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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe
Autoren: David Weber
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Sternenkönigreich alles andere als selten war, galt doch selbiges nicht für sein Äußeres. Michaels Haut war so dunkelbraun, wie es bei allen Wintons nun einmal der Fall war; bei den meisten anderen Manticoranern im Sternenkönigreich war es im Laufe der Jahre zu einer genetischen Durchmischung der verschiedenen Ethnien gekommen. Auch wenn Michael seit mehr als zwei Jahren seine Heimat nicht mehr aufgesucht hatte, bezweifelte er doch ernstlich, dass man ihn nicht mehr erkannte – obwohl er in der Zwischenzeit ein wenig gewachsen war und auch deutlich an Muskelmasse zugelegt hatte. Aber als effiziente Tarnung konnte man das gewiss nicht bezeichnen. Zum einen sah er seinem Vater einfach entschieden zu ähnlich – und ein Portrait Roger Wintons hing immer noch in vielen Büros und öffentlichen Räumen, obwohl der König bereits vor mehr als neun T-Jahren gestorben war.
    Michaels Begleiter, ein junger Mann mit dunkelblondem Haar und funkelnden hellbraunen Augen, sog scharf die Luft durch die Zähne.
    »Michael, was ist denn los mit dir? Die winkt dir doch zu! Seit wann läufst du denn vor hübschen Mädchen davon?«
    Todd Liatt, ein gutaussehender Bursche mit markantem Kinn und einer der besten Freunde Michael Wintons, mühte sich bei jedem Landgang stets aufs Neue, den deutlich zurückhaltenderen Michael dazu zu bewegen, gemeinsam mit ihm dem schöneren Geschlecht nachzustellen.
    Michael blickte sich um, suchte nach einem Ausweg, doch obwohl er sowohl die öffentlich zugänglichen als auch die privaten Bereiche von Mount Royal Palace ebenso gut kannte wie seine winzige Kajüte an Bord der Diadem , wusste er, dass er hier nicht entkommen konnte, solange er nicht zu offenkundiger Unhöflichkeit griff – und offenkundige Unhöflichkeit war eine Taktik, zu der zu greifen ihm schlichtweg nicht zustand.
    Also verlangsamte er seine Schritte schließlich doch und unterdrückte einen gequälten Seufzer. Dann zwang er seine dunklen, jungenhaften Gesichtszüge zu einem höflichen Lächeln und wandte sich der jungen Dame zu, die ihm auf dem breiten Korridor entgegeneilte.
    Ihre Haut hatte die Farbe von hellem Milchkaffee. Die Sommersprossen in ihrem Gesicht, an die er sich aus ihrer Kindheit erinnerte, waren fast verblasst, doch sie trug ihre langen honigblonden Locken nach wie vor offen; mittlerweile reichten sie ihr beinahe schon zur Taille. Diese Frau erschien ihm immer noch genauso niedlich wie damals, doch insgeheim musste sich Michael eingestehen, dass Todd tatsächlich recht hatte: Sie war wirklich hübsch, vielleicht sogar schön.
    »Alice! Was für eine Überraschung!«
    »Daddy hat heute eine Besprechung mit irgendeinem Komitee«, erklärte Alice und umschloss die Hand, die Michael ihr höflich entgegenstreckte, mit beiden Händen. Ihre goldenen Augen mit den reizvollen Bernsteinflecken funkelten schelmisch. »Seine Sekretärin ist im Urlaub, und ich darf sie vertreten. Was für ein Glück, dass er mir gerade, als du vorbeigekommen bist, gesagt hat, er würde mich vorerst nicht brauchen.«
    Alice ließ Michaels Hand los und trat einen Schritt zurück. Bewundernd betrachtete sie Michael von Kopf bis Fuß. »Zumindest habe ich gleich gedacht, das könntest wirklich du sein, aber sicher war ich mir nicht. Groß bist du geworden – und in dieser Uniform siehst du so würdevoll aus!«
    Sie hatten einander kaum noch zu Gesicht bekommen, seit Michael im zarten Alter von dreizehn T-Jahren andere Kurse belegt hatte, um sich ernstlich auf seinen Eintritt in die Flottenakademie vorzubereiten. Deswegen erschien Michael Alice’ Bemerkung darüber, er sei »groß geworden«, schlichtweg albern. Allerdings hatte er schon lange vor Beginn seiner Ausbildung an der Akademie gelernt, derlei Dinge niemals offen auszusprechen.
    »Ich hätte dich sofort wiedererkannt«, gab er zurück. »Du trägst die Haare immer noch genauso wie früher.«
    Erfreut lachte Alice auf. »Und du hattest früher immer so einen Spaß daran, daran zu ziehen. Ich weiß noch genau, du hast immer gesagt, es würde dir gefallen, wie sich die Locken wie Springfedern zusammenziehen.«
    Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, als wollte sie Michael auffordern, die alten Zeiten wiederaufleben zu lassen. Doch er verspürte nicht einmal den Hauch einer Versuchung. Eine kurze Bewegung neben ihm rief Michael ins Gedächtnis zurück, dass er seinen sozialen Verpflichtungen noch nicht vollständig nachgekommen war.
    »Alice, ich darf dir meinen Freund Todd Liatt
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