«, erwiderte Michael. Im Laufe seiner Ausbildung hatte sich Todd für eine Karriere als Taktischer Offizier entschieden, und so war er nicht umhingekommen, das eine oder andere darüber zu lernen, wann und wie man eine Schlacht zu führen hatte. Deswegen war er auch vernünftig genug, das Thema zu wechseln.
    »Erzähl mir doch mal etwas über deine Freundin, die wir nachher besuchen wollen. Du hast sie während
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