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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe
Autoren: David Weber
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denen die Körpertemperatur ungewöhnlich hoch war. Das alles verriet, wie aufgebracht diese scheinbar so ruhige Frau in Wirklichkeit war.
    Babette entspannte sich. George nickte.
    »Hat er. Hier sind unsere Bedingungen. Ruth lebt noch, und es geht ihr gut – vorerst zumindest.«
    Auf dieses Stichwort hin wurde ein Bild von Ruth übermittelt: die Datums/Uhrzeit-Kennung der Datei war aktuell (allerdings war diese Kennung gefälscht). Nur quälend kurz, eine halbe Sekunde lang, wurde das Bild gezeigt: In eine blassrosa Decke gehüllt, lag Ruth auf der Seite. Sie schlief tief und fest. Eine Hand hatte sie zu einem Fäustchen geballt; es lag unmittelbar vor ihren rosenroten, klassisch geschnittenen Lippen.
    Selbst Babette, die ansonsten wahrhaftig nichts für kleine Kinder übrig hatte, musste zugeben, dass Ruth wirklich entzückend war.
    George sprach weiter.
    »Wenn Sie Ruth lebendig und gesund wiedersehen wollen, müssen Sie Ihren Freund Michael Winton dazu bringen, sich öffentlich in einer Art und Weise zu verhalten, die seinem Stande gänzlich unangemessen ist. Obszönität in der Öffentlichkeit wäre da genau das Richtige. Wenn man ihn auf sein Verhalten anspricht …«
    Und dass genau das geschieht, dafür werden wir schon sorgen , dachte Babette selbstgefällig. Sie hatte auch bereits einen geeigneten Reporter ausgewählt und auf die Gelegenheit vorbereitet.
    »… dann hat er anzumerken, dass er ein Winton ist, und dass die Wintons schon immer genau das getan haben, wonach ihnen gerade der Sinn stand. Er wird darauf hinweisen, dass nichts und niemand und schon gar nicht ein Haufen abergläubischer, prüder Barbaren etwas daran ändern wird – auch wenn besagte Barbaren die Bewohner einer Welt sind, die jüngst ein Bündnis mit dem Sternenkönigreich eingegangen ist.«
    Für einen kurzen Augenblick verriet Judiths unbewegte, ausdruckslose Miene aufrichtige Verwirrung.
    »Warum glauben Sie denn, er würde auf mich hören?«
    »Tun Sie’s einfach«, erwiderte George streng; seine zischende Avatar-Stimme war mit einem wahrhaft beängstigenden Echo unterlegt. »Und vergessen Sie nicht: Sollte irgendjemandem gegenüber erwähnt werden, dass Ruth verschwunden ist, würde das mindestens ebenso großen Schaden anrichten wie alles, was Prinz Michael sagen kann. Es ist ja ganz offensichtlich: Wenn die Wintons nicht einmal diejenigen beschützen können, die auf einer ihrer eigenen Welten wohnen, wie sollen sie denn dann jene beschützen, die in anderen Sonnensystemen leben?«
    Judiths Miene wurde wieder reglos; ihr Gesicht hätte aus Holz geschnitzt sein können. »Und wenn ich tue, was Sie von mir verlangen? Was dann?«
    »Am gleichen Tag, an dem Prinz Michael seine ›Erklärung‹ abgegeben hat, wird man Sie informieren, wo Sie Ruth finden können.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann wird Ruth jemandem übergeben, der sie sehr, sehr gerne wiederhaben möchte – ihrem Vater, Ephraim Templeton.«
    Nun war es um Judiths Gefasstheit geschehen.
    »Das können Sie doch nicht machen!«
    »Einem Vater seine Tochter zurückgeben? Einem Vater, der noch nie die Möglichkeit hatte, seine Tochter im Arm zu halten und ihr über das weiche blonde Haar zu streicheln? Also, ich finde das etwas ganz Wunderbares! Nehmen Sie sich bloß nicht zu viel Zeit, Ms Templeton. Die Vorstellung, eine solche Familienzusammenführung zu ermöglichen, treibt mir wirklich die Tränen der Rührung in die Augen.«
    Judith stammelte noch irgendetwas Zusammenhangloses, doch George unterbrach die Verbindung.
    »So«, sagte er sehr zufrieden. »Nachricht überbracht. Ich habe mir wirklich ein bisschen Sorgen gemacht, wie Judith darauf reagieren wird, wenn ich andeute, sie könne Prinz Michael dazu bewegen, sich so völlig untypisch zu verhalten – und gänzlich konträr zur Politik seiner Schwester. Wir können uns doch unmöglich getäuscht haben …«
    »Du meinst damit, wie nahe Prinz Michael und Judith Newland zueinander stehen?«, schlussfolgerte Babette. Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Ganz und gar nicht! Vergiss nicht, ich bin doch überhaupt erst auf diese Idee gekommen, nachdem ich sie letztes Jahr zusammen gesehen habe. Prinz Michael hat zwar versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich habe doch sofort bemerkt, dass für ihn die grünen Augen dieser unattraktiven Barbarin Sonne, Mond und Sterne sind!«
    Kurz streckte sich Babette wie eine Katze und sprach dann weiter. »Und seitdem habe ich ein bisschen recherchiert. Die
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